Machu Picchu

Es ist wahrscheinlich die bekannteste Sehenswürdigkeit in Peru. Aber der Weg zu jenem „alten Berg“, wie die Quichua Übersetzung des Wortes Machu Picchu lautet ist alles andere als leicht. Schon im Voraus hatten wir die Eintrittstickets über die offizielle peruanische Webseite für 152 Soles gekauft. Da nach Machu Picchu keine Straße führt, muss man entweder einen Zug nehmen, der sehr teuer ist, oder vier Stunden lang an den Zugschienen entlanglaufen, um ins Machu Picchu Dorf zu gelangen. Wir entschieden uns aus Zeitgründen für die teurere Variante.

Mit dem Colectivo fahren wir ins heilige Tal nach Ollantaytambo, etwa eineinhalb Stunden von Cusco entfernt. Ollantaytambo ist eine der besterhaltenen Inka Städte überhaupt. Jedes Haus fußt auf alten Inka Ruinen. Die Gassen sind eng und von der ursprünglichen zu Inka Zeit angelegten Kanalisation durchzogen. Wir kaufen uns das Boleto Turistico, das Eintritt in zahlreiche Stätten und Museen in und um Cusco bietet. Mit diesem Ticket besuchen wir die Festungsruinen von Ollantaytambo. Diese sind terrassenartig in den Berg gearbeitet und teils präinka, teils von den Inka selbst genutzt worden. Ollantaytambo ist inzwischen doch ziemlich touristisiert. Überall kann man Pizza und Touristenmenüs essen, die im Vergleich zu den üblichen Preisen recht teuer sind. Zumindest hat man einen schönen Blick auf die Ruinen. Im Hostel gibt es eine warme Dusche, Tee und eine Terrasse; Frühstück inklusive. Am nächsten Tag klettern wir den Berg hinauf zu weiteren Ruinen, die hauptsächlich wegen des spektakulären Ausblicks auf die andere Seite des Berges interessant sind. In Ollantaytambo liegt der Bahnhof, von dem aus wir unseren Weg nach Machu Picchu beginnen werden. Um vier Uhr nachmittags heißt es Abschied von Daniel nehmen, der wegen der hohen Preise und der nötigen Reservierung nicht mitkommen wird. Er nimmt das nächste Colectivo zurück nach Cusco, um sich dort am nächsten Tag Stadt und Museen noch etwas genauer anzusehen. Wir hingegen steigen in den Inka Rail und kommen nach gut eineinhalb Stunden sehr langsamer Fahrt im Machu Picchu Dorf Aguas Calientes an. Wenn ich sagte, dass Ollantaytambo touristisiert ist, dann ist Aguas Calientes von Touristen überlaufen. Jeder der nach Machu Picchu will, macht hier automatisch Station. Daher reihen sich in dem kleinen Ort auch Hostels an Hotels, Restaurants, Massagesalons und Souvenirshops. Es fällt einem schwer, die Straßen entlangzugehen, ohne dass einem irgendetwas angeboten wird. Zum Glück liegt unser Hostel in einer nicht ganz so belebten Gegend. Nach unserem Weg zum Bankautomaten beschließen wir schlafen zu gehen. Um 4 Uhr 30 klingelt unser Wecker. Neuerdings kann man Machu Picchu nur noch zu zwei Einlasszeiten besuchen. Von 6:00 – 12:00 Uhr und von 12:00 – 18:00 Uhr. Empfehlenswert ist die erste Einlasszeit, da das Wetter morgens meist besser und wolkenfreier ist. Das bedeutet allerdings auch, dass man früh aufstehen muss. Besonders wenn man, so wie wir den Berg hochlaufen und nicht mit einem der überteuerten Busse herauffahren will. Um fünf Uhr laufen wir im Dunklen, ausgerüstet mit Taschenlampen los. Erst führt der Weg an der Straße entlang, dann zweigt er ab und schlängelt sich in Stufen den Berg herauf. Der Aufstieg ist anstrengend, die Stufen ungleichmäßig. Immer wieder halten wir auf unserem Weg inne. Um etwa sieben Uhr morgens haben wir es geschafft. Wir stehen vor dem Eingang und müssen nur noch unsere Tickets und Pässe vorzeigen. Als wir die Anlage betreten schiebt sich die Sonne gerade hinter den Wolken hervor. Vor uns liegt die alte Inkastadt, umgeben von den schemenhaften, baumbestandenen Bergen. Wären wir nicht von tausenden Touristen umringt, die ihre Kameras zücken, hätte der Anblick etwas Mystisches. Der Anblick, der sich uns bietet sieht aus, als habe man ihn aus einem Katalog geschnitten. Der Weg hat sich gelohnt!

Über den Zweck der Anlage und das Leben dort ist wenig bekannt. Zu Kolonialzeiten blieb das abgelegene Machu Picchu unbekannt. Erst 1911 wurde es von dem Amerikaner Hiram Bingham entdeckt, der eigentlich Vilcabamba, den letzten Rückzugsort der Inka suchte. Bis dahin war es nur bei der indigenen Bevölkerung bekannt. Man vermutet, dass Machu Picchu in den letzten Jahren vor der spanischen Eroberung gebaut wurde. Vielleicht als sakraler Ort, vielleicht als Rückzugsort und Sommerresidenz des Inka. Das Klima dort ist auf jedenfall um einiges angenehmer als im hohen und kalten Cusco. Auch die Landschaft ist überragend. Als Rückzugsort ist dieser Platz unschlagbar. Die Inka müssen ihn sorgfältig ausgewählt haben, nicht des Klimas, sondern auch der Berge wegen, die in dieser Kultur als heilig galten. Wir laufen durch die gesamte Anlage und sehen uns die alten Mauern an, wobei der Blick von Oben einfach unschlagbar ist. Auf den Terrassen weiden Lamas. Wenn man mehr Eintritt zahlt kann man einen der Berge (entweder den Machu Picchu, den alten Berg; oder den Huiana Picchu, den neuen Berg) besteigen, die sich um die Anlage gruppieren. Wir beschlossen uns diesen Aufstieg zu sparen, was sich als ein Glücksfall herausstellte, da wir bereits sehr müde waren. Einen schönen Blick auf die Inkastätte hat man aber auch ohne auf einen Berg klettern zu müssen. Um etwa elf Uhr beginnen wir mit dem Abstieg. Treppab ist glücklicherweise nicht ganz so anstrengend wir treppauf. In Aguas Calientes angekommen war mir schwindelig vor Anstrengung und vor Glück soeben eines der sieben Weltwunder auf Erden gesehen zu haben. Wir essen Alpacka Steak in einem der Touristenrestaurants, holen unser restliches Gepäck und setzen uns an den Bahnhof, um auf unseren Zug zu warten. Immernoch sehe ich den alten Berg vor meinem inneren Auge. Obwohl jeden Tag über 2000 Touristen durch die uralten Mauern streifen, hat der Ort seine Magie nicht verloren. Wenn Berge heilig sein können, dann müsste dieser es sein!

Rückweg mit dem Zug nach Poroy, dann mit dem Taxi noch etwa eine halbe Stunde nach Cusco. Um neun Uhr abends sind wir im Hostel, wo uns Daniel schon erwartet.

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