Die Sache mit dem Visum

Für all diejenigen, die sich dazu entschließen für längere Zeit nach Ecuador zu gehen, kann ich folgenden wichtigen Hinweis geben:

Holt euch euer Visum lieber für eine längere Zeitspanne, als ihr eueren Aufenthalt plant!
Angenommen nämlich, ihr stellt nach einem halben Jahr fest, dass ihr definitiv noch nicht zurück nach Deutschland wollt; und angenommen, alles spricht dafür, dass ihr noch länger bleiben könnt…- so bleibt euch doch das lästige Problem des Visums.
Schon im Januar machte ich mich das erste Mal mit Daniel auf den Weg zum Gobierno del litoral (die Ansprechstelle in Sachen Visum). Dort wurde mir eine Information ausgehändigt und mir die Möglichkeit gegeben mich zwischen einem kurzen, dafür „günstigem“ und zwei teuren Visa zu entscheiden.
Also verbrachten wir die nächsten zwei Monate damit, die Unterlagen für die Verlängerung des Visums herauszusuchen. Das kann in Ecuador schon mal seine Zeit brauchen. Ich fuhr dann noch einmal zum Gobierno de litoral (vom Guasmo aus benötigt man für den einfachen Weg ca. eineinhalb Stunden) und fragte, ob alle Dokumente gültig seien und welche denn noch fehlten. Wieder bekam ich eine Information, dieses Mal eine andere als zuvor und wurde damit zurück in den Guasmo geschickt.
Die Woche darauf hätte ich endlich alles zusammen, machte mich wieder auf den Weg und wollte die Dokumente nun einreichen. Das Gobierno aufgesucht, eine Nummer gezogen, gewartet…- Dann sagt die Frau hinter dem Schalter mir, dass ein Dokument fehlt! Und auf mein Nachfragen weigert sie sich, mir genaueres zu erklären.
Ich bekomme wieder eine andere Information, die ich doch bitte meiner Organisation vorlegen soll…
Also zurück in den Guasmo, wo ich mit John spreche, der mir versichert, dass ich das verlangte Dokument schon längst habe und mir verspricht am nächsten Morgen noch einmal mit mir zum Gobierno del litoral zu fahren. Also stehe ich am nächsten Morgen wieder um halb sieben auf; wieder machen wir uns auf den Weg und wieder bedient uns die gleiche Frau wie am Vortag. Komischer Weise zuckt sie, als sie John sieht nicht einmal mit der Wimper, durchschaut nicht einmal die Dokumente, sondern geht endlich ihrer Arbeit nach. Ein Problem gibt es allerdings: ich soll am Montag wieder kommen, um zu schauen, ob das Visum genehmigt wurde. Abholen kann ich es dann spätestens am Dienstag. Meine Mama kommt aber am Samstag zu Besuch nach Ecuador und wir wollten am Sonntag verreisen. Ich schreibe ihr eine Nachricht und Teile ihr mit, dass sie nun doch länger in Guayaquil bleiben muss. Sie ist nicht begeistert, findet sich aber damit ab.
Am Montag mache ich mich dieses Mal hoffnungsvoll auf den Weg zum Gobierno del litoral. Wieder drei Mal in verschiedene Metros und Busse umgestiegen (inzwischen kenne ich den Weg sehr gut), eine Nummer gezogen, gewartet,…
Dieses Mal bedient mich ein Herr. Er schaut den Zettel an, den ich ihm gebe und sucht nach meinem Ordner. Dann erklärt er- Das Visum wurde nicht genehmigt, weil ein Dokument fehlerhaft ist. Er erklärt mir genaueres und ich kehre ziemlich verzweifelt zurück zur Musikschule. Im Laufe des Tages stellt sich heraus: Das Dokument, das fehlerhaft ist, ist ein vom Ministerium bestätigtes Dokument über die Direktion von Mi Cometa. Das Papier besagt, dass die Vorsitzenden von Mi Cometa von 2012 bis Dezember 2014 gewählt sind. Wir sind nun aber schon in 2015! Und noch schlimmer: Mi Cometa hat noch nichtmal einen neuen Vorsitz gewählt. John und Ana schlagen vor, am nächsten Tag noch einmal zum Gobierno del litoral zu fahren, um die Problematik zu erklären. Also stehe ich wieder früh auf und ziehe gemeinsam mit John wieder los.
Leider stellen sich die Beamten im Gobierno als ziemlich ignorant heraus. Sie wollen dieses Dokument, alleine dieses und es muss vom Ministerium bestätigt sein. Auf die Frage hin, was ich in der Zwischenzeit tun soll, denn mein Visum läuft am nächsten Tag aus, wissen sie keine Antwort.
Also bin ich jetzt wirklich verzweifelt! Ich habe kein Visum, meine Mama sitzt in Guayaquil fest und meine Gastfamilie benimmt sich alles andere als unterstützend. Ich rede dann mit der Señora Eugenia und diese erklärt mir, dass es bis der neue Vorsitz gewählt ist noch in etwa drei Monate dauern könnte. Na toll, und in der Zwischenzeit? Ich soll zur Migration gehen und um eine Erlaubnis bitten, mich in der Zwischenzeit im Land aufhalten zu dürfen. Ich bin nicht gerade begeistert, aber was soll ich machen? Zum Glück kommt Marcos an dem Abend vorbei, wir gehen Empanadas essen und fahren auf einen Aussichtspunkt. Außerdem verspricht er mir, am nächsten Morgen mit zur Migration zu gehen. Zum Glück fahren wir dorthin mit dem Auto. Da dauert es nicht ganz so lange. Marcos sagt mir, ich solle so tun, als spräche ich nur sehr wenig Spanisch, da die Beamten dann manchmal Mitleid bekommen. In Wirklichkeit verstehe ich aber jedes Wort. Die Beamtin erklärt, dass es nicht möglich sei, mir ein Dokument auszustellen, das solange als Aufenthaltsgenehmigung gilt, bis ich mein Visum verlängert habe. Die einzige Möglichkeit wäre vor Ablauf des aktuellen Visums, nach Peru oder Kolumbien auszureisen…- und da das Visum am heutigen Tag ausläuft, müsste ich noch heute das Land verlassen.
Erst erschreckt mich das etwas. Aber wenn es die einzige Möglichkeit ist…Wir fahren zurück in den Guasmo und ich packe in ziemlicher Hektik alle meine Sache. Wir müssen so schnell wie möglich los, damit wir uns nicht vollkommen verspäten. Trotzdem, die Grenze werden wir nicht vor Einbruch der Dunkelheit passieren. Marcos, John und Eloisa begleiten uns zum Bahnhof. Von den anderen kann ich mich nicht einmal mehr verabschieden. Ich habe keine Ahnung von Peru. Wir fahren in die der ecuadorianischen Grenze am nächst gelegene Stadt: Tumbes. Dort bleiben wir zwei Tage, bevor ich den Versuch mache wieder nach Ecuador einzureisen. Es klappt zum Glück. Ich bekomme ein Touristenvisum für 90 Tage und hoffe in der Zeit nun endlich mein eigenes Visum verlängern zu können. – Denn das Problem hat sich damit noch nicht gelöst, nur verschoben und das nächste Mal wird eine Ausreise nach Peru nicht möglich sein!

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Meine Mama und ich in PEru

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