Erste Unterrichtsstunde

Bei meiner Ankunft im Guasmo sagte Jana mir, es gibt gute und schlechte Tage. Ich weiß nicht wozu ich den letzteren zählen soll. Wieder wachte ich früh am Morgen auf und hatte eine scheinbar ewige Zeit vor mir, in der ich mich allein beschäftigen musste. In Deutschland macht mir das überhaupt nichts aus, aber sobald ich hier allein bin, mache ich mir über alles Gedanken und dann vermisse ich auch schon mal mein zu Hause.

Jedenfalls sind wir nach dem Frühstück zusammen zur Musikschule gegangen und Jana und Franziska haben uns alles gezeigt. Wir waren auch auf dem „berühmten“ Dach der Schule und dort oben ist es wirklich schön. Man kann über den ganzen Guasmo schauen und Blechdach reiht sich an Blechdach. Am Morgen war in der Musikschule nichts los, und so konnten wir Deutschen uns untereinander austauschen. Am Mittag sind wir zurück zu unserer Gastfamilie und haben zusammen gegessen. Dann haben wir mit Kristel und Kati allerhand verrückte Dinge gespielt. Wir mussten über Stühle hüpfen und uns in kalte Wasserbecken stellen. Wenn ich mit meinen Gastgeschwistern spiele, vergesse ich alles andere um mich und mache mir überhaupt keine Sorgen mehr.
Aber dann war es leider schon 15 Uhr und wir mussten zurück zur Musikschule. Dort habe ich dann mit John meinen Stundenplan gemacht, der jetzt hauptsächlich aus Schülern von Samuel besteht, die ich Klavier unterrichten soll, obwohl ich ja eigentlich kaum bzw. gar nicht Klavier unterrichten wollte. Und dann hatte ich auch noch gleich spontan meine erste Schülerin, was mich in dem Moment ziemlich überfordert hat, weil ich nicht einmal die Noten auf Spanisch weiß, geschweige denn irgendetwas erklären hätte können. Zum Glück hat Jana dann die Stunde übernommen und ich konnte erstmal zuschauen. Ich weiß wirklich nicht, was ich hier ohne die Hilfe der anderen Freiwilligen machen würde. Später allerdings hatte ich dann noch eine Klavierschülerin, die ich (auch ohne es so wirklich zu wissen) übernehmen musste. Johanna half mir dabei und zu zweit versuchten wir dem Mädchen mit unserem wenigen Spanisch „Alle meine Entchen“ und „Freude schöner Götterfunken“ nahezubringen. Alles ohne Noten, denn die zu besorgen hatten wir ja keine Zeit. Der Vater des Mädchens saß die ganze Zeit bei uns, was ein wirklich komisches Gefühl war. Ich versuchte ihm dann zu erklären, dass es meine erste Stunde war und dass mein Spanisch leider sehr schlecht ist und hoffe, dass er das verstanden hat und nicht allzu böse über diese chaotische Stunde war.
Nach dem Unterricht war ich total müde! Eine Stunde kann sich wirklich in die Länge ziehen, wenn man keine Ahnung vom Unterrichten hat, keine Noten und nichts auf Spanisch erklären kann. Ich fragte mich, ob ich das jemals hinbekommen würde. Alle sagen immer, man soll sich keine Sorgen machen, aber das ist gar nicht so leicht, wenn man in einem fremden Land ist, mit fremden Menschen und das erste Mal Musikunterricht gibt.

 

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