Ein Schweizer Bistro in Ecuador

Für den nächsten Morgen waren wir zum Frühstück bei den Nonnen eingeladen. Dort trafen wir dann auch Josha und Anais, die zusammen mit ihrer Gastschwester Angie am selben Morgen angekommen waren. Die Nonnen waren überhaupt nicht, wie man sich Nonnen vorstellt. Sie lasen Jana jeden Wunsch von den Augen ab, waren durchgehend besorgt und überaus liebenswert. Außerdem schienen sie (Janas Erzählungen nach) sehr weltoffen zu sein. Sie besaßen Smartphones, Laptops, tranken Bier und suchten grundsätzlich einen Anlass zum Feiern. An jenem Tag, an dem wir im Kloster eintrafen, war der Tag der Heiligen Cäcilie, der Schutzpatronin der Musik. Welch Zufall und welch Glück, dass wir alle Musiker sind! In der Stadt hatte jemand Jana gefragt, ob wir in seinem Bistro spielen könnten und so begannen wir gleich nach dem Frühstück mit dem proben. Leider gab es für mich nicht ganz so viel zu tun, da wir keine Noten hatten und ich auf der Geige nur schwer frei spielen kann.
Dann gab es Mittagessen, ebenfalls im Kloster und wir kamen in den Genuss einer exzellenten Küche. Schnell wurden später die Instrumente verladen und alle machten sich auf den Weg zum Bistro. Ebendieses gehörte einem Schweizer, der wohl beschlossen hatte von den Alpen in die Anden zu ziehen. Jedenfalls staunten wir nicht schlecht, über die Speisekarte, die sogar ein echtes Schweizer Fondue enthielt. Wir spielten bis zum Nachmittag, auch wenn nicht sonderlich viele Menschen im Bistro waren. Da uns aber ein Abendessen versprochen wurde, beschlossen wir später noch einmal zu spielen.

DSCF7115 - Kopie  DSCF7118  DSCF7117 - Kopie
Es war schon vier Uhr nachmittags und da es in Ecuador immer schon um sechs dunkel wird, hatten wir nicht mehr viel Spielraum um etwas zu unternehmen. Jana führte uns schließlich auf einem Wanderweg hoch hinauf in die Berge, von wo aus man einen wunderbaren Panoramablick auf die Stadt hatte. Hinunter ging es vorbei an der Virgen ziemlich viele Stufen hinunter, bis wir schließlich zusammen mit der Dunkelheit wieder in Baños ankamen. Die Virgen hat eine besondere Bedeutung für die Stadt. Vor vielen, vielen Hunderten von Jahren, kam einmal ein Esel alleine nach Baños gelaufen. Keiner wusste, wem er gehörte oder woher er kam. Auf seinem Rücken aber trug er eine Statue der Virgen Maria. Seitdem erzählt man sich von allerlei Wundern, die die Virgne vollbracht haben soll. Einmal heißt es, sei bei einem Wasserfall das Wasser erloschen. Da beteten alle zur Virgen und der Wasserfall blieb niemals mehr ohne Wasser. Ein anderes Mal verunglückte jemand bei einer Klettertour. Als das Seil riss rief er: „Virgen rette mich!“ Und er wurde gerettet…

P1050647 DSCF7186
Am Abend waren mehr Menschen im Bistro und das Beste: Wir bekamen gratis Essen und Trinken. Wir genossen also Schweizer Rösti mit echtem Käse! Danach machten wir uns auf die Suche nach einer guten Bar. Angie ist eigentlich erst 14, scheint aber sowohl in ihrem Aussehen, als auch in ihrem Benehmen schon lange 18. in Baños gibt es viele Bars und Discotecas. Auf der Straße stehen die Angestellten und werben mit Freigetränken. Diese „Freigetränke“ bestehen aus einem Shot, in verschiedenen Farben, den der Barmann anzündet! Zuoberst brennt dann eine kleine blaue Flamme und die Bedienung ruft:“auf drei alle schnell trinken!“ Dann muss man alles ganz schnell hinunterschlucken, damit man sich nicht verbrennt. Wir gingen an diesem Abend noch eine Weile tanzen und sogar die Musik in dieser Stadt war touristisch geprägt. An Stelle von Salsa und Batchata wurde jene Musik gespielt, die man auch in deutschen Discos allzu oft hört.
Als um zwei Uhr morgens alle Bars zu schließen begannen, machten wir uns auf den Weg zum Hostal. Dort angekommen schliefen die meisten Menschen schön und so schlichen wir uns ganz heimlich und leise in unsere Betten…

P1050670

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert