First Time USA – Zwei Wochen America und viele spannende Orte!

Ein Eintrag, ein Eintrag! 

Jetzt wird es aber mal endlich Zeit, die letzten Reiseschilderungen zu tätigen! Ich grüße euch, liebe Blogleserinnen und Blogleser, liebe Weltenbummlerkollegen und solche, die es werden wollen, sowie überhaupt alle, die sich hierher verirrt haben. Die drei Monate Jamaika haben Spuren hinterlassen. Moskitonarben, braune Haut, Braids im Haar, aber auch innerlich bin ich immer noch recht aufgewühlt und mein Redebedarf ist definitiv erhöht. Kontinuierlich nimmt jedoch jeder „Also in Jamaika war das ja soundso“-Satz jedoch bereits ab und ich merke, dass Tag für Tag bereits Kleinigkeiten in Vergessenheit geraten.  So ein Blog kann dem definitiv entgegenwirken.

Dennoch möchte ich euch diesmal nicht von Jamaika erzählen, sondern von meiner anschließenden Reise berichten. Fünfzehn Tage lang hielt ich mich nämlich in den Staaten auf. The United States of America – das Land der schier unendlichen Möglichkeiten, weiten Distanzen, lecker Essen, dicken Menschen und komischen englischen Dialekten. Für meine erste USA-Reise kann ich stolz berichten, einige tolle Dinge erlebt zu haben. Von Touri-Programm bis wagemütigen Tramping-Erfahrungen war diesmal alles dabei, sodass mir dieser Aufenthalt definitiv in Erinnerung bleiben wird. 

1  MoBay – Houston

Meine Reise führte mich zunächst in das bereits im letzten Beitrag erwähnte Houston, Texas. Eigentlich wollte ich ja nach Albuquerque, doch musste ich in Houston einen Zwischenstopp über Nacht machen, weil die Flüge zeitlich so ungünstig waren, dass ich nicht an ein und demselben Tag von MoBay nach Albuquerque fliegen konnte. Um den Aufenthalt so kostengünstig, aber auch so spaßig wie möglich zu machen, hatte ich bereits Anfang März eine Anfrage bei Couchsurfing für Houston gestellt. Und tatsächlich meldete sich ziemlich schnell der Inder Madhan (sprich: Maddin), der mich supernetterweise sogar vom Flughafen abholte! Wir kamen schnell und einfach ins Gespräch, ich musste nur erwähnen, dass ich was mit Musik studierte, und schon erhielt ich einen ausgiebigen Vortrag über die besten indischen zeitgenössischen Komponisten der letzten Jahrzehnte. Huiii, da war also gleich der nächste Kulturschock! Frisch von der Reggae-Insel bekam ich die halbe Autofahrt also indische Musik zu hören, die sich jetzt für mein Ohr nicht allzu sehr von jeder herkömmlichen Bollywoodmusik unterschied. Dennoch freute ich mich über diesen abrupten Musikwechsel.

Wir gingen einkaufen, fuhren in sein süßes, ruhiges Appartement und er zeigte mir sein Gästezimmer. MEIN Zimmer – das erste Mal seit dem 3. Januar hatte ich ein Schlafzimmer ganz für mich allein! Da kam man sich direkt einsam vor, aber ich genoss es natürlich ausgiebig! Er machte etwas indisches zu essen und wir hatten einen interessanten Abend voller Plausch und Tratsch und Tequila. Tatsächlich hatte ich mit diesem vielleicht Ende 30-jährigen Inder eher Frauengespräche als alles andere, aber wir hatten viel Spaß daran und ich werde ihn definitiv in guter Erinnerung behalten.

Am nächsten Morgen hatte ich das wohl amerikanischste Frühstück, das ich hätte essen können: Peanut Butter Jelly. Mit anderen Worten: man schmiert sich ein Sandwich aus einer großen Portion Erdnussbutter und einer ordentlichen Schicht Marmelade drauf.  Gegen Mittag brach ich dann Richtung Airport auf, um endlich nach Albuquerque zu gelangen!

2 Houston – Albuquerque (sprich: ‚älbək’örkie :D)

Endlich flog ich nun zu meinem eigentlichen Zielort. Was hat sie denn dort in der Wüste gemacht, fragt ihr euch vielleicht? Ich habe eine Verwandte besucht! Katrina ist eine ‚Cousine zweiten Grades‘, und als ich ihr im Oktober/November schrieb, ob ich sie nicht für eine Zeit lang besuchen könnte, war sie auch ganz angetan von der Idee und so ergab sich der USA-Trip ganz unkompliziert. Nach einem etwas luftlöchrigen Flug holte mich ihr Freund vom winzigen Airport ab und fuhr mich gleich eine Weile durch die Gegend, was super war, denn Katrina musste leider während meines Aufenthaltes arbeiten und so konnte ich gleich etwas Orientierung gewinnen, da ich doch hauptsächlich allein die Stadt erkunden würde. Albuquerque ist vor allem als Drehort für Filme und Serien bekannt geworden, unter anderem Transformers und Breaking Bad. Da ich die Frage schon mehrmals bekommen habe: Nein, ich habe keine Pizza auf das Dach des Hauses von Walter White geworfen!

 Katrina wohnt schon seit 9 Jahren in den USA, arbeitet als Stadtplanerin und war daher perfekte Ansprechpartnerin nicht nur für Albuquerque, sondern auch für New Mexico und die Staaten überhaupt. Nachdem ich mein Zeug bei ihr abgelegt hatte, fuhren wir zu diversen Brauereien und Restaurants, um etwas zu essen und zu trinken. Kulinarisch hat New Mexico einiges zu bieten, und wer es scharf und mexikanisch mag, ist hier genau richtig! Außerdem hat Albuquerque viele eigene Brauereien, sodass man auch als Bierfan auf seine Kosten kommt. So ging der erste Tag in ABQ gut gesättigt und bierig zu Ende. 

Die ersten Wochentage (meine Ankunft war an einem Montag) hatte ich für mich, um die Stadt zu erkunden. Nach der ganzen Fliegerei genoss ich es am ersten Tag Spazieren zu gehen und wanderte tatsächlich ganze 15 Kilometer lang allein durch die Stadt, welche übrigens knapp 600’000 Einwohner hat. Albuquerque hat auch ein paar historische Gebäude und Plätze, zum Beispiel das romantische, kitschig dekorierte KiMo-Theater (wo angeblich der Geist eines verstorbenen Kindes sein Unwesen treibt) und Old Town, der Stadtteil, in welchem viele Lehmhäuser („Adobe buildings“) mit kleinen hübschen Touri-Läden um einen Plaza mit Kirche stehen. Ganz groß geschrieben wird in New Mexico die indianische Vergangenheit … und Gegenwart. Das ist auch in den Souvenirläden nicht zu übersehen: Indianische Glücksbringer, Schmuck, Spielzeuge, und vieles mehr.

An einem Tag bin ich mit dem „Rail Runner“ (ein Pendelzug, dessen Tempo im Vergleich mit der deutschen Bahn wohl eher einer Bimmelbahn gleicht) nach Santa Fe gefahren. Der Zug hatte mehrere Zwischenhalte in Pueblos, also Indianersiedlungen, die mir jedoch nicht sehr spannend erschienen. Santa Fe ist wesentlich kleiner als Albuquerque, jedoch die Hauptstadt von New Mexico und sieht so hübsch und indianisch aus wie der Old Town-Stadtteil, nur diesmal als ganze Stadt! Außerdem war ich dort in der ältesten Kirche der USA, das war schon beeindruckend. Eine Galerie mit Kunstobjekten jeglicher Art von Native Americans führte mir lebhaft vor Augen, wie aktuell doch noch die Probleme der Menschen mit indianischen Wurzeln in den Staaten sind und dass sie vor allem alles andere als Begeisterung für den derzeitigen Präsidenten aufbringen.

An anderen Tagen ging ich in Museen oder Coffee Stores, in Second Hand Läden oder in den Zoo. Was war das doch für ein gewaltiger Unterschied zu Jamaika! Von Holocaust-Museen über eine Ausstellung zu Klapperschlangen, einem naturwissenschaftlichen Kindermuseum bis zu Dinosaurier-Skeletten war alles dabei! Es gab so vieles zu entdecken, hier konnte man richtig Kultur erleben und nicht nur Reggae hören. Versteht mich nicht falsch, ich habe Jamaika so wahnsinnig lieb gewonnen, doch eine gewisse Eintönigkeit in der Zeit dort ist mir erneut in den Staaten so richtig bewusst geworden.

Am Wochenende hatte Katrina frei und wir machten zwei wundervolle Ausflüge. Am Samstag paddelten wir mit ihrem Freund drei Stunden auf dem Rio Grande entlang. Es war unglaublich sonnig, sodass meine Befürchtung, meine Jamaika-Bräune würde in den USA verblassen, völlig unbegründet war. Der Rio war kurvenreich und zog an schönen Häusern, Vogelbrutplätzen und allerlei Getier vorbei, hatte aber gar nicht so viel Wasser, also mussten wir sehr aufpassen, dass wir nicht irgendwo stecken blieben und bekamen jedes Mal Panik, wenn das aufblasbare Kayak hörbar an Steinen entlang schleifte. Es blieb aber dank Katrinas brillanter Lenktechnik alles heile.

Am Sonntag fuhren wir nach Taos. Dort leben ganz schön verrückt aussehende Menschen (also bin ich mit meiner Frisur nicht aufgefallen :D), denn dieser Ort wurde im legendären „Summer 69“ von vielen Hippies aufgesucht und einige schienen dort sesshaft geworden zu sein. Taos hatte eine unglaublich beeindruckende Schlucht zu bieten! Eine Brücke führte über diese, sodass wir den gewaltigen Erdenschlund mühelos zu Fuß, jedoch mit Respekt vor der Tiefe überqueren konnten. Vor dem Besuch der Schlucht holten wir uns Enchiladas und verspeisten diese auf einer windgeschützten Sitzbank direkt am steilen Abgrund. Das war wohl die beeindruckendste Kulisse, die ich je zu einem Mittagsmahl hatte.  

3  Albuquerque-> Flagstaff -> Grand Canyon -> Flagstaff -> Albuquerque

In meiner zweiten USA-Woche stand vor allem eine Sache im Vordergrund: die Möglichkeit, einen Ausflug zum Grand Canyon zu machen! Eigentlich hatte ich vor der Organisation meiner USA-Reise überhaupt nicht daran gedacht, dass ich das tatsächlich von Albuquerque aus machen könnte. Doch nach einem Blick auf die Landkarte und dann kurzer Beratung mit Katrina schien es gar nicht so unmöglich. Da ich kein Auto mieten wollte, buchte ich den sogenannten Greyhound-Bus, der in 6 Stunden von Albuqueruque nach Flagstaff fuhr, was die nächst größere Stadt zum South Rim des Canyons ist. Als Unterkunft schien es mir am sinnvollsten, im Grand Canyon International Hostel zu übernachten, weil ich annahm, dass man dort einfach Leute kennenlernen konnte. Und so war alles für die Grand Canyon Tour organisiert, oder so fühlte es sich zumindest an. 

Am Dienstag stand ich frühs gegen halb sieben auf, um den Greyhound zu erwischen, der 8 Uhr von der Bus Station losfahren sollte. 7.45 Uhr erschien ich dort … und wartete … und wartete …. und nichts geschah. Mensch, das ging ja gut los mit den Busverspätungen, hier scheinen sich ja jamaikanische Verhältnisse eingenistet zu haben. Nach einer halben Stunde fragte ich dann mal nach, ob ich was verpasst hätte. Ja, es hätte eine Durchsage gegeben, der Bus habe mindestens 4 Stunden Verspätung. 4 Stunden! So ein Mist, das heißt, bei meiner 6-Stunden-Fahrt, dass ich sicherlich nicht mehr am Nachmittag, sondern eher am frühen Abend in Arizona ankomme. Immerhin hatte Greyhound für seine Fahrgäste eine Entschädigung für die Verspätung. Und zwar gab es einen Burrito geschenkt. Wow, ich war… enttäuscht 😀 Also hatte ich alle Zeit der Welt, zurück zu Katrinas Appartment zu gehen, mir einen Tee zu kochen und gegen Mittag wieder zur Bus Station zu gehen. Letztendlich handelte es sich um fünfeinhalb Stunden Verspätung und gegen 13.45 Uhr ging es dann endlich, endlich los. Dementsprechend waren wir leider erst gegen 20 Uhr in Flagstaff.  Zum Glück hatten wir in Arizona schon wieder eine andere Zeitzone, sodass ich eigentlich um 19 Uhr ankam und gegen 19.30 im Hostel landete, welches wirklich cool war und es einem sehr einfach machte, coole Leute zu treffen. Nun stellte sich mir zunächst die Frage: wie am folgenden Tag in den 80 Meilen entfernten Grand Canyon National Park gelangen? Da ich meinen Ein-Tages-Ausflug zum Grand Canyon noch kein bisschen geplant hatte und keine Lust hatte, den teuren Arizona Shuttle zu buchen, versuchte ich mein Glück mit der Idee, jemanden im Hostel zu finden, der eventuell auch am nächsten Tag zum Canyon möchte und der mich mitnehmen konnte. Es war doch gleich der erste Hostelgast, mit dem ich ins Gespräch kam, der – mit Mietwagen – auch am nächsten Tag zum Canyon wollte und noch dazu ein unglaublich netter Australier war, mit dem Namen Rusty. Ich konnte mein Glück kaum fassen, doch wie sich am nächsten Tag herausstellte, sollte ich noch viel mehr Glück haben…

Am nächsten Tag genossen wir ein  ausgiebiges Hostelfrühstück und fuhren kurz nach 9 Uhr los Richtung Canyon in Rustys gemieteten Chevrolet. Nach anderthalb Stunden System of a Down und Dream Theater (denn Rusty und ich hatten auch noch den gleichen Musikgeschmack – Jackpot!) waren wir dann endlich am Grand Canyon. Ausgerüstet mit Wasser, Sandwiches und Obst waren wir bereit, das unglaubliche Naturspektakel zu bewundern. Wandern im Grand Canyon ist gefährlicher als man denkt, denn viele überschätzen ihre Fähigkeiten schnell. Es ist recht windig dort, vor allem im April, sodass man durch Tragen von Jacken und Tuch gar nicht merkt, wie viel Wasser man eigentlich verliert. Außerdem befindet man sich recht weit über dem Meeresspiegel und vergisst jedoch im schnellen Wanderschritt, dass das Atmen um einiges schwerer fällt als an anderen Orten. Eine schöne Formulierung habe  ich dazu auf einer anderen Webseite gefunden: „About 250 people are rescued from the Grand Canyon each year, often the result of improper planning and/or making dumbass decisions“. Rusty und ich übertrieben es jedenfalls nicht. Der Wanderpfad den wir einschlugen, der Rim Trail, ging einfach an der großen Schlucht mit vielen Zwischenstopps entlang. Alle ein, zwei Kilometer hatte man die Möglichkeit, seine Wasserflasche aufzufüllen, einen Kaffee zu trinken oder ein neues Sandwich zu kaufen. Wir genossen den surrealen Ausblick in die Ferne. Es sah fast wie gemalt aus, so fern und doch zum Greifen nah. Der Meilen weite Blick über die Felsen gab uns das Gefühl, dieses Naturphänomen nie ganz erfassen zu können. Gleichzeitig erstreckte sich über dieses pompöse Gebilde eine imposante Ruhe, die allein durch die Geräuschkulisse der vielen Touristen ab und an unterbrochen wurde. Zum Glück war das Gedränge nie besonders groß, der riesige Park erstreckt sich schließlich kilometerweit in sämtliche Himmelsrichtungen.

