Die Blue Mountains – von Kaffee, Nebel und Wasserfällen

Nach meiner ersten Trenchtown-Woche starteten wir bereits den nächsten Ausflug, diesmal für ein Wochenende. Die höchsten Berge Jamaikas, eben die Blue Mountains, sind nicht weit von Kingston entfernt und ragen am höchsten Punkt, den Blue Mountains Peak über 2000 Meter in die Höhe. So bieten diese Berge eine wundervolle Landschaft für alle Wanderfreunde, sind aber besonders in aller Welt aufgrund des einmaligen Blue Mountains Coffee bekannt, der im englischen Königshaus von Queen Elisabeth II. geschlürft wird.

 

Wir fuhren mit Taxi und Bus ein paar Serpentinen die Berge hoch, dann stiegen wir aus und liefen circa eine halbe Stunde in verregneter, aber nicht minder atemberaubender Landschaft Richtung Guest House, zum „Mount Edge“.

Das war ungelogen eine der schönsten Unterkünfte, in denen ich je genächtigt habe! Es war nicht luxuriös, jedoch direkt am Hang gebaut, sodass das zugehörige Restaurant und auch unser Zimmerfenster einen weiten Blick in das regenwaldartige Tal bot.

                    

Wir genossen den Augenblick für ein, zwei Stunden, stärkten uns mit dem berühmten, wirklich leckeren Kaffee, um danach noch eine kurze Wandertour zu wagen.

 

Im nahegelegenen New Castle liegt ein Sitz des Jamaikanischen Militärs. Wir liefen dort hin und hatten eine interessante Aussicht, wenn auch leider vernebelt. Den Rest des Abends verbrachten wir im Hostel, wo wir den Abend mit einigen Spielen ausklingen ließen und uns köstlich amüsierten.

            

Am nächsten Morgen frühstückten wir im Mount Edge und machten uns für die nächste Tour bereit. Ziel war es, im Holywell Park den Blue Mountains Kaffee quasi direkt am Herkunftsort kaufen zu können. Unsere Tour führte uns in die Wolken hinein. Dementsprechend ließ der Regen nicht nach, sodass an ein oder anderer Stelle durch den verwilderten Wald und diese jamaikanisch-untypische Ruhe der Natur ein wenig Jurassic Park feeling bei mir aufkam.

Nun ja, nicht nur bei mir 😀

                   

Den Kaffee bekamen wir zum Glück, obwohl die Plantage, zu der wir eigentlich wollten, geschlossen hatte. Eine kleine, weitere Wanderung zu einem Wasserfall war sogar auch noch mit drin: Wir wanderten einen wahnsinnig spannenden Hangpfad entlang, mit geringer Wegbreite sowie leichten Sprung- und Kletteraktionen  (Zitat Yannis zu diesem Blogeintrag mit dramatischer Stimme: „Ein falscher Schritt, … und du stirbst in den Abgrund!“ :D). Gelohnt hatte es sich auf jeden Fall!

          

Der Weg danach erschien etwas mühsamer, so schleppten wir zum Guest House zurück, schnappten unsere Sachen und machten uns auf die Suche nach einem Taxi, das uns wieder nach Kingston bringen würde. 

Übrigens, weil die Frage aufkam: Nein, ich verbringe hier meine Zeit nicht nur mit Reisen! Unsere musikalische Arbeit ging auch für mich schon los und spielt sich montags bis freitags ab, von dem Projekt und unseren Tätigkeiten werde ich im nächsten Blogeintrag berichten.

Rasta!        

Trenchtown und Sprachlosigkeit

Bob Marley everywhere!
Auch hier gibt es Schuhe auf der ein oder anderen Leitung
Das Fundraising Fußballspiel bei meiner Ankunft
Blick von der Dachterrasse ins Ghetto
Mein Bett in unserem Wohn-/Schlafzimmer
Der Trench
Hier wächst ein Baum durchs ganze Haus, hier durch die Küche

