Trifft man auf Reisen, oder sogar in Guayaquil auf einen Ecuadorianer, kommt mit ihm ins Gespräch und redet so über dies und das, was man bereits in Ecuador erlebt hat; so wird man bestimmt gefragt, ob du man schon in Montañita war. Verneint man, so wird einem ein Ausflug dorthin schwer ans Herz gelegt.
Montañita ist DER Partyort in Ecuador. Eigentlich nur ein sehr kleines Städtchen am Strand, dass aber wirklich jeder kennt. Es ist berüchtigt für seine Bars und Diskotheken und auch dafür, dass man mit etwas Geld, bis in den „Himmel“ fliegen kann.
Wir hatten uns vorgenommen, diesem Ort unbedingt einen Besuch abzustatten, bevor Samuel Ende Januar nach Deutschland zurückkehrt und so machten wir uns eines Samstags Morgens auf den Weg. Von den Ecuadorianern hatten John, Vladimir und Izrael uns zugesichert mitzukommen, aber wegen einer Salsa-Probe wollten sie später nachreisen.
Wir drei Deutschen fuhren also am Morgen los, nach Olón, das gleich neben Montañita liegt und wo MoG ebenfalls gerade dabei ist, eine Musikschule aufzubauen. Leider gibt es nicht sehr viele direkte Busse nach Olón und so kamen wir erst um etwa drei Uhr nachmittags an unserem Zielort an. In der Musikschule war leider auch niemand und später erfuhren wir, dass zwei der drei Voluntarios aus Olón gar nicht zu Hause waren. Wir suchten ein Hostel und fanden ein Zimmer für sechs Personen, zum Preis von je 8 Dollars. Dann machten wir uns auf zum Strand.
Ich war mit nur siebzehn Dollar aus dem Guasmo aufgebrochen und hatte eigentlich gedacht in Olón eine Bank oder wenigstens einen Geldautomaten zu finden. Da hatte ich mich aber getäuscht. Olón ist nur wenig größer als Montañita und eine Bank gibt es dort nicht!
Am Strand trafen wir auf eine argentinische Jazz Band, die einen Trompeter aus Peru im Schlepptau hielt. Wir kamen ein wenig ins Gespräch und sie erzählten uns, dass sie durch ganz Südamerika reisten, lediglich mit dem Geld, das sie beim Spielen einnahmen. Den Trompeter hatten sie in Lima getroffen. Dort hatte er an einem Konservatorium studiert, aber klassische Trompete war ihm zu langweilig geworden und er hatte sich der Band für unbestimmte Zeit angeschlossen.
Unnötig zu sagen, dass der Strand in Olón wunderschön ist. Nur die Wellen sind leider recht hoch, so dass ich mich nicht traute Baden zu gehen. Dafür sagt man sei dort das Surferparadies Ecuadors. Auf fast jeder Welle sieht man jemanden mit dem Board in die Höhe schnellen, um nach einigen riskanten Manövern wieder in den Fluten zu verschwinden. Nachdem wir eine Weile am Strand verbracht hatten, machten wir uns auf den Weg zum Abendessen. Ich hatte jetzt schon kein Geld mehr, weil wir natürlich auch das Hostel gleich bezahlen mussten, aber zum Glück war ich mit zwei super Jungs unterwegs, die kein Problem damit hatten, mir zeitweise etwas auszulegen. Nach dem Essen vertrieben wir uns die Zeit mit etwas Cerveza und lernten außerdem Justus, den Freiwilligen aus Olón, der gerade nicht auf Reisen war kennen. Er spricht noch nicht so gut Spanisch, erzählt uns aber etwas von dem Leben in Olón. Auch, dass es dort kaum Jugendliche in unserem Alter gibt. Da bin ich mal wieder furchtbar froh, dass ich den Guasmo und meine ganzen, lieben, ecuadorianischen Freunde habe.
Später, so gegen zehn Uhr abends ruft John an. Er sagt uns, sie seien noch am Terminal in Guayaquil und würden erst sehr spät in der Nacht ankommen. Etwas ratlos beschließen wir, dann eben ohne die drei, schon einmal nach Montañita aufzubrechen. Eine halbe Stunde (wir sitzen gerade mit Cocktails in einer Bar) werden wir erneut angerufen. John erklärt uns, dass das von vorhin ein Spaß war und dass die drei gerade eben in Olón angekommen sind. Er fragt auch wie unser Hostel heißt und sagt, dass sie sobald wie möglich zu uns stoßen werden.
Als die drei dann endlich ankommen stellen wir entsetzt fest, dass sie sich ein eigenes Zimmer gesucht haben. Es hat wohl keiner verstanden, dass wir schon für alle ein Zimmer gefunden und bezahlt haben. Und das schlimmste an der Sache, die drei sind im Hostal, dass den gleichen Besitzern gehört und nur ein paar Straßen weit entfernt liegt!
Naja, zu diesem Zeitpunkt lachen noch alle über dieses Missverständnis und nichts kann unsere gute Laune trüben. Wir gehen an den Strand und später stößt auch noch Justus zu uns. Wir amüsieren uns, obwohl wir leider in keine einzige Disco gehen. Um vier schließt alles um uns herum. Wir sind noch am Strand und tanzen zu den letzten Fetzen Musik in einer Menschenmenge. Da zieht John uns plötzlich fort und meint wir sollten gehen. Am Morgen erzählt er uns, dass ganz in unserer Nähe jemand geschossen habe.
Wir nehmen ein Taxi und fahren zurück nach Olón. Ich gehe früher als die anderen schlafen und wache am Morgen mit Izrael, Alban und Samuel in einem Zimmer auf.
Vladimir und John sind im anderen Hostal. Nach einigem Hin- und Her suchen wir sie auf und stellen dann gemeinsam fest, dass alle Hunger haben. Das Problem an der Sache: Keiner hat Geld! Die Ecuadorianer haben sowieso sehr selten viel Geld bei sich, ich habe zwar eine Kreditkarte, aber keinen Bankautomaten und Samuels Geldvorräte sind auch langsam ausgeschöpft. Ganz zu schweigen davon, dass jeder noch mindestens fünf Dollar, wenn nicht mehr für die Rückfahrt benötigt. Daran denkt jetzt aber niemand. Das Geld, das wir noch haben wird für ein Strandfrühstück ausgegeben. Dann noch schnell ein Abschiedsfoto gemacht und zum Bus gehastet.-
Dort müssen wir uns dann erstmal etwas einfallen lassen. Da unser Geld wenigstens noch bis zu dem Zwischenstopp nach Santa Helena reicht, fahren Alban, Izrael, Vladimir und ich dorthin voraus, während John und Samuel noch einmal zum Geld abheben nach Montañita fahren.
Schließlich treffen wir uns in Santa Helena. Wir nehmen den Bus nach Guayaquil und kommen gerade rechtzeitig an, damit Alban eine Freundin, die am selben Tag in Guayaquil ankam vom Flughafen abholen kann.
Die nächsten Wochen beschäftigen wir uns dann mit der Frage, wer wem noch Geld für diesen kuriosen Ausflug schuldet.