Leider musste Rusty am selben Tag noch Richtung Las Vegas fahren, er brach also gegen Mittag wieder auf.  Ich wanderte also alleine weiter den Trail entlang, optimistisch genug zu denken, dass ich sicherlich am Ende des Tages eine Möglichkeit der Rückreise finden würde, und wenn ich trampen müsste. Ich wanderte noch eine ganze Weile am Rim entlang und machte ein Bild nach dem anderen, aß meine Sandwiches und führte mit einigen Wanderern den üblichen „wow, cool hier“ – Smalltalk. Als ich keine Lust mehr auf das Wandern am Abhang hatte, setzte ich mich in einen der kostenlosen Shuttlebusse und fuhr zu einem großen Aussichtspunkt, wo ich meine Flasche auffüllte und überlegte, wie ich den Rest des Aufenthaltes gestalten sollte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es reicht mir nicht mit dem Canyon. Ich musste ihn auch noch eine Weile hinunter gewandert sein, um meinen Ausflug als zufriedenstellend empfunden zu haben. Also fuhr ich mit dem Shuttle zurück zu einem Aussichtspunkt, bei dem es möglich war, einen anderen Trail hinein in den Canyon zu wandern, den Bright Angel Trail. Eine halbe Stunde wanderte ich diesen Pfad entlang, und es lohnte sich unglaublich: Es gab mir das Gefühl, dem Canyon viel näher zu sein, und der Ausblick blieb weiterhin fantastisch! Es wurde jedoch später und später, also wanderte ich bergauf zum Shuttlebus zurück (und ja, es war unglaublich anstrengend!) und fuhr zu den Parkplätzen. Ich wollte ja unbedingt die 80 Meilen nach Flagstaff trampen, also stellte ich mich an die Ausfahrt und hielt den Daumen raus. Nach einer Weile realisierte ich, dass ich anscheinend zu spät mit dem Trampen begonnen hatte, denn die Parking Areas waren viel leerer, als ich erwartet hatte. Es war bereits 18 Uhr und ich war der festen Überzeugung, dass bestimmt einige Gäste des Parks in Flagstaff übernachten und mich sicherlich bald jemand mitnehmen würde. Ich wanderte noch ein Stück die Straße entlang bis ich sicher gehen konnte, dass auch wirklich die Ausfahrten aller Parkplatzstellen an meinem Standpunkt vorbei gingen, und hielt erneut den Daumen raus. Nach knapp 20 Minuten hielt ein Mietwagen mit drei gut gelaunten Franzosen, die ganz begeistert waren, jemanden mitnehmen zu können. Leider fuhren sie nur zehn Minuten ins nächste Kaff ‚Tusayan‘, denn dort war ihr Hotel. Erneut hielt ich den Daumen raus, diesmal dauerte es keine fünf Minuten, da saß ich in einem Mustang bei zwei Niederländern, die ganz begeistert waren, eine Tramperin dabei zu haben und erst mal eine Reihe Selfies mit mir machten. Diese zwei Herrschaften fuhren mit ihrem schicken Sportwagen jedoch auch nur ins übernächste Kaff ‚Valle‘, wo sie ebenso in ihr Hotel einkehrten. Es war bereits 19 Uhr als wir dort ankamen und ich musste den Daumen nun in der Dämmerung raushalten. In Valle gab es nichts außer ein paar Häusern, einem Hotel und einer Tankstelle. Ein Straßenschild machte mir deutlich, dass ich noch 60 Meilen vor mir hatte, und langsam wurde mir klar, dass der Plan mit dem Trampen so spät am Abend vielleicht nicht die beste Idee war. Nach 15 Minuten Daumen raus ging ich zu einer Tankstelle in der Nähe und bat den sehr netten Verkäufer um ein Stück Pappe und einen Stift, um mein Ziel ausschildern zu können.

Erneut stand ich wieder an der Straße und es wurde immer dunkler, ich wartete und wartete, bis ich dann komplett im Dunkeln stand und mich nur noch die heran nahenden Autos mit ihren Scheinwerfern beleuchteten. Toll Claudia, dachte ich mir, wirklich prima, allein im Dunkeln auf einer eher schlecht als recht befahrenen Straße stehst du, fast 100 Kilometer von deinem Hostel entfernt, an einem Ort, der gerade mal ein Hotel und eine Tankstelle hat. Als es mir dann kurz nach acht zu blöd wurde, ging ich in das Hotel, was gleichzeitig ein Restaurant hatte und fragte die Gäste, ob zufällig jemand von ihnen noch nach Flagstaff fahren würde. Natürlich verneinten alle meine Frage und ich verließ das Gebäude, bevor die Hotelmitarbeiter mich rausschmeißen konnten. Leicht verzweifelt gab ich frustriert und leicht verfroren meinen Plan auf und ging wieder zur Tankstelle zu dem netten Verkäufer. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, ihn zu fragen, ob ich von seinem Handy aus mir ein Taxi rufen könnte, was mich ganze 100 Dollar gekostet hätte. Und wie ich da so den Verkäufer gerade nach seinem Handy fragen will, merke ich, wie jemand an der Tankstelle meinen Worten lauscht und auf einmal langsam zu mir sagt: „You’re very lucky. You are very, very lucky tonight!“ Nun, wie sich herausstellte, musste ein Verwandter der Tankstellenbesitzerin tatsächlich noch am selben Abend nach Flagstaff fahren, um seinen Bruder vom Flughafen abzuholen. Ich bin schier aus allen Wolken gefallen vor Freude!  Auch die Besitzerin der Tankstelle war froh, dass der Fahrer nun eine Begleitung hatte: „Now I’m glad to know that he won’t fall asleep while driving!“ Jessie, so hieß der junge Mann, fuhr mich tatsächlich mit seinem „Black Death“ (so nannte er seinen Land Rover, mit dem er schon mehrere Elche und Kojoten aus Versehen überfahren hatte) sogar vor die Tür meines Hostels. Ich war unglaublich erleichtert, als ich in mein Bett fallen konnte. Auch die anderen Hostelgäste waren erstaunt von meiner Geschichte, und eine Zimmergefährtin zeigte mir darauf einen handgroßen Elektroschocker, den sie immer dabei habe und womit sie sich sicherer fühle. Obwohl ich fix und fertig war, schlief ich die Nacht richtig schlecht, weil ich einfach so sauer auf mich und diese Trampingaktion war.  Ich schwor mir, nie wieder mein Glück so arg herauszufordern und so spät alleine zu trampen, nie wieder! So gut kann es im Leben nicht immer ausgehen, es wäre einfach dumm, das zu erwarten! 

Socializing beim Frühstück im Hostel 🙂

Am nächsten Morgen hatte ich genügend Zeit, um Flagstaff noch eine Weile zu erkunden. Dieses Städtchen ist definitiv sehenswert mit seinen rustikaleren Häusern, einem großen Universitätskomplex sowie kleinen  Parks und Wäldchen am Stadtrand. Wer sich für Astronomie interessiert, ist mit dem dortigen Observatorium sicherlich zu begeistern. Von dort wurde nämlich Pluto im Jahre 1930 entdeckt. Ich war allerdings so unglaublich müde vom Vortag, dass ich nur eine kleine Runde in der Stadt drehte, mich dann für ein Stündchen in einem Café ausbreitete und dann Richtung Busbahnhof stiefelte. Wenigstens war der Bus auf meiner Rückfahrt pünktlich, sodass ich kurz vor 22 Uhr wieder in Albuquerque eintrudelte. 

4  Albuquerque – New York City

Für meinen Rückflug hatte ich eine ganz besondere Route geplant. Über Nacht ging es vom süßen kleinen Sunport New Mexico zum Big Apple, wo ich ganze 17 Stunden Aufenthalt hatte und somit genügend Zeit, um in der Stadt ein paar Sehenswürdigkeiten zu erblicken. Der Flug dauerte nur 4 Stunden, doch weil ich 2 Zeitzonen überquerte, kam ich in New York frühs um 7 an, obwohl wir gegen 1 in Albuquerque losflogen. Erstaunlich munter stieg ich aus dem Flugzeug, schloss meinen Koffer ein, kaufte eine Metro Card und fuhr Richtung Manhattan, lustigerweise mit einmal umsteigen über die Jamaica Station, wie passend. 

Zu meiner großen Freude war es mir möglich, meine liebe Freundin Annemarie in New York zu treffen! Sie arbeitet als Au Pair in Washington D.C. und kam extra in die Stadt, damit wir den Tag gemeinsam verbringen konnten. Zunächst genossen wir ein Frühstück in einem Restaurant mit dem abgefahrenen Namen „the Butcher’s Daughter“. Danach ging es weiter durch diesen beeindruckenden Teil der Stadt, wir blieben den ganzen Tag in Manhattan. Ich hatte das besondere Erlebnis, vor dem 9/11-Memorial zu stehen. Zwei riesige quadratische Löcher, in denen Wasser in die Tiefe rinnt, umgeben von einem Gelände, an dem die Namen der Verstorbenen stehen. Da wird einem ganz mulmig zumute. Auch andere Berühmtheiten bekamen wir zu Gesicht: Das Empire State Building, die Freiheitsstatue und den Central Park. Außerdem waren wir auf dem lebhaften Times Square. Interessant war, dass sich dort überhaupt nicht meine Vermutung bestätigte, es würde dort sehr laut vonstatten gehen. All die Bilder und Videos, die ich über jenen Square gesehen hatte, stellte ich mir mit einer ungeheuren Geräuschkulisse vor, sicherlich durch die vielen glitzernden, sich bewegenden Reklamen. Dabei war es dort, außer dem Gerede der Touristen und dem Hupen der Taxis, nicht besonders laut auf der Straße und der großen Treppe, von der aus man das Spektakel beobachten kann. 

Eine Sache trübte jedoch unseren New York Day: es herrschte Eiseskälte! Nach meinen warmen Tagen in Albuquerque mit gut 20 Grad hatten wir in New York Regen, am Abend sogar richtige Schauer, bei ungemütlichen 8 Grad Celsius. Daher gestaltete sich unsere Manhattan-Sightseeing-Tour ungefähr so: eine Sehenswürdigkeit abklappern -> ins nächste Café flüchten -> wieder raus und etwas anschauen -> ab ins nächste Café und den nächsten warmen Tee trinken (außer man ist zu blöd für Starbucks wie ich und bestellt einen kalten Tee mit Eiswürfeln – brrrrr!) -> auf zur nächsten Sehenswürdigkeit und danach schnell in die nächste Teestube und so weiter. Uns störte das nicht allzu sehr, hatten wir uns doch eine ganze Weile nicht gesehen und konnten so schön in den Teepäuschen ausgiebig quatschen.  In Erinnerung wird uns außerdem die verzweifelte Suche nach einer Toilette bleiben! Liebe New Yorker, wo bitte geht man denn in der 7th, 8th Avenue oder der 34th Street auf’s Klo? Wir sind mindestens eine halbe Stunde umher gelaufen, in 3,4 verschiedene Restaurants und Cafés rein, manche mit verstopften Toiletten oder andere ohne WC – es schien uns schier unmöglich, diese Porzellanschüssel der abgeschotteten Art zu finden. Schließlich versuchten wir es in einem ziemlich schicken Einkaufszentrum, wo wir zum Glück fündig wurden (obwohl wir dank Labyrinth artiger Schilderführung einmal falsch abbogen und umkehren mussten :D)

Als ich Annemarie am Abend zu ihrem Bus brachte und mich auf den Rückweg zur Subway Richtung Airport machte, goss es wie aus Strömen und ich wurde einmal völlig von oben bis unten durchnässt. Bibbernd hielt ich tapfer die anderthalb Stunden Bahn durch, bis ich am Terminal meinen Koffer abholen konnte und ich somit die Möglichkeit hatte, mich einmal komplett neu einzukleiden. Meine Turnschuhe musste ich an diesen Handtrocknern im Ladies Rest Room eine gute Viertel Stunde lang trocken föhnen, was bestimmt sehr lustig aussah und sicherlich das Naserümpfen der Toilettengänger erklärte. Dann endlich, nach einem unkomplizierten Check in und Personenkontrolle stieg ich in meinen vorletzten Flieger, um – erneut über Nacht fliegend – den großen Tümpel zu überqueren, der Amerika von Europa trennt. 

5 New York City – Oslo – Berlin

Nach einem unkomplizierten 7-h-Flug mit beachtlich viel Schlaf kam ich dann in Skandinavien an, Ortszeit 13 Uhr. Es lag Schnee auf den Straßen, weshalb ich beschloss, meinen fünfstündigen Aufenthalt nur im Flughafengebäude zu verbringen, in die Stadt zu fahren erschien mir eh zu kurz dafür. Durch eine lange Personenkontrolle, das zweimalige Verlegen des Gates und meiner wachsenden Müdigkeit vergingen die fünf Stunden Aufenthalt wie im Flug (haha, denn von Fliegen hatte ich jetzt besonders viel Ahnung!) und ich trottete zu meinem letzten Flugzeug, welches mich endlich, endlich nach Berlin bringen sollte.  Als ich auch dort problemlos meinen Koffer entgegen nehmen konnte und zum Ausgang lief, wartete dort meine schmerzlich vermisste bessere Hälfte bereits, sodass die Müdigkeit verflog. Die zweistündige Heimfahrt nach Leipzig war total entspannt und ich fiel nur noch ins Bett.

Ich hatte ja gehofft, dass ich aufgrund zweier durchgeflogener Nächte sofort in einen Dornröschenschlaf fallen würde. Doch leider packte mich der Jetlag mit voller Wucht und von Schlaf war zunächst nicht die Rede. Im Laufe der Woche erlangte der Schlafrhythmus wieder Normalität, sodass es auch den Gedanken leichter fiel, wieder ganz in Deutschland anzukommen.

Jetzt bin ich schon wieder 2 Wochen in Deutschland und bin weitestgehend mit dem Kopf wieder angekommen. Liebe Loide, Anfang Juni gibt es dann noch einen letzten, intensiven Blogeintrag zum „Leben danach“, denn einige Gedanken über meine Reise müssen sich erst noch in den nächsten Wochen setzen. Jamaika hat mich geprägt. Die USA sicherlich auch, nur nicht so intensiv wie Jamaika. Wie genau, das finde ich in nächster Zeit für mich heraus. Ihr dürft gespannt sein!

Also, jetzt wieder auf deutsch: Bis Bald! 

P.S.: Wer diesen Blogeintrag wirklich komplett durchgelesen hat: Chapeau, Umärmel und herzlichen Dank! 

 

 

 

 

 

Die letzten Tage in Jamaika und der Aufbruch in ein neues Land

Alright Jamaica, Biggamore!

Nach 12 Wochen auf der Reggae Insel musste dann doch tatsächlich der Koffer gepackt werden! Die letzte Woche war die Karwoche, und so war es wie in anderen Ländern auch der Fall, dass ein Großteil des Unterrichts nicht stattfand. Für mich war das ein bisschen schade, wollte ich mich doch ordentlich von allen Kids mit Spaß und Gesang (und Fotos knipsend) verabschieden und keine der Schulen hatte uns im Vorfeld darüber informiert, dass es Sporttage statt Unterricht geben wird. Dementsprechend waren auch wieder super wenig Schüler im Haus und wir hatten jede Menge „Freizeit“. Wenigstens konnte ich mich von Lion, meinem zuverlässigsten und begabten Gesangsschüler verabschieden. Nun ja, letztendlich kann ich somit sagen, dass es eine super „jamaikanische“ Woche war, etwas chaotisch und voller unvorhergesehener Kleinigkeiten. Was will man mehr, als solch eine Woche zum Abschied?

Viele Dinge habe ich dann in dieser Woche zum „letzten Mal“ gemacht: Wäsche per Hand mit kaltem Wasser gewaschen, das letzte Eis gegessen (sonntags gab es immer Sundae’s Ice Cream), die letzte Stunde unterrichtet, das letzte Mal auf dem Dach gesonnt, das letzte Mal jamaikanisches Frühstück gemacht und so weiter. Dennoch fiel mir das alles gar nicht so schwer. Das liegt an zwei Dingen: Erstens habe ich das Trench Town Leben nun doch ein bisschen satt, zweitens weiß ich trotzdem ganz genau, dass ich an diesen verrückten Ort zurückkehren möchte…. nein – definitiv werde! 

Ich habe es außerdem gewagt, mir Braids machen zu lassen! Das sind diese kleinen Zöpfe über den ganzen Kopf verteilt und mit Kunsthaar gefüllt. Es hat ganze fünfeinhalb Stunden gedauert, bis Suarez Tante mit der Prozedur fertig war. Mir gefallen sie echt gut, auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig war, mit so viel mehr Gewicht auf dem Kopf herum zu laufen. Bis Ende April werde ich sie tragen können, vielleicht auch länger, mal sehen. 