Nach unserer kleinen Inseltour ging es dann also endlich auf die Reise an den Ort, wo ich die nächsten 3 Monate leben werde. Von den Dunn’s River Falls fuhren wir zunächst ins Reggae Hostel zurück, holten unsere dort gelassenen Sachen ab und fuhren mit einem Bus der Locals nach Kingston, also kein Touribus. „Local’s Bus“ – was stellt man sich da vor? Flixbus? Stadtbus? Ooooh, das läuft hier anders ab! Es handelte sich um einen Kleinbus, der bis zum Überlaufen mit Menschen vollgestopft wurde, so +/- 5 Menschen in jeder Dreier-Sitzreihe. Kein Gang zum durchlaufen mehr, diese werden mit weiteren klappbaren Sitzen zugestopft. Das reicht natürlich nicht für den kleinen Verkehrskulturschock: Es läuft natürlich auch super laut Musik! Und mit laut mein ich ungelogen Diskolautstärke! Selbst meine Ohropax hatten nur eine mildernde Wirkung auf das Ganze. Es handelte sich hauptsächlich um Gospel und natürlich auch Reggae. Neben mir saß eine ziemlich schlecht gelaunte Mutter mit ihrem Sohn auf dem Schoß, die ihr Kind nur lieblos rumschubste und anschrie, aber beim Klang der Songs lauthals inbrünstig mitgröhlte. Spannende Mischung.

Natürlich löcherte ich die anderen Freiwilligen (welche da sind: Yannis, Cheyenne, Max und Isabella) vor meiner Ankunft mit so manchen Fragen zu unserem Leben in Trenchtown. Sie betonten jedoch das, was meine Mentorin (Hallo Marie :D) bereits sagte: mach dir selbst ein Bild davon. Jeder erlebt den ersten Trenchtown-Eindruck anders. Nach circa 2 Stunden Fahrt stiegen wir also aus dem Bus. Bus und Taxi sind hier übrigens Hauptverkehrsmittel und wahnsinnig günstig: von Ocho Rios nach Kingston-Trenchtown haben wir jeweils 500J$, also unter 3,50€ gezahlt. Wenn wir mit dem Taxi von Trenchtown nach Downtown (anderer Kingston-Stadtteil nebenan) fahren, zahlen wir pro Person 100 J$, also keine 70ct!

Kulturschock vom Feinsten!

Trenchtown, oder Kingston 12. In meinem Reiseführer wird es als Slumviertel bezeichnet.

Wir steigen aus und direkt sehe ich den Trench – es ziehen sich mehrere, die Straßen teilende Flussgräben durch den Bezirk. Die Stimmung ist ganz anders als in den Orten, wo wir bisher waren, auch so fern vom Tourismus. Es ist hier unglaublich weitläufig. Wir liefen erst mal 10 Minuten die Collie Smith Drive entlang – vorbei an weiteren kaputten Gebäuden, insbesondere diese kleinen Häuser mit Wellblechdach. Bunt bemalte Wände mit Psalmen oder Bob Marley Sprüchen beschrieben, Leute, die uns komisch anschauen, vergitterte Shops, wilde Ziegen und Hunde, Müll, Fußballfelder, es riecht komisch, es ist immer noch ziemlich bewölkt (obwohl es gerade nicht, wie die vorigen Tage, geregnet hatte :D), und und und …

Es war viel los in der Straße, ein Fußballturnier für die Jugend war gerade voll im Gange, als wir in unserem Haus gegenüber ankamen. Wir legten unser Zeug in unseren Zimmern ab. Es schlafen jeweils 3 von uns in je einem Zimmer, wobei das Zimmer, in welchem ich gelandet bin, auch so eine Art Wohnzimmer ist, sodass eigentlich immer noch andere Bewohner des Hauses im Raum sind. WOW – waren das viele Eindrücke, die es zu verarbeiten gab! Gleich nachdem wir unsere Sachen abgelegt hatten, gingen wir zu besagtem Fußballturnier rüber. Während die anderen Freiwilligen sich freuten, nach ihrem Urlaub wieder „zuhause“ zu sein und von allem möglichen Leuten begrüßt wurden, fühlte ich mich überflutet von Ereignissen. Erst mal unser Haus: obwohl ich von den anderen bereits wusste, dass es zum Beispiel keine Waschmaschine gibt, dass fließendes Wasser auch mal ein Stündchen nicht vorhanden sein kann und warmes Wasser sowieso nicht da ist, dass wir viele auf engem Raum sind, dass es einfach andere Hygieneumstände als die in Deutschland sind, usw… war es wie ein Schlag ins Gesicht! So unglaublich anders, so fremd war mir dieses Gebäude, die vielen fremden Gesichter und diese Lautstärke! Jamaika ist laut, Trenchtown vielleicht am lautesten. Alles, was ich auf unserer kleinen Jamaikatour bisher gesehen hatte, war wiederrum so völlig anders als das Leben, welches ich hier zu Gesicht bekam. Nicht nur das Haus war ein enorm heftiger Eindruck. Auch wenn unser Gastbruder Suarez schon ein stark Patois angehauchtes Englisch spricht und ich somit schon ein bisschen Patois zu hören bekam, ist es trotzdem abgefahren auf einmal mit vielen, vielen Leuten zusammen zu wohnen, die alle so sprechen! Ich würde euch so gerne so genau wie möglich das hierige Lebensgefühl beschreiben, oder zumindest den ersten Eindruck davon, den ich jetzt in knapp einer Woche erhalten habe, aber ich schaff es einfach nicht. Für mich fühlt es sich wie eine andere Welt an, auch wenn das jetzt schrecklich kitschig übertrieben klingt. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich bisher noch keinen Fuß außerhalb Europas gesetzt habe. Das Weiteste was ich bisher zurückgelegt hatte, waren 5h Flug auf die Kanaren. Jetzt bin ich hier, ganze 8000km von Deutschland entfernt und schlagartig überrascht einen das Gefühl, das sogar die Zeit anders schlagen würde. Ich bin so wahnsinnig gespannt, wie sich dieses Gefühlschaos jetzt Tag für Tag entwirren und verändern wird.

