Der Regenbogenberg

Dieser Ausflug begann damit, dass ich vor einigen Monaten mein Facebook Profil herunterscrollte und auf das Bild eines in verschiedenen Farben leuchtenden Berges stieß. Ich kopierte den im Kommentar angegebenen Namen des Berges und fügte ihn in Google Suche ein. Schnell hatte ich herausgefunden, dass sich das gesuchte Naturwunder in Peru, in der Nähe von Cusco befindet. Einige Klicks später, hatte ich außerdem herausgefunden, dass der gesuchte Berg, der Vinicunca oder auch Rainbow Mountain genannt wird, im Nationalpark Ausangate, von Cusco aus gut zugänglich liegt. Ab diesem Zeitpunkt beschloss ich den Vinicunca auf jeden Fall auf meiner Perureise zu besichtigen.

Wir buchten eine geführte Tour von Cusco aus für 70 Soles pro Person. Ohne Tour ist es eigentlich unmöglich die Berge zu besuchen. Um 3:30 Uhr morgens wurden wir an unserem Hostel abgeholt. Es war kalt und dunkel. Wir hatten uns alle so warm eingepackt wie möglich, ohne unnötig viele Kleider anzuziehen. Am Vortag hatten wir uns extra noch Handschuhe gekauft. Am Plaza San Blas stiegen wir in unseren Bus. Bevor wir aber endgültig in Richtung Nationalpark Ausangate aufbrechen konnten mussten noch andere Tourgäste abgeholt werden. Gegen fünf Uhr morgens verließen wir Cusco. Während der Bus auf kurvigen Straßen durch die Morgendämmerung fuhr, schliefen wir. Um etwa sieben Uhr morgens, weckte uns unserer Guide. Wir waren am ersten Zwischenstopp angekommen, bei dem es auch Frühstück geben sollte. Wir tranken Coca Tee und aßen Brot mit Omelette, wobei uns die wichtigsten Informationen über den bevorstehenden Aufstieg erklärt wurden. Wir sollten uns auf unserem Weg auf keinen Fall im Sitzen ausruhen, da dabei der Kreislauf zusätzlich geschwächt und uns auf der Höhe schwindelig werden könnte. Überhaupt versicherten unsere Guides uns, jederzeit zur Verfügung zu stehen, falls jemand höhenkrank werden sollte.

Nach dem Frühstück fuhren wir ein Stück weiter mit dem Bus, bis zum Eingang des Parks. Auf der Strecke sahen wir viele Alpacka Herden, Häuser aus Lehm, mit bröckelnden Fassaden und mangelhaft erscheinenden Dächern, neben denen Kinder spielten oder Frauen in bunten Trachten saßen. Die Menschen hier sind sehr arm, der Ackerbau in diesen Höhen ist wenig ertragreich und schwierig. Umso mehr profitiert die lokale Bevölkerung vom Tourismus. Der Regenbogenberg ist erst seit rund über zwei Jahren eine Sehenswürdigkeit in dieser Gegend geworden. Schuld daran ist der Klimawandel, der den einst am Vinicunca gelegenen Gletscher abgetragen und einen bunten Berg hinterlassen hat.

Am Eingang standen die Einheimischen und boten Pferde zum Aufstieg. Wir befanden uns inzwischen auf etwa 4.800m Höhe und man merkte wie dünn die Luft geworden war. Mein Kopf fühlte sich müde an und ich befürchtete schon ich würde den Aufstieg auf 5.200m nicht schaffen. Meine Mama mietete sich für 70 Soles ein Pferd, das sie abgesehen vom letzten steilen Stück den ganzen Berg hinauftrug. Daniel, Sophie und ich beschlossen zu Fuß zu gehen. Nach kurzer Zeit hatten wir uns an die Höhe gewöhnt und der Aufstieg schien nicht besonders schwer. Es ging ein gutes Stück geradeaus, bevor wir an einem Kontrollpunkt die Eintrittskarten für den Park (die übrigens 10 Sol kosten, in unserer Tour aber bereits enthalten waren) vorzeigen mussten. Auch dann ging der Weg noch stückweise recht eben. Plötzlich allerdings wurde es immer steiler und je steiler es wurde, desto deutlicher merkte man die Höhe. Einer nach dem anderen keuchten wir zwischen zahlreichen weiteren Touristen den Berg hinauf. Die Einheimischen folgten uns mit den Pferden und boten auch noch unterwegs ihre Hilfe an. Inzwischen hatte sich die Sonne hinter den Wolken hervorgeschoben und brannte auf unsere Köpfe. Immer wieder Pausen einlegend, in denen wir uns abwechselnd Traubenzucker und Cocablätter in den Mund stopften, kamen wir langsam voran. Vor uns erhob sich zur rechten Seite ein schneebedeckter Gipfel. Unter uns konnten wir die glitzernden Busse auf dem Parkplatz vor dem Nationalpark sehen. Die Steine auf unserem Weg leuchteten bereits in verschiedenen Farben, obwohl wir noch nicht am Ziel angekommen waren.

Das letzte, steile Stück war besonders anstrengend, sodass mir als ich endlich auf dem Bergrücken stand fast die Tränen gekommen wären. Vor mir erstreckte sich das Tal, das in verschiedenen Farben glitzerte, genau wie der Berggipfel zu meiner linken. Auf der anderen Seite konnte man die schneebedeckte Spitze des Ausangate mit seinen 6000 Metern ausmachen. Der Zauber, den Worte wirken, kann das Wunderliche des Blickes nicht einfangen; meine Fotos sind nur schwache Abbilder der eigentlichen Schönheit. Obwohl Auf- und Abstieg uns an unsere körperlichen Grenzen brachte, hatte es sich mehr als gelohnt. Den ganzen Rückweg über, sah ich jenes Panorama vor meinem inneren Auge und sehe es auch jetzt, viele Kilometer entfernt noch genauso als stünde ich auf dem Gipfel des Berges.

 

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