Das letzte Wochenende näherte sich, und damit der endgültige Trench Town Abschied bereits am Karfreitag, denn wir planten, einen Wochenendausflug nach Negril (gaaaanz im Westen) zu machen. So konnte ich am Oster-Sonntag schneller nach MoBay gelangen und die anderen wieder nach Trench Town fahren.  Noch einmal das Haus abgefilmt, mit ein paar Leuten Kontakte ausgetauscht, Katze gestreichelt, Gasteltern umärmelt und auf ging es Richtung Busbahnhof und somit nach Negril. 

Nach einer verhältnismäßig entspannten Busfahrt Richtung Savanna-la-Mar stiegen wir dort noch in ein Taxi, welches uns direkt nach Negril zu einem Busbahnhof beförderte. Dort passierte wieder etwas super jamaikanisches getreu dem Motto „euch Touris kann ich doch bestimmt abzocken“: Ich hatte zwar die Adresse unseres Hostels, hatte aber vorher nicht genau im Navi nachgesehen, wie weit das Hostel vom Busplatz entfernt war. Natürlich belagerten uns die Taxi-Fahrer als wir ausstiegen und fragten uns, wo es denn weiter hingehen soll. Als ich den Namen des Hostels nannte, sagte einer zu uns: Jaaa, da kann ich euch hinfahren. Ich fragte diesen Taxifahrer, ob sich das Hostel in „walking distance“ befindet. Der Taxifahrer antwortete darauf, dass er uns doch mit dem Taxi hinfahren könnte. Ich wiederholte meine Frage und betonte erneut, dass ich gerade nur wissen will, ob man da auch hinlaufen kann. Er wiederum erklärte uns erneut, dass er uns doch zum Hostel fahren würde. Das Klare-Frage-Falsche-Antwort-Spiel wiederholte sich ein weiteres Mal. Da sich dieses Gespräch nur im Kreis drehte und er meine Frage anscheinend nicht gescheit beantworten wollte, suchte ich das Hostel erneut mit der Navi App und fand tatsächlich die Straße ganz in der Nähe des Busbahnhofs. Ich konnte nicht anders, als dem blöden Taxifahrer ein genervtes „Thanks for nothing!“ hinterherzuzischen. Es war dann doch noch ein Stück zum Hostel, aber definitiv zu Fuß machbar, trotz meines roten Koffermonsters, welches wir hinter uns her schleppten. 

Negril ist ganz schön touristisch und war voller Menschen, wobei die Karwoche sicherlich ihren Beitrag dazu geleistet hat. Mich hat das allerdings weniger gestört, ich sah es eher als eine Vorbereitung auf die „westliche Welt“, die mich bald wieder erwarten würde. Unser Hostel, das las ich bereits auf dessen Webseite, hatte auch eine Bar. Dass die Bar jedoch eine große Bühne mit Live-Music beinhalten würde, und unser Schlafzimmerfenster direkt auf diese Bühne gerichtet war, ließ uns etwas stutzen. Es war unglaublich laut in unserem Zimmer, Kira und ich mussten uns fast anbrüllen um uns zu verstehen.  Nach einem Strandspaziergang zum frühen Abend hin wurde uns allerdings klar, dass die Dauerbeschallung bis maximal 9 pm anhalten würde, und so war es dann auch.  Nach einem jamaikanischen, selbst gekochten Abendessen und einem Filmabend ging es dann ins Bett und mein letzter jamaikanischer ganzer Tag stand mir bevor.

Negril hat wenige, aber schöne Attraktionen zu bieten: mit seinem Seven Mile Beach hat der kleine Ort den längsten Strand Jamaikas! Wir nutzten die Gelegenheit, nach einem ausgiebigen Frühstück den Strand gleich um die Ecke für eine Runde Schwimmen und Bräunen auszukosten. Es war herrlich! So wunderschön türkis-blaues Wasser, bunte Holzboote schwimmen in den Wellen, Musik auf den Ohren und ein Buch dazu – der perfekte letzte Tag! So konnte ich ein wenig vorsorgen, dass jamaikanische Bräune und Entspannung noch ein wenig anhalten, denn wo es mich als nächstes hin verschlägt würde es weniger karibisch sein. Den Rest des Tages verbrachten wir auf ebenso schöne Weise. Wir machten einen zweistündigen Spaziergang zu einer weiteren Attraktion Negrils: Rick’s Café. Es handelt sich bei diesem Café um eine große Anlage, wo man nicht nur Essen und Trinken kann, sondern einen atemberaubenden Blick auf den Sonnenuntergang hat und sich außerdem daran erfreut, wie Wagemutige 12 Meter hohe Klippen runter springen, um mit lautem Platsch in einer Badebucht zu landen. Nachdem wir eine Weile Musik lauschten, Klippenspringer bewunderten und die Sonne langsam unter ging, machten wir uns auf den Weg zurück zum Hostel, diesmal mit dem Taxi. Dann ließen wir bei Bier und Chips meinen letzten Abend ausklingen.  

Whoooioooooiii, was war ich aufgeregt vor meinem nächsten Flug! Das lag vor allem daran, weil ich die Anreise zum Flughafen etwas abenteuerlicher ausgewählt habe als nötig. Es gibt in Jamaika den sogenannten Knutsford Express, das ist ein Busunternehmen, vergleichbar mit Flixbus, die unter anderem auch Shuttles zu den Flughäfen der Insel anbieten. Leider waren die Fahrzeiten für die Verbindung Negril- MoBay Airport so blöde (Mit Abfahrt entweder 7 Uhr frühs, sodass ich den halben Tag rumgehangen wäre oder 13 Uhr, womit kaum Zeitpuffer gewesen wäre), dass ich mich entschloss, das Risiko einzugehen und in der nächst gelegenen Stadt Savanna-la-Mar einen Local Bus nach MoBay zu nehmen. 16 Uhr ging mein Flug, gegen 13, spätestens 14 Uhr wollte ich am Flughafen sein. Gesagt, getan, am Oster Sonntag brachen wir alle gegen 10 Uhr Richtung Sav auf (wobei uns ein Taxifahrer auch wieder abzocken wollte, aber nicht mit uns, mi a no tourist, bomboclaat!) und dort sah ich schon einen Local Bus Richtung MoBay! Doch halt, dieser fuhr gerade los, er war nämlich schon randvoll mit Menschen. Der nächste, menschenleere Bus Richtung MoBay rollte heran und ich stieg mit meinem Koffer ein. Falls ich es in meinen bisherigen Einträgen nicht erwähnt haben sollte: Die Local Busses haben keine konkrete Uhrzeit, zu der sie losfahren. Gefahren wird nach dem Motto: Wenn der Bus voll ist, dann geht es erst los! Es war mittlerweile um 11 und weil ich wusste, dass es von Sav circa anderthalb Stunden Fahrt bis MoBay sind und es schon mal ein, zwei Stunden dauern kann, bis sich so ein Local Bus komplett (also 5 Leute in einer 4er-Reihe sitzend) füllt, wurde ich langsam nervös. Dazu kam, dass Maxi sein Handy in Negril liegen gelassen hat und er mit Suarez dorthin zurück fuhr. Suarez Kommentar „Claudia ist bestimmt noch da bis wir wieder da sind“  hat mich auch alles andere als beruhigt, denn Negril liegt von Sav ungefähr eine halbe Stunde entfernt. Da stand ich also mit Kira und Jonas und wir wurden hin und wieder von irgend welchen Dudes angequatscht, die uns Zeugs verkaufen wollten. Zum Glück füllte sich der Bus unerwartet erstaunlich schnell und gegen halb 12 wurde mir mit einem Wink erklärt, ich möge in den gut gefüllten, jedoch nicht vollen Bus einsteigen, es gehe los. So konnte ich mich leider nicht ordentlich von Suarez und Maxi verabschieden, war aber heilfroh, als sich der Bus in Bewegung setzte. Letztendlich musste ich dann in MoBay noch einmal umsteigen und war dann wie erhofft kurz nach 13 Uhr am Flughafen Montego Bay.  

Kurz vor dem Flug häuften sich auch einige neue Abschiedsgedanken an. Was waren das für erlebnisreiche 3 Monate! Ich habe den Großteil einer abgefahrenen Insel sehen dürfen, einer Insel mit einem Leben, das ich mir so nie hätte vorstellen können! Ich habe neue Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensansichten kennengelernt, einen Kulturschock bekommen, der sich gewaschen hat, Dinge gegessen, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gibt, und einen übermäßigen Reggae-Konsum erfahren. Ich habe meine Leidenschaft zur Musik in neuen Kontexten erleben dürfen, habe Arm und Reich nahezu nebeneinander wohnen gesehen und durfte erleben, was es bedeutet, „weiß“ zu sein, und in gewisser Weise auch, wie reich ich doch im Vergleich zu so vielen anderen bin. Durch das Erfahren fremder Dinge bin ich aber auch mir und meinen Stärken und Schwächen bewusster geworden, weiß jetzt ein wenig besser, worauf ich bereits jetzt stolz sein kann und woran ich noch an mir arbeiten möchte. Ich freu mich natürlich wahnsinnig auf meine baldige Heimreise. Endlich wieder der Familie, Freunden und vor allem der besseren Hälfte auf den Keks gehen! Es wird eine ganz wunderbare Heimkehr mit einem riesigen Gedankenkoffer voller schöner Erinnerungen. Und dennoch bin ich mir jetzt schon bewusst, dass die Heimkehr auch gleichzeitig ungewiss sein wird. Vielleicht wunderbar, vielleicht sogar furchtbar. Warum? Weil ich mir absolut sicher bin, dass nach diesem Viertel Jahr Jamaika sich mein Heimatland für mich nie wieder so anfühlen wird wie vorher. Noch bin ich unterwegs und kann gar nicht sagen, warum ich mir da so sicher bin und was dieses Gefühl genau bestimmt. Besser ist es daher, die Heimkehr mit Freude, jedoch mit Vorsicht zu genießen und sich darauf einstellen, dass bald ein kleiner Deutschlandkulturschock auf mich wartet. 

Die restliche Zeit bis zum Flug – welch Witz – verging wie im Flug, haha. Ich checkte ein, gab den Koffer ab, stöberte ein paar Touri-Läden durch und schon war Zeit fürs Boarding! Die Staaten warten darauf, ganze zwei Wochen lang entdeckt zu werden, USA, ich komme! Nach Dreieinhalb Stunden Flug bin ich dann in meinem Zwischenstoppsort angekommen, Houston, Texas! Zum Glück holte mich mein Couchsurfing-Host Madhan ab, ein ganz reizender Inder mit einem großen Herz.

Wie das USA-Abenteuer weiter geht und wohin es mich dort sonst noch hin verschlägt, verrate ich euch in meinem nächsten Blog!

Respekt – Love – Peace – Blessings

 

Lagune, Strand und erste Abschiedsgedanken

Helloooo Boys and Girls! Hier kommt wieder die volle Jamaikadröhnung! Genießt die Gedankenströme voller Sonne und Strand, Wärme und Sand! 

*aufgrund vom Mangel an Internet und Zeit sind dieser und der nächste Beitrag bereits 1-2 Wochen alt, aber nicht weniger karibisch^^ … Ich hole schnellstmöglich auch den nächsten Beitrag nach!*

Am mittleren Märzwochenende entschieden wir uns nach langer Diskussion (die Art von Gespräch, wo am Ende alle nur lachen, weil es irgendwann zu absurd wird) in Trench Town zu bleiben und nur kleine Ausflüge zu machen. Samstags zeigte uns Suarez einen Fluss, welcher ein mineralhaltiges und daher super gesundes Wasser enthält, der sogenannte Caymanas River. Dort war nicht viel los und auch wenn das Baden von besonders algiger Natur war, war es ein echt netter kleiner Ausflug.

Vergangenes Wochenende haben wir an der Nordküste verbracht, in der Nähe vom schönen Ort Port Antonio. Wir übernachteten in einem Guest House, welches dem Projekt gut bekannt ist und wo Suarez regelmäßig mit Freiwilligen vorbei schaut. Am wunderschönen Boston Beach liegt das Boston Beach Culture Center, welches unter anderem von einer Deutschen namens Nishan geleitet wird. Sie hat nicht nur ein großes, gemütliches Guest House, sondern führt im Culture Center ebenso wie wir ein Projekt mit Freiwilligen durch, wo die Kids aus der Gegend künstlerischen Unterricht sowie Hausaufgabenbetreuung etc. kostenlos erhalten. Doch zunächst ein Wort zur Hinfahrt:
Wir kamen erst eine ganze Weile nach dem Unterricht von Zuhause los. Dann schnappten wir uns einen Local Bus in Half Way Tree und fuhren, etwas später als geplant, eine wunderschöne Strecke entlang. Zunächst, da es Richtung Norden ging, konnten wir ein wenig Bergpanorama erblicken, um anschließend als die Nordseite der Insel erreicht wurde in östlicher Richtung an der wunderschönen Küste langzufahren. In Port Antonio mussten wir uns dann noch ein Taxi zu Nishans Place nehmen, denn das Boston Beach Culture Center sowie das Guest House befindet sich nicht direkt in der Stadt, sondern am atemberaubenden Boston Bay. Also fuhren wir zu ihr um unsere Schlüssel fürs Guest House zu holen und um uns ein bisschen Internet zu gönnen – denn das WiFi war in unserem Trench Town House bereits seit über einer Woche kaputt (hmpf, auf was man so alles in der Fastenzeit verzichtet ^^). Das Guest House war mit seiner breiten Terasse mit Hängematten, der schönen großen Küche und den bequemen Betten optimal für uns zum Abhängen und Pläne schmieden für die nächsten Tage. Den Samstag verbrachten wir zunächst in Port Antonio, was sich als ein unglaublich schönes Örtchen entpuppte und erfreulicherweise (zumindest für die Mädels unter uns, also Kira und mich) einiges an kleinen Shoppingmöglichkeiten zu bieten hatte, zumindest auf einem Craft Market direkt am Strand. Nach der kleinen Einkaufsrunde ging es dann wieder Richtung Nishan, doch mit einem Zwischenstop an einer Blue Lagoon. Ich bin ja etwas misstrauisch geworden wenn ich von vorigen Freiwilligen gehört habe, dass eine Sehenswürdigkeit besonders toll sein soll, wo doch jeder seinen eigenen Geschmack bei sowas hat. Die Blue Lagoon hingegen, die mir so wärmstens empfohlen wurde, hat sämtliche Erwartungen übertroffen. Dunkelgrünes bis -blaues Wasser umgeben von zahlreichen Bäumen und Sträuchern, Ruhe und Baden ohne Ende, das Meer am ende der Lagune bereits zu sehen und doch gefühlt so fern. Liebe Leute, wenn es euch mal nach Jamaika verschlägt und ihr nicht allzu viele Orte und Sehenswürdigkeiten anpeilen könnt, dann bitte, bitte nehmt wenigstens diese traumhafte Lagune mit! Und am Besten noch ne Runde Port Antonio, es lohnt sich unglaublich! Danach schauten wir noch eine Runde zum Boston Bay, wobei wir nach der ausgiebigen Baderunde in der Lagune uns nur an dem Anblick der Wellen ergötzten und das Baden im Meer auf den folgenden Tag darauf verlegten.
Der Sonntag, den wir tatsächlich ausgiebig zum Baden in wieder Meter hohen Wellen nutzten (hmm… Treasure Beach war jedoch mindestens genauso schön!), hatte außerdem im Culture Center einen Fun Day zu bieten. Für die Kids wurden haufenweise coole, vor allem selbstgemachte Spiele aufgebaut. Es konnten bemalte Holzfische geangelt werden, Münzen in Kisten geschnippt und Obstsorten gepuzzelt werden. Es war cool, dieses andere Freiwilligenprojekt in Action zu sehen. Es sind eben nicht nur wir in Trench Town, die gutes tun. Wenn man ein bisschen die Augen offen hält, findet man in ganz Jamaika wunderschöne Angebote für jedermann, wo Leute sich Gedanken gemacht haben, Lebenssituationen vor Ort zu verbessern. Big Up, Jamaika!

