La fiesta de Guayaquil

Der 25. Juli ist in Guayaquil ein bedeutender Tag- der Unabhängigkeitstag. In der Woche dieses Datums werden in ganz Guayaquil Konzerte gegeben, Musik gespielt und getanzt. Und natürlich wurde davon auch im Guasmo keine Ausnahme gemacht. Am Samstag (den 25.) sollte die Musikschule auf dem Fußballplatz spielen. Dazu traf es sich gut, dass am Vortag John und Maggi losgegangen waren, eine neue Konsole zu kaufen, mit der man den Klang von Instrumenten und Mikrofon anpassen kann. Da wir gerade häufig im Freien spielen, ist die Akustik immer ein großes Problem. Am Samstag Morgen probten die Jungs in der Musikschule und ich half Ana ein wenig für Ordnung zu sorgen. Später dann ging ich zu Daniel und zusammen badeten wir Rene und schnitten ihm die Haare, wofür wir fast einen ganzen Nachmittag brauchten (wenn man Rene kennt, weiß man warum).
Als wir schließlich zum Fußballfeld kamen, hatten die anderen schon die Instrumente aufgebaut. Außer uns, hatte sich die Gemeinde vorgenommen das schönste Mädchen aus dem Guasmo zu küren. Also präsentierten sich in unseren Spielpausen eine Reihe hübscher Mädchen mit hohen Schuhen und engen Kleidern. Die Jungs spielten vor allem mit sehr viel Spaß und die gute Laune übertrug sich auf das Publikum. Nebenher tranken wir Bier, redeten, IMG_2575lachten und tanzten.IMG_2590
Gegen 12 schleppten wir gemeinsam die Instrumente zurück in die Musikschule. Zum Glück ist der Fußballplatz gleich an der Ecke, sonst hätten wir sicher nicht Lautsprecher, die Konsole und das Schlagzeug so einfach hin und her tragen können.
Anschließend wollte man natürlich noch feiern gehen, und es traf sich gut, dass ein Cousin Anthonys und zu sich nach Hause einlud. Dort verbrachten wir dann die restliche Nacht, bis um etwa drei Uhr morgens. Aber es wäre nicht „la Fiesta de Guayaquil“, wenn die Jungs um drei Uhr morgens nach Hause gingen. Also wurde beschlossen zu Macoto nach Hause zu gehen, um den Abend bzw. Morgen dort ausklingen zu lassen. Aus einem Grund, den ich bis Heute noch nicht verstanden habe, befand sich im Haus von Daniel ein Kasten Bier, der Gary gehörte und darum gingen john, Daniel und ich los, das Bier zu holen. Als wir gerade an der Tür zu Daniels Haus angekommen waren, hörten wir Schüsse von der Straßenecke. Wir sahen aber niemanden und so gingen wir einfach schnell nach drinnen und warteten dort eine Zeitlang. Als von draußen nichts mehr zu hören war, nahmen wir unseren Kasten Bier und machten uns auf den Weg zu Macoto. Gerade als wir auf die Ecke zugingen hörten wir erneut Schüsse. Wir machten natürlich schnell kehrt, liefen zurück zum Haus von Daniel und nahmen dann einen anderen Weg. Ich war etwas erschrocken, ich hatte noch nie zuvor Schüsse gehört. Manchmal fragte ich mich, wie die Menschen im Guasmo Feuerwerk und Schüsse unterscheiden können, da der Klang ja ziemlich ähnlich ist und im Guasmo ständig Feuerwerk gemacht wird. Aber an diesem Abend verstand ich schließlich den Unterschied.
Der Schreck verschwand schnell und wir blieben noch eine Weile vor dem Haus von Macoto sitzen.
Manchmal sagen mir die Menschen, der Guasmo sei ein gefährlicher Ort. Aber wenn ich durch die Straßen laufe, schaue ich mich einfach um, und registriere alles, was um mich her passiert. Ja, man muss manchmal vorsichtig sein. Aber Angst habe ich keine. Im Gegenteil, wenn ich durch die Straßen gehe und die kleine, ganz und gar nicht perfekte Welt das Guasmos um mich habe, fühle ich ein Stück von meiner fremden, neuen Heimat in mir.

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