Was macht das sonstige Trench Town Leben? Es hat ein baldiges Ende vor sich. Der Unterricht stockt ein wenig, es kommen gerade wenig Kinder zum Unterricht vorbei. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass mich das, wo ich in meinen letzten Wochen liege, nicht mehr so gestört hat. Es gab genug zu tun, zumindest in meinem Kopf, und vor allem auch was Shopping betrifft, so kurz vor der Weiterreise. Was bringt man als Souvenir nach Deutschland mit? Die Frage war gar nicht so einfach zu beantworten. Jamaika ist voller afrikanischer Einflüsse, doch will ich etwas rein afrikanisches mitbringen, wo ich doch meine Zeit in Jamaika verbracht habe? Außerdem kommt die traurige Tatsache dazu, dass vieles, was mich zu kaufen reizen würde, in Deutschland nicht alltagstauglich wäre, zum Beispiel diese quietsch bunten Kleider oder lange Taschen, Mützen, Strümpfe mit riesigem Hanfpflanzenmotiv drauf. Dennoch bin ich bereits das ein und andere Mal fündig geworden und freue mich schon auf das Verschenken der Sachen an die Lieben in der Heimat. 

3 Monate bleibe ich insgesamt auf der Karibikinsel. Jetzt kurz vor Schluss mache ich mir natürlich Gedanken, ob ich nicht hätte länger auf der Insel verweilen sollen. Abgesehen davon, dass das organisatorisch leider schwierig gewesen wäre (mehr als Touri-Visum ist aktuell sehr kostspielig und ein enormer bürokratischer Aufwand) kann ich für mich mit Sicherheit sagen, dass die 3 Monate absolut gereicht haben. Das liegt einerseits an der Sehnsucht nach der besseren Hälfte, andererseits hat unser Leben im Freiwilligenprojekt auch ab und zu Schattenseiten. Ich will endlich wieder sicher fließendes Wasser im Haus haben und nicht jeden Morgen nach dem Aufwachen darum bangen, ob die Toilettenspülung und die Dusche zu betätigen sind, oder ob überhaupt Wasser zum Trinken und Frühstück machen vorhanden ist. Ich will mich wieder freier bewegen können. Obwohl es nicht Freiheit ist, was ich hier vermisse, … es ist viel mehr Unabhängigkeit. Außerdem freue ich mich auf Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit. Das sind die Deutschen im Vergleich zu so manchen Jamaikanern nämlich viel mehr. Ich will nicht mehr die einzige Weiße sein, die dazu verdammt ist, von allen erst mal als Reiche abgestempelt zu werden. Ich sehne mich nach „Kultur“ (denn das recht „junge“ Jamaika hat nicht so viel an zB Museen zu bieten), nach Ruhe, nach einem größeren Bett. Es muss außerdem nicht immer Reggae sein 😀

Am besten lässt es sich folgendermaßen formulieren: Ich bin jamaika-müde. Dies bedeutet allerdings nicht, dass eine Liste aka „Was ich an Jamaika vermissen werde“ nicht doppelt so lang werden könnte wie die eben aufgeführten Stichwörter zu meiner Jamaika-Unlust. Vieles, was ich hier erlebt habe, muss ich erst eine Weile verarbeiten, so wird meine Sicht über Jamaika in den nächsten Wochen noch einige Wandlungen erleben, da bin ich mir sicher. Und ganz gewiss weiß ich, dass ich eine große Dankbarkeit empfinden werde für all die abgefahrenen kleinen und großen Erlebnisse, die meine Zeit gefüllt haben. 

Freunde der Blogleserei, erneut ein Dank fürs Lesen und fürs positive Feedback! Das Schreiben macht riesigen Spaß und hat mich meinen Jamaika-Trip viel intensiver spüren lassen. Ich denke darüber nach, mein bald startendes Ref auch zu verbloggen, aber bis dahin ist ja noch ein Wenig Zeit. 

Grüße ins endlich frühlingshafte Deutschland

soon forward!

 

Jamaican update II – about mountains, waterfalls and wild crocodiles

Ein erneutes Hallo aus Trench Town! Zum Wochenanfang folgt ein weiterer Beitrag, gefüllt mit den Erlebnissen unserer letzten Ausflüge. Naja, der Beitrag ist schon eine Weile fertig, das Internet ist nur momentan sooo grottig schlecht, dass es eine Weile gedauert hat, den hier hochzuladen. (Wir haben tatsächlich darüber spekuliert, was uns mehr stört: dass wir gerade kein fließend Trinkwasser haben, oder dass das Internet nicht ordentlich geht… schlimm schlimm :D) 

Mir war klar, dass es irgendwann vorkommen wird, dass ich einen Ausflug, den ich bereits erlebt habe, mit den „neuen“ Freiwilligen nochmal durchführen werde, weil die nach mir eingetroffenen Deutschen einen Ort noch nicht gesehen hatten. Deshalb hat es mich besonders gefreut, dass wir tatsächlich meine bisherigen zwei Lieblingsausflugsziele an einem Wochenende miteinander kombinieren konnten. Dabei schien es zunächst so, als würde das erste Märzwochenende, von dem ich gerade erzähle, für uns als Ausflugswochenende ins Wasser fallen. Suarez Oma ist im Februar gestorben und am Samstag jenes Wochenendes war die Beerdigung angesetzt. Als uns allerdings die Idee kam, die Familie unter sich zu lassen und einfach allein in die Blue Mountains zu fahren (die erstens recht nah an Kingston liegen, zweitens ich mich da schon ein bisschen auskannte und drittens die Berge ziemlich reisesicher für Touris sind) buchten wir schnurstracks noch ein Zimmer im schönen Mount Edge Guest House und reisten also am Samstag frühs Richtung Berge.

Während mein letzter Bergebesuch recht regnerisch war, hatten wir diesmal bestes Wetter und unsere Stimmung wurde auch nicht dadurch getrübt, dass wir zu früh aus dem Local Bus stiegen und dadurch eine halbe Stunde mehr Aufstieg hatten (so viel zum Thema, Claudia kennt sich aus :D). Das Mount Edge war noch genauso umwerfend wie im Januar, hatte Hummingbirds und Doctorbirds zu bieten und unser Zimmer war urig gemütlich. Noch am selben Tag stiegen wir zum Hollywell Park hoch, welchen ich auch bereits mit den anderen besucht hatte (wer erinnert sich an den Park mit dem Jurassic-Park-Feeling? Ja, genau der!). Dort kauften wir den sündhaft teuren Queen-Kaffee und drehten noch eine Runde durch den Park im Wolkennebel, in welchem wir uns mittlerweile in dieser luftigen Höhe befanden. Nach einem angenehmen Abstieg gönnten wir uns noch ein feines Abendessen im Guest House, schauten uns einen Film an und rollten uns ins Bett, wobei wir ziemlich froh über die dicke Decke im Bett waren, weil es nachts in den Bergen ziemlich frisch werden kann.

Am nächsten Tag genossen wir ein super leckeres Pancake-Frühstück mit einer Tasse Blue Mountain Kaffee, also ein Frühstück, wie wir es sonst in Trench Town nie zu mampfen bekamen, und wagten uns danach auf unsere nächste Wanderung. Vom Mount Edge wanderten wir abwärts an einem kleinen Dorf vorbei, bogen eine Straße an einer Kaffeeplantage ab, um so auf einen wunderschönen Wanderpfad zu den kleinen Wasserfällen in Gordon Town zu gelangen, die ich auch bereits kannte und die mit eine der schönsten Badegelegenheiten war, welche ich hier auf der Insel so erlebt hatte. Es dauerte keine zwei Stunden, da schwammen wir bereits im Becken des ersten Wasserfalls, der uns entgegen kam. Das Wasser war zwar eisig frisch, aber das kam uns nach der hitzigen Wanderung gerade recht. So genossen wir unsere Wander-Erholung zunächst in diesem einen, darauf im nächsten Wasserfallbecken. Unsere Rückfahrt nach Trench Town verlief ebenso unproblematisch wie die Anreise, und so konnten wir von einem erfolgreich ausgenutzten Wochenende sprechen.

 

Am vergangenen Wochenende machten wir einen größeren Ausflug. Es ging, diesmal wieder mit Suarez zusammen, nach Black River. Der Ort hat einen gleichnamigen Fluss, welcher der zweit längste Fluss Jamaikas ist. Obwohl der Ort recht klein und beschaulich ist, kommen dort täglich einige Touristen hin, denn der Black River ist dafür bekannt, dass man Krokodile hautnah sehen kann. Am Freitag Nachmittag machten wir uns auf den Weg und kehrten am frühen Abend bereits in unser Guest House ein. Die Unterkunft hatte ich nach kurzer Recherche im Internet ausgesucht und sie vorgeschlagen, weil sie am interessantesten klang: Wir übernachteten im Waterloo Guest House, welches das erste Gebäude in der Geschichte der Insel ist, das überhaupt Elektrizität hatte. Das Anwesen hatte wirklich den Charme der letzten Jahrhunderte behalten, und auch wenn der im Internet angepriesene Pool kaputt war (wie jamaikanisch :D) hatten wir definitiv eine coole Zeit in diesem Guest House.
Am Samstag ging es dann also auf den Black River. Mit circa 15 anderen Touristen zusammen in ein mittelgroßes Boot gequetscht, fuhren wir von einem kleinen Hafen aus gemütlich auf dem Fluss entlang. Der Name kommt daher, dass der Grund des Flusses durch seine dunkle Farbe das Wasser nahezu schwarz erscheinen lässt, obwohl es eigentlich kristallklar ist. Die Fahrt ging los, der Kapitän stellte sich vor, entschuldigte sich erst mal dafür, dass er nicht schwimmen könne und ob jemand damit ein Problem habe… als alle verneinten, erzählte er uns von den Krokodilen (über 500 im 53 km langen Fluss lebend) und konnte uns nach wenigen Minuten auch schon das erste Prachtexemplar vorstellen. Am Ende der Fahrt hatten wir 3 oder 4 Krokos im Fluss gesehen, davon wurde aber eins aus dem Boot heraus gefüttert, sodass das „Safari Tour“ Feeling, wie die Tour angepriesen wurde, auf jeden Fall vorhanden war. Als unser Boot nach knapp einer Stunde wieder im Minihafen eintrudelte, konnten wir alle noch einer Crocodile Nursery einen Besuch abstatten, wo wir die Möglichkeit erhielten, ein kleines Kroko in den Händen halten zu dürfen. Das war auf jeden Fall ein cooles Erlebnis!

Nach der Safari Tour hatten wir die Idee, einen Strand aufzusuchen. Dies stellte sich als schwieriger heraus als erwartet, obwohl Black River direkt am Meer liegt. Zwar gab es eine Strandpromenade, dort war es aber  zu sehr mit Algen belagert und zu dreckig um dort baden zu gehen. Nach einem Blick auf die Karte im Reiseführer entschieden wir uns für den nahe gelegenen Parrottee Beach. Zunächst begannen wir dort hin zu laufen, um vielleicht auf dem Weg auch ein Taxi aufzugabeln. Da das Laufen allerdings in der puren Sonne kein gesundes Unternehmen gewesen wäre und außerdem alle Taxis die an uns vorbei fuhren schon voll waren, realisierten wir, dass wir zurück nach Black River gehen und von dort ein Taxi nehmen müssen, weil die Gefärhte von der Stadt aus starten würden. Der erste Taxifahrer der uns dort anquatschte sah wohl reiche Beute bei uns Weißen. Er verlangte 40 US $ pro Person. Als wir ihm darauf hin sagten, dass es sich um einen nur 7km entfernen Strand handelte, stellte er sich dumm und sagte etwas wie „aaaach soooo, Parrottee Beach, nicht Treasure Beach! Ja also da könnt ihr mir auch alle zusammen 40 US $ für hin und zurück geben!“ Völlig absurd, der Typ. Am Ende haben wir doch noch ein normales Route Taxi gefunden, wo wir einfach pro Person 120 J $ bezahlt haben, das sind umgerechnet  ca. 80 ct! Es ist und bleibt manchmal hart als Weiße. Deine Hautfarbe wird zum Aushängeschild für Reichtum. Trotzdem will ich diese Erfahrung nicht missen. (Zitat einer Deutschen zu einem Jamaikaner: „Do you think we sh*t money?“)

Der Strand war ganz schön trotz knaller Sonne, auch wenn Hellshire Beach und Lime Cay meine bisherigen Favoriten bleiben. Der Perottee Beach ist übrigens dafür bekannt, dass man von dort aus mit einem Boot auf eine Bar raus fahren kann. Die Pelican Bar steht quasi mitten im Meer auf Holzstelzen und macht daher einen spannenden Eindruck. Die Bar sah jedoch von weitem für uns nicht besonders aus, deshalb blieben wir am Strand und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Zwar wurde meine Euphorie leicht gedämpft als eine Ameisenkolonie meine Tasche aufgrund eines Schokobrötchens als neues Zuhause bezog, aber nach Minuten langem Schütteln (Danke Kira :D) war auch dieses kleine Problem behoben.

Den Abend ließen wir gemütlich bei einem Bier ausklingen. Das jamaikanische Bier ist gar nicht schlecht! Die bekannteste Marke nennt sich Red Stripe. Leider werde ich keine Kostproben mit nach Deutschland bringen können, weil meine Flug-Kilogrenze in Koffer und Handgepäck schon fast erreicht wurde. Wem ich ein Bierpäckchen (auf eigene Kosten) schicken soll, der kann sich natürlich noch bis Ostern bei mir melden 😉

Am Sonntag fuhren wir zu den nahe gelegenen YS Falls. Warum die Falls so heißen ist nicht eindeutig überliefert. Entweder handelt es sich um die Initialen der ersten Besitzer des Anwesens (Yates und Scott) oder der Ursprung liegt in einem keltischen Begriff „whyess“, was eigentlich „winding“ bedeutet.
Uns war natürlich klar, dass die YS Falls eher touristisch angelegt werden sein. Dementsprechend war der Eintritt recht teuer aber noch bezahlbar. Ich muss echt sagen: es fühlt sich richtig gut an, kein klassischer Tourist zu sein! Wenn wir diese Touristenmassen sehe, habe ich oft das Gefühl, dass diese Leute in ihren behüteten Kleingruppen bei weitem nicht das wahre Jamaika kennenlernen, das Jamaika, das wir Freiwilligen zunächst leben und dann lieben gelernt haben. Und wenn uns dann noch eine deutsche Truppe einen schönen Resturlaub wünscht, können wir meist nur schmunzeln. Urlaub? Neeee … Freiwilligendienst!
Jetzt zu den Falls selbst: der Eingang, wo der Eintritt bezahlt wird, befindet sich nicht direkt an den Falls. Wir wurden alle in den Anhänger eines Traktors gesteckt und fuhren gute 5 Minuten mit diesem Gefährt eine Flusslandschaft entlang, bis sich die Wasserfälle talartig vor uns aufbauten.

Die Wasserfälle waren wirklich wunderschön! Optisch erinnerten sie mich sehr an die Dunn’s River Falls, die ich in meiner ersten Woche auf der Insel in Ocho Rios gesehen hatte. Über mehrere Etappen zogen sich die Wasserfallreihen, wobei an manchem Abschnitt der Fälle auch eine Bademöglichkeit war. Leider konnte man nicht wie bei den Dunn’s River Falls den kompletten Wasserfall alleine hochklettern. Teilweise sollten Gebiete nicht betreten oder konnten nur mit einem Guide erklommen werden. Das war uns irgendwie zu doof, deswegen zogen wir es vor, in den natürlichen „Pools“ der Wasserfallanlage zu schwimmen. Ganz oben konnte man sich auch an einem Seil ins Wasser schwingen, was wir sehr genossen! Neben dem Wasserfall konnte man außerdem in zwei künstlichen Poolbecken (jeweils warm und kalt) schwimmen gehen, wo wir unseren Falls-Besuch ausklingen ließen. Auch wenn das Wasserfallvergnügen durch die ganzen Einschränkungen etwas begrenzter war hatten wir trotzdem eine super Zeit, ich kann die Fälle wirklich nur ans Herz legen!
Von den YS Falls aus brachen wir nach Hause auf. Leider standen wir über eine Stunde im Stau, und das zu fünft in unserer 4er-Sitzreihe, das war schon eine Belastung. Die Jamaikaner hingegen waren alle soweit gut drauf, wurden laut und lachten über alles mögliche. So endete die Rückfahrt von einem Ausflug mit einer Verzögerung und wir kamen ziemlich müde aber voller schöner Erinnerungen zuhause an.

So viel zu unseren sehr schönen Ausflügen der letzten Wochen. Übrigens gab es noch ein paar kleine Erlebnisse unter der Woche, zum Beispiel sind wir mal ins Kino und zum Bowlen gegangen. Zu beiden Erlebnissen kann ich nur sagen: Die Jamaikaner lassen einfach viel mehr „die Sau raus“! Kleinigkeiten werden viel größer gefeiert, es wird miteinander gelacht und viele loben sich gegenseitig in den Himmel oder im Kino wird geklatscht, wenn der Superheld etwas beeindruckendes gemacht hat. Wenn ich zurück an Deutschland denke, kommt mir so aus der Ferne einiges am deutschen Verhalten viel verklemmter vor. Von so einer Verklemmtheit lasse ich mich oft genug mitreißen und kriege nicht den Mund auf. Ich hoffe, dass ich auch ein klein wenig zum Jamaikini geworden bin (bzw. diesen in mir noch erwecken werde) oder zumindest zukünftig in Situationen, wo nichts voran geht, weil jeder gefühlt einen „Stock im Arsch“ hat (ich entschuldige mich für die heutigen Ausdrucksweisen) selber ein bisschen mehr auf den Putz hauen werde.

Wow, in 2 Wochen ist der Jamaikaspaß bereits vorbei! Wie geht es weiter? Heute verrate ich es euch: da es ziemlich langweilig gewesen wäre, einmal auf die andere Seite der Erde zu fliegen, um dann nur ein Land zu bereisen, schließe ich an meine 3 Monate Jamaika noch 2 Wochen USA an. Wohin es mich dort treibt, wen ich besuchen und was ich erleben werde…. dazu spreche ich Ende März.

Das wa’rs schon wieder mit den Ausflugsgeschichten! Drücker aus Jamaika an alle lieben Menschen da draußen!

-> ÜBRIGENS: Der Club in der Charlie Smith fängt nun doch nicht wie geplant diese, sondern nächste Woche an. Warum? weil die Lehrer sich aus Protest für die geringe Bezahlung einfach 3 Tage lang krank schrieben ließen und dementsprechend keine Schule stattfand, und das nicht nur an dieser Highschool! Interessante Art des „Streikens“ …

jamaican life update I – teaching music and fulljoying our lifes

Aktuelles aus Trench Town und Schilderungen der letzten Ausflüge

Es grüßt das braun gebrannte Fräulein Danner! Während Deutschland von Eiseskälte geplagt wird, lassen wir uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Also ehrlich, so braun war ich noch nie, und das ohne jemals auf der Insel einen heftigen Sonnenbrand erlitten zu haben. Mal sehen, wie lange sich das in Deutschland hält. Es folgt ein vielseitiges Update der letzten Wochen mit bunten Erlebnissen. Die Schilderungen werden etwas ausufern, deswegen werde ich meine Beiträge auf diesen und einen weiteren Post innerhalb dieser Woche verteilen. Viel Spaß beim Eintauchen in Claudels kleine Karibikwelt (Alliteration for president) 😀

Wie läuft das Unterrichten?

Mittlerweile befinde ich mich in meiner 10. Jamaikawoche, sodass das Unterrichten zur Routine geworden ist. Montags bis freitags befinden wir uns frühs für eine Musikstunde weiterhin an Basic Schools oder an der privaten Schule für Sonderschüler im Teenie-Alter. Meine Erfahrungen aus dem Studium haben mir gute Dienste geleistet, um zusammen mit den anderen Freiwilligen und deren Ideen vielfältige Unterrichtsstunden vorzubereiten. Es ist immer wieder schön, den ein oder anderen Fortschritt der Schüler zu beobachten, auch wenn dieser noch so klein zu sein scheint. Manchmal ist es schwierig einzuschätzen, was man von den Kleinen (und Großen, die können manchmal aber nur genauso viel wie die Kleinen) abverlangen kann. Vor allem die Basic Kids haben oft Probleme, Anweisungen konkret umzusetzen oder halten sich nicht an die Call ’n‘ Response- Weise „Wir machen vor, ihr macht nach“ sondern reden zwischendurch schon rein, rennen auf uns zu, umarmen uns oder werfen sich auf den Boden. Im Vergleich zum deutschen Schulsystem handelt es sich bei diesen „Schulkindern“ ja eigentlich um Kindergartenkinder, und oft denke ich mir, wenn ich die Kleinen in ihren Uniformen mehr oder weniger gerade im Stuhl sitzen sehe: Lasst doch die Kleinen einfach mal spielen! Aber vielleicht sind genau dafür unsere Musikstunden auch da, dass sie sich mal etwas wilder bewegen können. Und auch wenn es mal etwas anstrengender wird, das Freudengeschrei auszuhalten, so denke ich mir, schreit los, ihr Pimpfe, denn wenn wir den Raum wieder verlassen, müsst ihr wieder konzentriert eure Schulbank drücken (was die Kids eh nicht machen, weil sie dafür viel zu wuselig sind!). Ich bin gespannt, was ich nach meiner Jamaikazeit vom deutschen Unterricht halten werde… 

Der Nachmittagsunterricht läuft mal gut, mal weniger gut. Wir dürfen leider immer noch nicht im Culture Yard unterrichten, da es Unstimmigkeiten über finanzielle Vorstellungen gab. Wie so oft im Leben hat also wieder das liebe Geld das letzte Wort. Wir unterrichten also im Haus. Manche mögen sich unseren Unterricht ähnlich wie in einer Musikschule vorstellen: ein fester Termin mit der Lehrkraft, man kommt und man geht wieder. Ein solcher Ablauf würde jedoch mit dem jamaikanischen Zeitgefühl und -management nicht übereinstimmen. Meist läuft es so ab: die Kids wissen: Zwischen 15 und 18/18.30 Uhr können sie zu uns ins Haus zum Unterricht kommen. Das Motto lautet dann: „first come, first serve“, und dann wird drauf los unterrichtet, bis der Abend anklingt. Wir unterrichten im Wohnzimmer, auf dem Dach und mittlerweile auch im Park des Kreisverkehrs vor unserer Haustür. Leider sind dort die Bänke recht unbequem, ansonsten ist gerade dieser Ort ein sehr schöner Platz zum Unterrichten, umgeben von Kokospalmen und anderen Gewächsen.
Mittlerweile habe ich wirklich alles unterrichtet, was ich anbieten kann: Klavier, Gesang, Gitarre, Ukulele, Blockflöte. Wer will, dem zeig ich auch die Melodika, die hier als MoG-Instrument zur Verfügung steht. Ich habe nur wenig „feste“ Schüler. Einen Gesangsschüler, er hat sich als „Lion“ vorgestellt (hier haben fast alle einen Spitznamen), unterrichte ich ein bis zwei Mal die Woche. Er ist allerdings bereits erwachsen und gerade dabei seine eigene Firma aufzubauen, dementsprechend von einer zuverlässigeren Natur als so manch anderer Jamaikaner. Im Gegensatz zu vielen anderen ist er auch unglaublich dankbar und scheint immer sein Bestes zu geben. Für manche Kinder ist das alles nur Spaß, und wir müssen uns manchmal gegenseitig darauf hinweisen, dass es unser gutes Recht ist auch mal ein Kind vor die Tür zu setzen, wenn es unseren Musikunterricht und unser Haus mit einer Art Spielplatz verwechselt.

Kleine bis große Erlebnisse

Vor 2 Wochen hatten wir sogar einen weiteren Auftritt: am 23. Februar war Jamaica Day. An diesem Tag ziehen alle Schüler nicht ihre Schuluniform an, sondern tragen Klamotten ihrer Wahl in den Farben Jamaikas. Die Charlie Smith Highscool hatte uns gebeten, unsere Performance vom Bob Marley Earthday zu wiederholen. Davon abgesehen, dass wir von diesem gewünschten Auftritt einen Tag vorher erfahren hatten, lief es eigentlich ganz gut. Ich musste zwar spontan den Klavierpart übernehmen, weil unser Freiwilliger, der es im Bob Marley Museum pianistisch unterstützt hatte, schon abgereist ist (Hallo Yannis, wir vermissen dich, big up yourself!) aber außer ein, zwei verrückten Akkorden klang es eigentlich ganz gut. Mittlerweile führen wir gerade einen Music Club in der Charlie Smith ein und die Schüler scheinen recht interessiert auf die Aussicht einer Bandgründung zu sein. Hoffen wir, dass das klappen wird.

Oooh, von einem Ausflug habe ich ja auch nicht erzählt! Einen Tag nach dem Jamaica Day wollten wir einen Tagesausflug zu einem Strand machen, der Ort und Strand heißen Treasure Beach. Im Reiseführer wurde die Gegend erwähnt, weil sie trotz schönen Strandes als wenig touristisch und dörflich ruhig beschrieben wurde. Auch Suarez war von dieser Idee recht angetan, weil er an diesem Ort auch noch nicht war. Unsere Badetücher und Bikinis im Gepäck machten wir uns früh auf, um sobald wie möglich am Strand liegen zu können. Leider stellte sich auf dem Weg dorthin heraus, dass wir von Kingston aus nicht direkt nach Treasure Beach fahren können, sondern mehrmals umsteigen mussten. Von der Strecke her hätte unsere Anreise höchstens so lange wie die 3-Stunden-Fahrt nach Belmont (Grasplantage, vorletzter Blogeintrag!) dauern müssen. Letztendlich waren wir durch 2 mal Umsteigen über 4 Stunden unterwegs und hatten nur knapp 3 Stunden Zeit, um uns am Strang zu räkeln. es war ziemlich bewölkt, aber das war uns nur recht, denn so wurden wir von der Sonne nicht gegrillt. Besonders wird mir dieser Strandausflug in Erinnerung bleiben, weil ich in die höchsten Wellen gesprungen bin, in denen ich je gebadet habe! Es war wirklich umwerfend toll, vielleicht wäre es ein Paradies für Surfer? So war der kurze Strandbesuch auf jeden Fall den Ausflug wert, wobei ich zukünftigen Freiwilligen auf jeden Fall eine Übernachtung empfehlen würde. Denn auch die Rückfahrt kam mit einigen Tücken: unser letzter Bus, in den wir stiegen, hatte im Laufe der Fahrt einen Platten bekommen, und wir mussten an einer Tankstelle eine Weile verharren. Dennoch handelte es sich definitiv um einen gelungenen Ein-Tages-Ausflug, mit kleinen Hindernissen.

Vorletzten Freitag gab es noch ein besonderes Erlebnis. Kevin, der Cousin unseres Gastbruders Suarez erzählte uns etwas von einem Videodreh in Trench Town, der bald stattfinden würde und ob wir bereit wären, daran teilzunehmen. Wir sagten einfach mal zu, ohne groß zu wissen, was auf uns zukommen sollte. Es hatte irgend etwas mit Trench Town zu tun, eine Dokumentation oder so ähnlich, stellte sich auf Nachfrage raus. Einen Tag vorher fuhren wir zu einem Bürohaus, um uns persönlich bei den Leuten vom Videodreh vorzustellen. Das ganze lief ziemlich absurd ab: Uns begrüßten zwei, drei Leute (darunter der Schlagzeuger von Alborosie, einem Reggae-Künstler mit italienischen Wurzeln) und wir wurden von einer Dame sodann durch das Gebäude geführt. Wir liefen einen langen Gang entlang, jede Tür wurde kurz aufgemacht, jedes Mal saß eine Dame am Bürotisch, wir gingen rein, stellten uns vor, schüttelten Hände und gingen wieder raus und zur nächsten Tür mit der nächsten Dame. Das Prozedere wiederholte sich ganze 5 bis 6 mal. Dies erklärte allerdings die Frage nicht, was für ein komischer Videodreh am nächsten Tag erfolgen sollte. Von Tür zu Tür kam mir der Spaß immer lächerlicher vor und ich musste an mich halten, um nach der vierten Tür bereits nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, weil dieses ständige Vorstellen uns keinen Deut näher zur Antwort der Frage brachte, was es mit diesem Videodreh auf sich hat…
Schließlich wurden wir in einen Konferenzraum gesetzt, bekamen dort noch den Big Boss vorgestellt… und dann saßen wir da und wussten nicht, worauf wir eigentlich warteten. Jedenfalls stellte ich einer jungen Dame, die mit uns ein bisschen schwatzte dann endlich mal die Frage, was das morgen eigentlich für ein Videodreh werden soll. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Promotionsvideo für eine bald startende Tour-Reihe von „jammin tours“ drehte, die mit einem Bus berühmte Orte in Trench Town bereisen sollte.
So geschah es auch am besagten Tag darauf. Wir wurden zusammen mit einigen anderen schwarzen und weißen Touristen, welche zunächst erzürnt NICHTS von den Kameras wussten (wo haben sie die aufgegabelt???) in einen Bus gepackt und dabei gefilmt, wie wir jeeeeede Menge Spaaaaaß auf unserer Trench Town Tour hatten. Teilweise mussten die Jamaikinis die Reisetruppe motivieren, wie eine fröhliche Reisegruppe auszusehen, aber ich bin mir sicher, am Ende des Tages werden sie schon die Aufnahmen bekommen haben, die sie wollten. Mein besonderes Highlight der Tour war der Besuch eines Musikstudios, wobei ich selbst auch einige Takte ins Mikro singen durfte, freestyle gerapt und herumgealbert habe und dabei aufgenommen wurde. Sobald ich die Aufnahme oder den Link zum Tourwerbevideo habe, werde ich sie hier posten, ist glaub ich ganz lustig geworden. Am gleichen Tag ist leider noch eine Freiwillige aufgebrochen, um Jamaika den Rücken zu kehren. Jetzt sind wir nur noch 4 Freiwillige, solange ich noch da bin.

So, dieses war der erste Streich für diese Woche, der Zweite folgt in zwei, drei Tagen. Da erzähl ich euch etwas vom Krokodil und von einem weiteren abgefahrenen Wasserfallerlebnis.

Bis dahin: Soon forward, be blessed!

 

Out of many – one people! Szenen aus dem Leben mit Jamaikanern

Night, guys!

In Jamaika sagt man tätsächlich „Night“ anstatt von Guten Abend. Good morning sagt man bis ca. 12 Uhr, danach good afternoon bis ungefähr 15 Uhr, good evening hören wir hier bis 18, maximal 19 Uhr, alles danach ist night. Nicht zu verwechseln mit Gute Nacht, denn es handelt sich bei „night“ hauptsächlich um eine Begrüßungsform. Und da wären wir schon mitten im Topic dieses Blogs: Wie ticken die Blackies hier eigentlich so? Einiges über die Jamaikinis konntet ihr bestimmt in meinen bisherigen Blogeinträgen bereits „herauslesen“. Natürlich ist es schwer, eine bestimmte Art von Mentalität, einen Lebensstil oder ein kulturbedingtes Verhalten zu beschreiben. Deshalb besteht der folgende Eintrag aus lauter kleinen Geschichten, mal mit und mal ohne Kommentar meinerseits. Es handelt sich um kleine Erlebnisse, die sich in meinen mittlerweile 8 Wochen angesammelt haben. Ich möchte jedoch davor warnen, beim Lesen der Geschichten zu voreilige Schlüsse über die jamaikanische Mentalität zu schließen. Vieles liest sich „krasser“ als es tatsächlich ist, und jeder Freiwillige erlebt seine Zeit im Projekt und mit den Einheimischen immer ein bisschen anders. Das Leben hier ist ja auch anders als in Deutschland, und diese Andersartigkeit genieße ich, so gut es geht, insbesondere in dem Wissen, dass 3 Monate keine lange Zeit sind. So, und nun auf ins Geschichten erzählen!

No, children, no cry. Ich gehe in die Jonestown Basic School und sehe ein schüchtern drein blickendes Kind auf dem Arm einer Lehrerin. Die Lehrerin zeigt auf uns und zeigt dem Jungen, dass er uns zuwinken kann. Die anderen Freiwilligen erzählen mir darauf, dass der Junge weint, weil wir weiß sind.

Two Rastamen. Wir gehen in Downtown einkaufen und ein alter Rasta fragt uns in einem super sympathischen Auftreten, wo wir herkommen und ob uns Jamaika gefallen würde. Er erklärte uns, dass wir doch alle Menschen sind und dass das einzige, was uns unterscheidet, die Hautfarbe ist. Für ihn wäre es selbstverständlich, dass wir alle aufeinander aufpassen. „I take care of you when you’re in my country the same way as you watch out for me when I’m in your country!“ Ein paar Tage später erklärt jedoch ein anderer Rasta einem unserer Freiwilligen: „Also, von deiner Denkweise her bist du aber schon eher schwarz als weiß“ … die Ansichten sind also auch im selben Volk recht unterschiedlich.

Dem like leaders. Hitler ist bei manchen hier angesehen. Während wir ihn als einen der unmenschlichsten Personen beschreiben, die je gelebt haben, feiern sie ihn als beeindruckenden Führer. So wie es Putin auch wäre, wurde uns gesagt. Als wir den Holocaust ansprechen, sagen sie darauf, dass Hitler ja nur was gegen Juden und nichts gegen Schwarze gehabt hätte („Mi a no jew!“). Wenn ich sie richtig verstanden habe, meinten sie „wenn er gemerkt hätte, dass wir ihn als Führer anerkennen, hätte er uns nichts angetan“. Hmpf.

Music 24/7. Frühs werde ich häufig von Musik geweckt. Und damit meine ich, dass irgendwer eine riesige Box aufgestellt hat, um hauptsächlich reggae, oder auch r n b, pop oder dancehall abzuspielen. Die Musik ist laut, sehr laut. Auch auf Busfahrten oder einfach mitten auf der Straße ist laute Musik zu hören. Ich habe tatsächlich auf längeren Reisen immer Ohropax dabei, um nicht völlig gehörlos wieder kommen zu müssen. Viel Bass, mehr dieser chillige, langsame Reggae als tanzbares Zeug. Musik Hören ist hier eine Beschäftigung zum Abhängen, Chillen, rauchen. Kein Problem soweit, solange wir auch unsere deutsche Musik hören können, ist alles ok. Während man in Deutschland gewöhnt ist, dass die Musik auch mal runter gedreht wird, wenn man miteinander reden will, habe ich es schon öfters erlebt, dass die Musik laut bleibt und die Leute einfach lauter reden. Ebenso ist es völlig normal, wenn nicht nur eine Musik im Raum läuft, sondern mehrere Menschen ihren Lautsprecher herausholen. 

Trench Town Jamaika, born and raised. Da wir ja an 3 verschiedenen Schulen unterrichten und auch durch den Instrumentalunterricht somit viel Kontakt zu Kindern haben, versuche ich mich oft in das Leben der Kids, das Aufwachsen in Trenchtown oder Jonestown hineinzuversetzen. Und obwohl wir so viel Kontakt zu den Kids haben, empfinde ich es als unmöglich, mich in dieses Leben hier hineinzuversetzen. Es passiert mir immer wieder, dass ich meine Kindheit mit der der Kids vergleiche und mir denke: oh, das hatten/kennen die ja gar nicht, das machen die ja anders oder überhaupt nicht, das wäre ja komisch für die. Beispiel: wenn ich mit den Kids ein kleines Einsingen machen will, verbinde ich das gerne mit einer Fantasiereise, z.B. „Wir gehen an den Strand und springen ins Wasser, dabei sagen wir huiiiiiiiii…“. Hierfür muss ich mich immer wieder vergewissern, dass die Kids das hier auch wirklich kennen. Letztens wollte ich mit den Kids auf den Rummel gehen. Aber welches Trench Town Kid war schon mal auf einem Jahrmarkt? So was gibt es hier nicht, zumindest nicht ansatzweise vergleichbar mit Deutschland.

„Ey whities“ hören wir eigentlich jedes Mal, wenn wir einkaufen oder sonst wo hingehen. Wobei, man hört es in Downtown schon eher als in Uptown. Wenn man dann immer noch nicht zu der anquatschenden Person hinguckt, kommt ein „ssssssssst“ hinterhergehisst. Das fühlte sich anfangs besonders unangenehm an. Mittlerweile weiß ich, dass sie dieses Geräusch häufig machen, um Aufmerksamkeit zu erhalten und dass es nichts unbedingt mit uns als Weißen zu tun hat. Einmal bin ich in einem kleinen Supermarkt früher dran gekommen als ein Schwarzer neben mir, als hätte die Kassiererin gedacht, dass ich mich sonst beschweren könnte. Das war mir im Nachhinein auch unangenehm, aber es geschah so schnell, dass ich in dem Moment nicht drüber nachdachte. Vielleicht hat es der schwarze neben mir auch nicht gemerkt, keine Ahnung. Im großen und ganzen hält sich der Rassismus jedoch in Grenzen, und die Leute sind auch häufig einfach neugierig, wo wir herkommen und was wir hier so treiben. Ich fühle mich inzwischen eher unwohl, wenn ich von einem Haufen weißer Touristen umgeben bin, denn schließlich bin ich ja mittlerweile ein Brownie und wohne hier^^. Einziges, immer wiederkehrendes Problem ist die Sache mit dem Geld. Mir war im Vorfeld klar, dass man hier angebettelt wird. Doch dass meine Hautfarbe mit Geld direkt verbunden wird, ist oft ärgerlich. Ich möchte nicht sagen, dass uns regelmäßig Bettler umschwärmen. Es wird selten nach Geld gefragt, wenn es aber vorkommt, wird es mit bewusster Selbstverständlichkeit verlangt. Und es gab bereits andere Freiwillige im Projekt vor uns, die von Jamaikanern übel abgezockt wurden, in scheinbaren Freundschaften. Man MUSS sich jedes Mal die Frage stellen: was nützt der Person mein Geld wirklich? 

Ein Wort zur Kriminalität. Wenn wir nach Downtown fahren, wo wir wie gesagt auf dem Markt unser Essen einkaufen, lasse ich mein Handy zu hause und halte meinen Rucksack lieber vorn als auf dem Rücken. Einem Freiwilligen vor mir wurde auch schon an die Tasche gegriffen, man sollte wirklich aufpassen. Leider müssen wir nicht nur in Downtown aufpassen. Inzwischen wurde auch von einem anderen Freiwilligen eine Kamera gestohlen. Er hatte sie auf der Dachterrasse unseres Hauses über Nacht liegen gelassen. Hmpf. Die krasseste Story allerdings geschah an meinem ersten Abend in Trench Town. Jemandem wurde aus dem eigenen, leider nicht abgeschlossenen Bus das Portemonnaie geklaut. Wie sich im Nachhinein herausstellte, wurde das Portemonnaie von einer Kinderbande gestohlen, Kids, die nicht älter als 8,9 Jahre alt waren. Wie sind die Kinder aufgeflogen? Bei dem Versuch, teure Sportschuhe zu kaufen, wobei sie von allen Verkäufern abgewiesen wurden, weil sie für ihr Alter verdächtig viel Geld bei sich hatten (der Geldbeutel enthielt eine dreistellige Summe, zumindest in Euro umgerechnet). Tja, traurig für den Besitzer. Da mir schon in voran gegangenen Urlauben einiges abhanden kam, bin ich hier super vorsichtig und lasse nichts unbeaufsichtigt rumliegen. Es macht mich allerdings auch traurig, dass ich so auf mein Zeug aufpassen muss. Vielleicht kann das Projekt ja einen winzigen Teil gegen die Kriminalität beitragen, nämlich dadurch, indem viele Kids ihre Freizeit am Instrument verbringen und nicht in irgend welchen Jugendbanden.

Küchenhilfe auf jamaikanisch. Ein Freiwilliger sollte beim Kochen helfen. Aber die „Küchenhilfe“ bestand im Endeffekt daraus, für den schwer beschäftigten Koch Joints zu drehen.

Katzengeschichte: (nichts unbedingt jamaikanisches, aber ich finde die Story einfach ulkig :D) Als wir in meiner ersten Woche in Ocho Rios, auch Ochi genannt waren, hatten wir uns einen Abend lang eine große Runde Gin Tonic gegönnt. Leicht angeheitert wie wir alle waren, warf ich einen Blick aus dem Fenster unseres Hostelzimmers. Auf einer Mauer saß eine Katze, die mit großen Augen zum hellen großen Mond aufblickte und maunzte. Ich öffnete das Fenster, und sang der Katze das Lied aus dem Musical Cats. „Mooondliiiiicht, schau hinauf in das Mooondliiiiicht“… Was ich nicht sah: da stand die ganze Zeit ein Jamaikaner. „Are you singing for me?“ Ehrlich antwortete ich „Noooo, for the cat!“ Wollte er mir einfach nicht abnehmen… Apropos: wenn man hier als Frau irgendwelche körperlichen Arbeiten vollzieht, sei es Kochen, Putzen, Waschen oder auch wenn man einfach nur sein Instrument spielt, wird das gerne mal von den Herrschaften so kommentiert, als würde dabei etwas für sie rausspringen. „Kannst du für mich kochen? Soll ich meine Wäsche auch gleich runter bringen? Spielst du ein Lied, nur für mich?“ Mittlerweile ignoriere ich die Kommentare oder mache mich lustig über sie. Da müssen die Herrschaften durch!

Yow gyal! (Ey Mädchen!) Allgemein fällt in der Kommunikation auf, dass sehr fordernd und scheinbar undankbar miteinander umgegangen wird. „E Boy, give me dem …!“ „Claudia, stir that for me!“ „Isabella, buy a new charger!!!“. Ich deute dies allerdings nicht als Unhöflichkeit, sondern als den hier nun mal vorherrschenden Umgang miteinander und möchte dies insofern als Lehre für mich mitnehmen, dass man manchmal etwas durchsetzungsfähiger ist, wenn man einen kleinen Befehlston an den Tag legt und nicht so überirdisch dauerfreundlich und hyperhöflich, wie ich es manchmal bin. Ob das im Grundschullehramt von Nützen sein könnte? „Ey Chantal-Mandy, mach gefälligst deine Hausaufgaben!“ (????) 

Tier“liebe“? In Jamaika, insbesondere in der Gegend, wo wir wohnen, wird mit Tieren allgemein sehr schlecht umgegangen. Unserer Katze hier wird gerne mal ein Schuh hinterher geworfen. Die Hunde, die wild auf der Straße leben, ducken sich instinktiv wenn ihnen ein Mensch zu Nahe kommt. Hunde, Katzen, Schweine, aber vor allem Ziegen leben vom Müll der Menschen. Es ist bei weitem kein Vergleich zur deutschen Haustierkultur, wobei ich das übermäßige Verhätscheln von Haustieren, wie man es in Deutschland oft sieht, natürlich auch nicht begrüßen würde. 

Missverständnis

Ich: „I can’t marry a jamaican boy“.

M: „Why?“

Ich: „Because my boyfriend would’nt like that!“

M: „Why, is he racist?“

 

The Talk. Mit Jamaikanern kommt man super locker und unkompliziert ins Gespräch. Seien es Belanglosigkeiten, Gespräche über Politik, Kultur oder Musik, jeder steht gern zu seiner eigenen Meinung. Manchmal kann man die Leute allerdings nicht von einer falschen Aussage in den Äußerungen abbringen, und selbst wenn man ihnen den falschen Inhalt beweisen kann, kommen sie gerne mit einer Ausrede rum, warum ihre falsche Antwort doch hätte richtig sein können. Diese Falschaussagen fallen besonders auf, wenn die Jamaikaner voreinander angeben wollen, was sie schon alles geschafft haben. Hört man genauer hin, entpuppt sich oft aus einem lang anhaltenden Lobgesang über die eigenen Fähigkeiten ein eher, naja, normales Bild eines Menschen, der eben Stärken und Schwächen hat. 

Out of many, one people. Es herrscht ein krasser Gegensatz zwischen dieser gegenseitigen Feindlichkeit und einer ungeheuren Freundlichkeit zueinander. Einerseits gibt es die verfeindeten Dons, also die Bandenchefs, oder den (mal friedlichen, mal blutigen) Krieg zwischen den zwei großen Parteien, der Jamaican Labour Party und der People’s National Party. Und gleichzeitig herrscht eine ungeheure Hilfsbereitschaft und aufeinander achten, wie man es selten sonst mitbekommt. Hier wartet der Bus auf dich, wenn du angerannt kommst. Während wir in Deutschland eher etwas googlen würden anstatt andere Leute um Rat oder Informationen zu fragen, hat letzteres noch Priorität hier vor Ort. Außerdem lachen sich die Leute hier im Kino bei einem lustigen Film so laut schlapp, dass man sich in jedem anderen deutschen Kino beschwert hätte. Vielleicht sollte ich eine Kampagne für lauteres Gelächter in deutschen Kinos starten…

Ach du dicker Topf! Knapp 4 Wochen war ich hier, als mir mein erstes, größeres Malheur passiert ist. Es war 6 Uhr frühs, als ich nur kurz aufs Klo und danach wieder ins Bett wollte. Ging leider nicht, denn vom Bad aus hatte sich in unser Zimmer eine riesige Pfütze geschlichen, die fast das ganze Schlafzimmer einnahm. Der Spülkasten war anscheinend undicht (es handelte sich also um „sauberes“ Wasser!). Ich war müde und wollte so schnell wie möglich die Pfütze beseitigen. Suarez und Yannis begannen bereits mit dem Aufwischen, aber es war so viel Wasser, dass ich mich auch noch auf die Suche nach einem Eimer begab, um helfen zu können. Ich fand allerdings keinen in Griffweite. Unsere normalen Plastikeimer werden im Haus für alles mögliche genutzt und ich wollte nicht durchs ganze Haus flitzen, wenn doch einfach nur fix diese Suppe entfernt werden sollte. Was macht also Claudia? Ich greife unüberlegt zu einem unkonventionelleren Mittel des Aufputzens und hole einen Kochtopf aus der Küche in unser Schlafzimmer. Ich beginne also, die Pfütze mit einem Putzlappen aufzusaugen und in dem Topf auszuwringen. Ich fand das selber schon so absurd, dass ich anfing, vor mich hin zu kichern. Suarez war überhaupt nicht begeistert, ließ ein wehleidiges „nooooo“ hören und lief erzürnt aus dem Raum, nur um mein Vergehen brühwarm seinen Eltern zu erzählen. Sein Vater war ebenso alles andere als begeistert. Ich brach daher die Putzaktion ab und begann in der Küche den besagten Topf gründlich zu spülen. Einmal, dann ein zweites mal. Ich versuchte mich vorsichtig beim Vater zu entschuldigen, der mir darauf hin erklärte, dass man den Topf jetzt nicht mehr benutzen könne. Ich habe ja schließlich Dreck vom Boden in den Topf befördert, und Dreck essen nur sehr arme oder kranke Menschen. Ich erklärte ihm, dass ich den Topf auch einmal komplett mit heißem Wasser auskochen könnte, um wirklich alle Bakterien zu beseitigen. Nein, da würden bestimmt nicht alle Bakterien sterben, und außerdem helfe das dem Gewissen nicht, dass Dreck in diesem Topf war. Nun ja, dumme Nummer war das. Ein anderer Freiwilliger fiel mir am Tag darauf noch in den Rücken, als er den Jamaikanern erklärte, dass mein Verhalten nicht unbedingt ein „Kulturunterschied“ war, denn in Deutschland würde man auch nicht sofort zu Töpfen zum Putzen greifen . Jaaa, das war eine klassische Claudel-Nummer, zugegebenermaßen. Lustig ist folgendes:

1. Der Topf wurde nur selten genutzt, war in einem miserablen Zustand und ich freu mich schon richtig drauf, ihn durch einen besseren zu ersetzen…  2. Hat Suarez mich selbst letztens gefragt, ob wir nicht den aussortierten Topf zum Reis kochen nehmen sollen, als alle anderen Töpfe besetzt waren. 3. Haben wir letztens mit eigenen Augen gesehen, wie ein Küchenmesser zum Reparieren eines Autoreifens verwendet wurde (eigentlich schade, dass ich deshalb keinen Aufstand gemacht habe…)

Counting. Super spannend: wenn sie mit den Fingern zählen, zählen sie für uns falsch herum: 1=kleiner Finger, 2=Ringfinger und so weiter.

Außen die harte Schale. Einmal habe ich mit der Hand den Abfluss im Küchenspülbecken von Essensresten befreit, also eine Angelegenheit, vor der sich der ein oder andere eher zieren würde. Kommentar eines Jamaikaners: Good Claudia, you’re already hard outside. Now you have to become hard inside too to achieve your dreams!

Jamaica, Land we love. Ich bin außerdem sehr positiv beeindruckt vom Nationalstolz hier. Überall sieht man jamaikanische Flaggen, die Gesichter von Bob Marley, Usain Bolt, Haile Selassie oder anderen Berühmtheiten an die Wände gepinselt. Sie sind stolz auf ihre Kultur, und sagen dabei aber nicht direkt, dass andere Kulturen dadurch schlechter sind. Das Interesse an deutscher Kultur ist zwar sehr unterschiedlich, manche wollen Deutsch lernen, andere verziehen bereits das Gesicht, wenn wir das Essen anders als jamaikanisch kochen… aber mit der Art und Weise, wie ich bisher mit jamaikanischer Kultur in Berührung gekommen bin, kann ich mich sehr anfreunden und denke, es ist nichts schlechtes, wenn ich insgeheim durch das Vergleichen von fremder Kultur mit meiner Eigenen auch ein bisschen mehr Freude an meiner Heimatkultur bekomme. Das deutsche Leben hat eben auch seine Vorzüge, und was sollte daran falsch sein, diesen Gedanken zu haben?

Zum Schluss noch ein paar kleine Sprüche, die ich so von Jamaikanern aufgeschnappt habe:

  • School makes you smart, life makes you wise!
  • The white Part of the pepper gives you cancer! You germans don’t know that!

So, das war’s, kleine bis große Erfahrungen aus acht Wochen Jamaika! Eigentlich wollte ich diesen Blogeintrag schon viel früher schreiben, aber je länger ich blieb, umso eher wusste ich, dass es sich lohnt für diesen Eintrag noch weitere Geschehnisse abzuwarten. Liebe Leute, ich hoffe, ich konnte euch durch diesen Mentalitätenblogeintrag noch ein wenig mehr vom Leben hier zeigen. Beim nächsten Blog gibt’s dann auch wieder abgefahren schöne Strand- und Wanderbilder^^

Soon forward, lickkle more!

 

What a nice Weedend – Besuch einer Ganjaplantage im traumhaften Belmont

Lass Gras wachsen!

Viele Grüße! Diesmal keine lange Vorrede und ab in die Story:

Letztes Wochenende verbrachten wir ganze 3 Stunden Busfahrt entfernt von Kingston, nämlich in Belmont. Das kleine Örtchen ist besonders als Geburtsort von Peter Tosh bekannt, einer der Bandkollegen vom großen Bob Marley, der sich aber auch als eigenständiger Künstler einen Namen gemacht hat (Ohhh Bomboclaaat). Wir standen früh auf, waren bereits kurz nach 7 auf dem Weg nach Downtown, gingen zuerst ein wenig einkaufen und nahmen danach den ersten Bus Richtung Belmont. Solche Local Busses haben übrigens keine konkrete Uhrzeit, wann sie losfahren. Die Fahrt beginnt, wenn der Bus voll ist. Das heißt unter Umständen, dass man auch mal ein, zwei Stunden warten muss, bis die Fahrt losgeht. Ich hatte schon angenehmere Busfahrten: Erst saß Kira rechts neben mir (natürlich mit anderen zu fünft in einer Reihe), da war es noch bequem. Kira wurde dann jedoch eine Reihe nach vorne gesetzt und ein großer Typ, ungefähr unser Alter, nahm ihren Platz ein. Soweit, so gut, aber der Typ schlief dann nach der ersten halben Stunde der Fahrt ein, sodass sein Oberkörper natürlich irgendwann zu mir rüber kippte. Anfangs reichte es, ihm kurz auf den Arm zu tippen, dann richtete er sich wieder auf. Nach und nach, vielleicht eine Stunde lang kippte er jedoch immer häufiger und in kürzeren Abständen auf meine Seite, sodass er fast auf meinem halben Oberkörper vor sich hin döste. Er lehnte sich schlafend so weit über mich drüber, dass er mit seinem Kopf gegen Kiras Rücken knallte, wenn der Bus schaukelte und mit dem Arm fast sogar meine Sitznachbarin neben mir, also einmal über mich drüber berührte. Diese haute ihm darauf einmal heftig auf den Arm, worauf unser Dornröschen endlich aus seinem Schlummer erwachte. Er schaute uns kurz etwas blöd an, hat es danach aber tatsächlich geschafft, sich gerade hin zu setzen und sich mit seinem Smartphone zu beschäftigen. Den Rest der Fahrt konnte ich gequetscht, aber ungestört durchstehen. Dann verließen wir den Bus in Belmont, draußen Sonne pur. Unser lieber Gastbruder Suarez brachte uns zu einem guten Freund, Kenny, der nicht weit vom Peter Tosh Mausoleum wohnte und dessen Grundstück keine 10 Meter vom Meer entfernt lag. Es sollte also ein Wochenende mit hautnahem Karibikfeeling werden! Sein kleines Haus stand uns größtenteils zur Verfügung, darunter zwei große Betten und eine leicht bis total durchgelegene Schlafcouch. Wir erholten uns zwei Stündchen von der Fahrt, aßen Chicken beim Onkel von Kenny und danach holten wir die Wanderschuhe raus. Das Ziel unserer Reise war ein ganz konkretes: eine echte Weedfarm besuchen. Kenny hatte zum Glück die entsprechenden Connections zu einem Plantagenbesitzer. Wir liefen ein ganzes Stück durch das schwül warme Wetter, wobei die Landschaft eine schöne Mischung aus Dschungel und Wald bildete. Nach gut einer halben Stunde waren wir auch schon dort, eine leicht erhöhte Lichtung erschien, und wir sahen ein Pflänzchen, nichts besonderes. Zuerst erzählten Kenny und sein Kumpel uns, wie man weibliche von männlichen Pflanzen und von den nicht mehr zu gebrauchenden Zwittern unterscheiden kann. Sie zeigten uns Pflanzen verschiedenen Alters, erklärten uns, wie oft man gießen muss und zeigten uns, woran man sehen kann, dass ein Pflänzchen geerntet werden kann. Wir haben sogar zwei Pflanzen ernten und mitnehmen dürfen. (Zum Graskonsum der Jamaikaner komme ich im nächsten Blogeintrag!)

Dann gingen wir zurück zu Kenny und dösten ein weiteres Ründchen. Danach gönnten wir uns eine Runde Strand im Sonnenuntergang. Es war ein unglaublich schönes Stranderlebnis! Das blau-türkise Wasser hatte nur leichte Wellen und war auch nicht zu salzig, zwar etwas algig, aber zum Abkühlen genau richtig. In regelmäßigen Abständen stürzten sich Vögel waghalsig zum Fischen in die Fluten. Kleine bunte Boote trieben an einem Steg etwas weiter weg in den Wellen. Etwas unangenehm war dann aber ein Typ der ankam, sein Name war Anthony („… but you can call me I I Natural Vibz!“) und er machte mir recht schnell und direkt den Hof: „Now you know where I live, you can always come and visit me, I’m gonna cure your mosquito bites,… and I love your vibes!“ Als ich ihm nach seinem Gelaber erklärte, dass ich glücklich vergeben bin und er seine Nummer behalten kann, erklärte er mir völlig uninteressiert: „Well… I have children… but no girlfriend!“ hmpf. Dieses Argument konnte ich weniger nachvollziehen… An solchen Begegnungen kommt man als Weiße nun mal nicht vorbei.

Als die Sonne verschwunden war, kehrten wir zu Kenny zurück und kochten uns ein typisch jamaikanisches Essen, wie ich es im letzten Beitrag beschrieben hatte. Nach einem Bier und einer ausgiebigen Kartenspielrunde Uno und Arschloch ging es dann ins Bett. Ich erbarmte mich, das durchgelegene Sofa zu nehmen, musste mich aber nach ein paar Stunden meinem Rücken zuliebe auf das Bett mit den zwei Damen quetschen. So ging unser Ausflug fix zu Ende. Gegen Mittag suchten wir den nächsten Bus auf und nach einer erneut langen beengenden Fahrt, jedoch ohne schlaftrunkenen Jamaikaner neben mir, befanden wir uns am frühen Abend wieder in Trench Town.

In Trench Town geht ansonsten alles seinen gewohnten Gang. Die letzten Wochentage waren außerdem etwas ereignisreicher als sonst: Das Unterrichten wird hoffentlich bald neue Formen annehmen! Bald können wir tatsächlich wieder im Culture Yard unterrichten. Dann müssen sowohl Schüler als auch Lehrer nicht mehr unter einem Dach ertragen, dass gleichzeitig Schlagzeug, Gitarre, Klavier und Saxofon unterrichtet wird. Yeah man! Heute, am 23. Februar, ist übrigens Jamaica Day, das heißt alle Schülerinnen und Schüler kommen in den Nationalfarben des Landes in die Schule. Wenn ich diese Farben an dieser Stelle noch erwähnen müsste, der hat wohl die deutschen Koalitionsdebatten vom letzten Herbst verschlafen 😀

So viel zum Trench Town Trubel!

Biggamore, whities!

Post scriptum: Wer noch nicht genug hat, das Jamaica Feeling zu entdecken, d empfehle ich den Blog meiner reizenden MoG-Kollegin Kira: https://kiramogt.jimdo.com/

Jamaikitchen :D Was essen wir so?

Gud dey! Aalrait?

 

Good vibes in da ‚ouse! Mi fulljoy ma life!

Erneut nehme ich euch mit in meine kleine jamaikanische Trench Town Welt. Was ist die letzten Tage noch so abgegangen? Ich werde bräuner und bräuner, habe es also zumindest farblich bald zum Brownie geschafft. Ansonsten ist nicht viel passiert, doch so komme ich mal dazu, über die kleinen Dinge zu schreiben, die das Leben hier ausmachen, zum Beispiel das Essen.

 

Jamaika und Essen – was kommt euch dabei in den Sinn? Über das Essen hatte ich mir tatsächlich überhaupt keine Gedanken gemacht, bevor ich hier her gekommen bin. Umso besser, so konnte ich sämtliche Sinneseindrücke für kulinarische Neuigkeiten offen halten. Maximal hätte ich erwartet, dass afrikanische Einflüsse in der Küche gelten könnten, aufgrund der ‚roots‘ der Nachkommen der ehemaligen Sklaven, die einen Großteil der Bevölkerung ausmachen. Das kann ich nun vor Ort nicht bestätigen. Vorneweg muss ich erwähnen, dass meine bisherigen Erfahrungen auch eng mit dem Leben in Trench Town zusammenhängen. Wir kochen hier jamaikanisch nach den Kochempfehlungen unserer Gastfamilie; in anderen, reicheren Gegenden würden sicherlich andere Erfahrungen gemacht werden.

 

Jamaikas Früchte und Gemüsesorten sind abwechslungsreich und bieten dem europäischen Gaumen geschmacklich brisante Entdeckungen. Die „Nationalfrucht“ heißt Ackee. Umgeben von einer roten Schale befinden sich innen mehrere nussgroße Stückchen „Fruchtfleisch“ mit jeweils einem schwarzen „Kern“ an der Seite. Schwer zu beschreiben, sieht ulkig aus. Schmeckt tatsächlich auch nussig, wird als Nationalgericht mit Saltfish serviert. Fisch habe ich seit meiner Ankunft aber noch gar nicht gegessen. Außerdem habe ich bisher Yum probiert, eine Wurzel, die vom Geschmack von Kartoffel nur minimal zu unterscheiden ist, außerdem Star apple, was von der Beschreibung her am ehesten einer Orange mit Melonengeschmack gleicht. Die Äpfel, die wir hier kaufen, schmecken bei weitem nicht so, wie wir es gewohnt sind. Sie sind weicher, haben ein kleineres Kerngehäuse und erinnern mich eher an Naschi Birne, nur nicht so saftig. Die Orangen sind hier außen mehr grün als orange und mit Vorsicht zu genießen, da bei übermäßigem Verzehr eine… naja, sagen wir, erhebliche Verlangsamung des Darmtraktes hervorgerufen wird. Ansonsten verzehren wir hier auch normale Kartoffeln sowie Süßkartoffeln, Zwiebel, süße und scharfe Pepper und haufenweise Kohl, letzteres fast täglich. Auch Reis steht fast jeden Tag auf dem Speiseplan. Was für mich auch neu war: das viele Kochen mit Kochbanane („Plantain“) als Beilage. Frittiert, gebraten oder gekocht, es ist regelmäßig auf unserem Speiseplan. Außerdem habe ich noch nie in meinem Leben so viel Kürbis gegessen, und ich find es erstaunlich lecker! Callaloo ist eine Spinat ähnliche Beilage, die in Kombination mit dem Kohl (Cabbage) das Mahl angenehm verfeinert. Dann gibt es noch Ocra, ein längliches, grünes Gemüse, optisch ähnlich den kleinen Gewürzgurken. Wir essen das Zeug eher selten. Ich hab es probiert, als ein Jamaikaner uns ein jamaican Stew zum Probieren anbot. Es ist im Inneren extrem glitschig und hat gustatorisch nicht viel zu bieten. Naja, war auch ne Erfahrung.

 

Wir essen wahnsinnig wenig Fleisch, maximal einmal, zweimal die Woche Corned Beef. Stattdessen gibt es hier Chunks, ein Fleischersatz, den man mit der deutschen Variante des Sojageschnetzelten vergleichen könnte. Schmeckt eigentlich echt in Ordnung, ist bei uns nicht täglich im Essen dabei, aber circa jeden zweiten Tag.

Wie sieht also ein klassisches jamaikanisches Mahl aus? Viel Reis, dazu eine Gemüsepfanne bestehend aus Cabbage, Callalo, (Süß-)Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Pepper, Kürbis, eventuell noch Karotten, Bohnen und Tomaten und ab und zu Chunks/Corned Beef dazu. Klingt doch eigentlich ganz lecker, nicht wahr? Nun ja, wir essen das fast täglich… aber letztendlich passt man sich den Essgewohnheiten des Gastlandes doch gerne an!

 

Eine weitere jamaikanische „Spezialität“ die es hier mindestens alle zwei Tage gibt sind Dumplings, oder auch Festivals genannt. Es handelt sich um kleine Fladen artige Küchlein, süß oder herzhaft gegessen. Sie bestehen aus Mehl, Maismehl, Backpulver, Wasser, Salz sowie eventuell Zucker. Dumplings werden entweder gebraten oder gekocht. Manchmal essen wir sie als Beilage zum bereits erwähnten Mahl, manchmal zum Frühstück wie kleine Brötchen mit Konfitüre oder Schokocreme. Apropos Schokocreme, Nutella ist hier – pardon – ARSCH teuer! Ein winziges Gläslein gibt es hier nicht unter 7€! Von daher ist das eher ein seltener Genuss.

Eine weitere jamaikanische Spezialität, die ich aber bisher nur im Restaurant gegessen habe, ist Jerk Chicken. Eine besondere Hähnchenmarinade, die super lecker ist. Ein großer Verkaufsschlager auf der Insel sind die sogenannten Patties, gefüllte Teigtaschen. Die populärsten Pattiefüllungen sind Beef, Chicken, Fish, Shrimps und Cheese. Des Weiteren ist geschieht es nicht selten, auf der Straße auf Suppenverkäufer zu treffen, die aus großen Pötten für wenig Geld einen Suppenbecher auffüllen. Für den süßen Hunger am Nachmittag gehen wir zu einem kleinen Shop um die Ecke und holen uns Bulla, kleine Kuchenstückchen, schmeckt nach Honigkuchen, obwohl im Teig kein Honig drin ist (zumindest laut Chefkoch :D).

 

Nach fast 6 Wochen kann ich aber bei allem, was ich hier esse auch langsam realisieren, was ich an Deutschlands Kulinariawelt vermisse. Die Eintönigkeit der Speiseplanabwechslung stört mich (noch) nicht so sehr, doch einige Lebensmittel fehlen mir schon arg, zum Beispiel Käse und Milch. Nudeln mit Tomatensoße oder Mac ’n‘ Cheese gönnen wir uns ab und zu, aber eher selten. Alle paar Wochen gibt es sogar Rührei zum Frühstück, aber das ist dann schon die Krönung des Speiseplans. Wenn wir beim Einkaufen mal in der Nähe eines Supermarktes sind, schlagen wir dann alle auch mal gerne zu und gönnen uns Cookies, Chips, oder ich mir ne Schokomilch. Frische Säfte vermisse ich, denn alles, was man sich hier an Getränken holen kann, schmeckt entweder chemisch oder ist total überzuckert. Ach ja, bei den Getränken ist noch ein Saft einer abgefahrenen Frucht dabei: Sorrel. Man stelle sich eine Frucht vor, die scharf wie Ingwer und süß wie Beeren zugleich ist.

 

Schade ist, dass ich euch bildertechnisch nicht viel bieten kann. Zu gerne würde ich Bilder von unseren Einkaufsnachmittagen machen. Warum das eher ungünstig ist? Wenn wir einkaufen gehen, dann auf den günstigsten Märkten in Downtown, und da wimmelt es nur so von Taschendieben. Über Downtown selbst könnte man auch einen ganzen Blogeintrag schreiben: Bunt, laut, dreckig, überfordernd, eng, einzige Weiße im Umkreis von mindestens einem Kilometer. Doch ich müsste Bilder sprechen lassen, und die trau ich mich nicht zu machen. Wenn dir schon die Einheimischen davon abraten, das Smartphone nach Downtown mitzunehmen, halte ich mich doch gerne an diesen Vorsatz…

Für weitere Eindrücke verlinke ich hier mal die Wikipediaseite über jamaican food.

 

Bilder gibt es trotzdem, und zwar von einem sehr, sehr schönen Ausflug auf eine Insel, naja, eher Sandbank im Süden von Kingston. Mit einem kleinen Boot fährt man von Port Royal (Ja, die Stadt in Fluch der Karibik ist an eben dieses angelehnt) nach Lime Cay. Das war bisher der paradiesischste, karibischste Ausflug, den wir hier bisher gemacht haben! Ich habe noch nie so türkis farbenes Wasser gesehen wie dort, so feinen Sand erlebt,… es war wie Urlaub vom Urlaub. Gönnt es euch einfach 😀

 

Umärmel an alle Leser!

 

 

Landschaftsverliebtheit!

Bless yah, wha gwaan?

Ich kann es gar nicht fassen, aber mein erster Monat auf der Reggae-Insel ist schon vorbei! Dies bedeutet wiederum, dass ich „nur“ noch weitere 7 Wochen hier lebe und arbeite. Nur noch 7 Wochen? Wenn diese 7 Wochen genauso erlebnisreich werden wie die ersten 5, kann ich guten Gewissens nach meiner Rückkehr in Deutschland ins Berufsleben starten. Bis dahin werde ich so viele Erlebnisse gesammelt haben, dass ich eine gefühlte Ewigkeit davon zehren werde, und dafür bin ich bereits jetzt unglaublich dankbar!
Es ist weiterhin beeindruckend, wie ich immer noch in Jamaika mehr und mehr ankomme, obwohl ich mich doch schon so gut eingelebt habe. Gestern nach einem kleinen Ausflug mit ein paar deutschen Gästen vom Hausbesitzer hatte ich das erste Mal das Gefühl, die Rückfahrt als Heimfahrt zu erleben. Auch wenn die Uhren hier anders ticken, auch wenn ich immer der Ausländer bin, wird Jamaika Tag für Tag zu einem Teil von mir. Dennoch bin ich mir weiterhin bewusst, dass ich nur eine begrenzte Zeit hier lebe und fange langsam an mir Gedanken darüber zu machen, was ich realistisch noch erreichen kann und will, für das Projekt natürlich, aber auch für mich persönlich. Welche Orte will ich noch besuchen, welche Gedankengänge sollten noch gedacht, welche Diskussionen geführt werden? Jedenfalls kann ich als Zwischenfazit jetzt sagen, dass sich dieser Auslandsaufenthalt schon gelohnt hat, weil es viele neue Prozesse in mir ausgelöst hat.

Ich kann nur jedem empfehlen, etwas Ähnliches zu tun, vor allem wenn man im Laufe der Zeit in seinem Alltag eine gewisse Eingleisigkeit der eigenen Gedanken aufgrund fehlender Perspektivwechsel erfährt. Doch genug vom Gedankentrubel, denn dieser Blogeintrag soll den besonders schönen „Attraktionen“ Jamaikas gewidmet werden: den Wasserfällen. Wer hätte gedacht, dass Jamaika so viele Wasserfälle zu bieten hat? Mir war es im Vorfeld nicht bewusst. Ich bin von den Schönheiten der Fälle schwer beeindruckt! Die heftigen Wassermassen finde ich fesselnd und die starken Strömungen, die bei manchen Fällen entstehen, sind im wahrsten Sinne des Wortes mitreißend, egal ob man sich in die Fluten stürzt oder sie am Rand sitzend beobachtet. Das Rauschen des Wassers wird bei einem Buch oder einem Nickerchen zu einem angenehmen Hintergrundgeräusch.
Mit den Dunn’s River Falls durfte ich bereits in meiner ersten Jamaikawoche Bekanntschaft machen. Sie waren von ihrer Größe beeindruckend und ein absolutes Touristenhighlight, da man sie so gut selbst erklimmen kann. Wir waren in den letzten 3 Wochenenden an 3 weiteren verschiedenen Wasserfällen. Zunächst wieder in den Blue Mountains: die Gorden Town Falls. Wir waren an zwei verschiedenen Fällen eines Flusses. Sie sind klein aber fein, so gar nicht touristisch und man kann sich bei dem kleineren wie in einem Strudelbecken die ganze Zeit im Kreis treiben lassen. Der zweite Wasserfall den wir gesehen haben waren die Reggae Falls in der Nähe von Morant Bay, östlich von Kingston. Es handelte sich um einen deutlich breiteren Fall mit einer wahnsinnig starken Strömung, die uns fasst die Füße weggerissen hätte. Leider konnte man dort nicht ganz so gut schwimmen, aber die Landschaft, die Ruhe und die Abgeschiedenheit haben den Besuch definitiv unvergesslich gemacht.
Mein absolutes Highlight waren die Cane River Falls am letzten Wochenende. Kein breiter, dafür unglaublich spannender Wasserfall. Ich fühlte mich an meine Wanderungen durch eine bayerische Klamm erinnert, nur ohne Wandern und mit Schwimmen ;D. Durch steile Felswände züngelte sich eine nicht breite, aber enorme Wassermasse, die in ein Steinbecken nur so runterrauschte, um danach wieder zu einem Fluss zusammen zu kommen. Man konnte sich sogar unter den Fall, also mitten rein stellen. Allerdings waren dort einige Leute anzutreffen, hauptsächlich aber Einheimische.
Warum erwecken Wasserfälle so eine Lebendigkeit in mir? Ist es das Wasser? Manche würden jetzt sagen, bei deinem (Krebs-)Sternzeichen kein Wunder, dem würde ich mich jedoch nicht anschließen (Um meinen früheren Astro-Lehrer zu zitieren: HUMBUG!). Ich erfreue mich einfach weiterhin daran und finde vielleicht bald mehr über den Zauber der Wasserfälle heraus. 

Was gibt es sonst noch neues auf der Insel mit den Bergen?

Letztes Wochenende haben wir mit den Kids einer Basic School in der Kirche gesungen. Wir sangen 3,4 Kinderlieder und die Kids hatten viel Freude, sowie die Gemeinde hoffentlich auch. Am 6. Februar war der 73. Geburtstag von Bob Marley, welcher hoch feierlich zelebriert wurde. Bei einer großen „Soul rebel“ Party im Bob Marley Museum war unser Auftritt mit der Highschool, mit der wir seit kurzem kooperieren. Man findet uns hier ab 1 h 55 min und in einem kurzem Interview ab 2h 25 min. Wir fanden es richtig cool und den drei Schülern der Schule hats auch Spaß gemacht! Das traurigste Event der Woche war die Verabschiedung eines weiteren Freiwilligen. Hey Yannis, wir vermissen dich! Jaja, ist schon ein reges Kommen und Gehen bei Musicians n’uve badas…

Jetzt planen wir unsere nächsten Ausflüge und hoffen, für MoG noch das ein oder andere realisieren zu können. Noten sortieren, nach Möglichkeiten für Überäume schauen, etc. 

Ich sende allen Lesern viele liebe Grüße und möchte mich an dieser Stelle kurz für das bisher grandios positive Feedback zum Geblogge bedanken! 

Take care! 

biggamore

Musicians nuh’ve bada – musicians without borders

Rasta! Bless ya!

Mittlerweile bin ich immer mehr in Jamaika angekommen. Woran merk ichs? Das ein oder andere Patois wird aufgeschnappt (Wha gwaan? Yah mon! Mi a no tourist! BUMBOCLAAT!) und während man sich einerseits an das Leben in Trench Town immer besser gewöhnt, fallen einem immer mehr Dinge ein, die man früher oder später an Deutschland vermissen wird. Dinge, auf die man so gar nicht gekommen wäre, dass sie einem mal fehlen würden. Aus diesem Vermissen von deutschen Kleinigkeiten werde ich jedoch keine Trauerwelle werden lassen, sondern eher versuchen, mich an den hiesigen, jamaikanischen Lebensinhalten zu erfreuen. Ja, die Zeit hier verhilft einem, die Blickwinkel auf das Leben zu erweitern. Auch unsere musikalische Arbeit vor Ort fühlt sich anders an, trotz meiner vielen Musikpraktika, die ich im Studium erlebt hatte. Von unserem Projekt und dessen aktueller Umsetzung und Situation möchte ich nun ein wenig erzählen.

Musiker ohne Grenzen – Musicians without borders

So lautet die Bezeichnung der Organisation, welche mich nach Jamaika „entsendet“ hat. Hierbei handelt es sich um eine Non-Profit-Organisation, die in weltweiten Projekten (insgesamt 6, auch in Ghana und Ecuador) das Ziel verfolgt, Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und Lebenssituation einen Zugang zur Musik zu ermöglichen. Was ist Musik für euch? Ein Hobby, eine Bereicherung, oder würdet ihr sagen, dass Musik das Leben sogar verändern kann? Musiker ohne Grenzen spricht von „musikalischer Solidarität“ als Form der Unterstützung der Menschen im Einsatzort. Unser soziales Engagement dreht sich nicht allein um das Lehren von Musiktheorie und Instrumenten, sondern ebenso um das Eröffnen von Möglichkeiten, mithilfe der Musik das Leben der Kids und Teens zu verbessern.

Und das bringt mich gleich zu unserem Projekt in Jamaika. Trench Town gilt als der Geburtsort des Reggae. Bob Marley, Peter Tosh und weitere große Musiklegenden haben hier deutlich Spuren hinterlassen und sind bis heute große Vorbilder. Es ist nicht verwunderlich, dass dementsprechend Musik eine starke Bedeutung im Leben der Jamaikaner, insbesondere im Leben der Menschen in Trench Town hat. Obwohl ich in Deutschland auch ein sehr musikalisches Leben geführt habe, fühlte ich mich von den vielen musikalischen Eindrücken Jamaikas schier überrannt. Es scheint hier noch essentieller zu sein. Musik wird hier wie ein Grundnahrungsmittel konsumiert! Gleichzeitig gibt es jedoch keine Ausbildung von Musiklehrern, wie wir es aus anderen Ländern kennen. Und genau hier kommen wir zum Einsatz: Wir kooperieren aktuell mit 3 Grundschulen in Trench Town und Umgebung, in denen wir je 1-2 Mal die Woche verschiedene Klassen in Musik unterrichten. Teilweise sind es Jugendliche, teils Vorschulkinder und Kids im Grundschulalter. Zusätzlich findet in unserem Haus Instrumental- und mit mir jetzt auch Gesangsunterricht statt. Leider gibt es ein Problem: So groß ist unser Haus („Kush Place“ nach unserem sehr sympathischen Hausbesitzer) nun leider auch nicht, als dass man Gitarre, Gesang, Saxophon und Klavier parallel unterrichten könnte. Apropos Klavier: Davon haben wir gerade kein funktionierendes im Haus! Bis letztes Jahr gab es eine Kooperation mit dem sogenannten Culture Yard – auch einer der Orte, in denen Bob Marley Musik gemacht hatte. Dort konnten die vorigen Freiwilligen unterrichten. Aus diversen Gründen bekommen wir dort aber aktuell keinen Unterrichtsraum zur Verfügung gestellt. Es sieht jedoch schwer danach aus, dass diese Kooperation bald, das heißt noch während meiner Zeit hier, wieder zustande kommen sollte. Zumindest arbeiten wir daran, suchen aber auch parallel nach Alternativen. Warum das Ganze? Auch wenn viele Jamaikaner vor Lebensfreude nur so sprühen, existiert in vielen Gegenden eine hohe Kriminalitätsrate. Kein Wunder, denn die Armut und damit die Perpektivlosigkeit ist für viele zur Normalität geworden, da ist Diebstahl, Raub und Mord ein oft gewählter „Ausweg“. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir hier eine Menge erreichen können, wenn wir durch die Kraft der Musik und der hier lebenden Gemeinschaft das ein oder andere Kind davor bewahren, auf die falsche Bahn zu geraten! Oder noch besser: Vielleicht schafft es der ein oder andere ja, durch die Musik sich ein Leben außerhalb des Ghettos aufzubauen! (Siehe P.S. ^^)

Heute waren wir außerdem noch an einer Highschool, welche Unterstützung zur Vorbereitung einiger Schüler für eine Performance am 6. Februar sucht, denn der Geburtstag vom Bob wird hier groß gefeiert! Mit der Schule bestand vor einiger Zeit bereits eine Kooperation, und die Schule hat angemerkt, dass nach dem 6. Februar über die Gründung einer Musik-AG, die wir durchführen, gesprochen werden kann. Wir freuen uns drauf!

Kurzum – es gibt Tage, die ziehen sich gewaltig, und es gibt Tage, die wie im Flug vergehen! Übrigens, wir sammeln aktuell Spenden für ein neues Klavier/Keyboard/Epiano. Den Link habe ich bereits im Gesichtsbuch gepostet, wer näheres dazu erfahren möchte, kann mir aber gern noch persönlich schreiben.

Was ist sonst noch in den letzten Tagen passiert? Letzte Woche mussten wir uns von Cheyenne verabschieden, sie ist auch als Freiwillige im November angereist, ihre 3 Monate waren nun also rum (Viele liebe Grüße, wir vermissen dich!). Wir gönnten uns kurz vor ihrem Flug einen langen Nachmittag und frühen Abend am wunderschönen Hellshire Beach. Wirklich traumhaft dort! Von Tourismus kann hier noch nicht die Rede sein – noch nicht. Übrigens: wie ihr euch vielleicht denken könnt, ist man, wenn man in Trenchtown wohnt, an einem weniger touristisch belebten Ort und somit sind wir in einem größeren Umkreis die einzigen Weißen. Immer wenn wir jetzt unterwegs sind und dann mal Weiße sehen heißt es gleich bei uns „Guck mal, ein/e Weiße/r!“ Als ob wir schon vergessen haben, dass wir selbst weiß sind O.o … Wenn man von den Einheimischen als „Brownie“ bezeichnet wird, dann ist man hier so richtig angekommen. Zum „Blackie“ kann man es halt leider nie schaffen, oh du Natur!

Diese Woche kommt schon übrigens der nächste Freiwillige, wie spannend!

Außerdem haben wir noch einen schönen Fluss mit Wasserfällen besucht, aber zu den Wasserfällen werde ich im nächsten Post ausführlicher.

Give tanks!

P.S.: Um euch das Trench Town feeling noch näher zu bringen, gibt es jetzt noch einen Song von Damian Marley (natürlich ein Sohn des großen Bobs), der hier rauf und runter läuft!

Daddy made it out, out of the ghetto

believe in your dreams, believe you and me

don’t let go