Wenn ich ganz ehrlich bin, so war einer meiner ersten Gedanken nach all diesen Sinneseindrücken und Gedankenverwirrungen: „Wie um alles in der Welt willst du es hier 3 Monate aushalten?“ Ich war so schockiert von mir selbst, dass diese Frage überhaupt in mir aufkam. Das war doch genau das, was ich wollte, ein heftiger Kulturschock! Und als ich diesen endlich erzielt hatte, war mir die ganze Geschichte anscheinend doch zu heftig. Sehnsüchtig dachte ich an meine hinter mir gelassene Welt, so sauber, leise, alles bekannt und so klar und eindeutig. Die erste Nacht war natürlich schlafmäßig dementsprechend auch nicht besonders gut. Es fühlte sich alles einfach falsch an. Zum Glück weiß ich von den anderen Freiwilligen, dass jeder von den neuen Umständen so dermaßen erschlagen war.

Es blieb aber nicht lange so. Bereits an meinem dritten Tag – nach einer Runde Strand, einer lustigen, abenteuerlichen Taxifahrt und einer großen Portion gute Laune durch endlich besseres Wetter – spürte ich, wie Trenchtown, wie das Leben im Ghetto mich anfing zu packen, zu faszinieren, zu beeindrucken und einfach nur wahnsinnig viel Freude zu machen. Offene, lustige Menschen, die unterschiedliche Träume verfolgen oder doch nur träumen und mit denen man richtig leicht und unkompliziert ins Gespräch kommt. Andere Lebensansichten. Ein tolles Haus mit einer riesigen Dachterasse, die frühe Morgende und lange Abende einfach traumhaft machen. Musik überall, zum Aufwachen und Einschlafen, zum Abhängen und mitsingen. Auch wenn man hier der offensichtliche Ausländer, eben der „Whitie“ ist, wird dies bei weitem nicht zu einem Problem.

Soweit mein erster Trenchtowneindruck! Ich freu mich wahnsinnig auf eine spannende Zeit!

Hier wird nicht „enjoyed“, denn dann wäre ja ein „end“ in der Sache. Hier wird „fulljoyed!“

Erst mal reisen!

Und BOOM- schon am zweiten Tag ging es richtig heftig los mit einem Jamaika fern vom Touristenleben. Dachte ich zumindest, oder war mein erster Eindruck. Doch der Reihe nach:

Nachdem ich im Hostel in Montego Bay noch ne Weile rumgelungert hatte wurde ich nachmittags von Yannis und Suarez abgeholt. Yannis hatte ich im Oktober auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt und es war ein unglaublich cooles Gefühl, bei all den vielen fremden Eindrücken ein bekanntes Gesicht zu sehen. Suarez ist unser Gastbruder: er ist für uns Freiwillige da, wohnt mit uns, reist mit uns, ist erster Ansprechpartner. Besser gesagt: wir wohnen mit seiner Familie unter einem Dach, darauf bin ich auch schon gespannt. Als die beiden mich mit einem ziemlich coolen Driver abgeholt hatten ging es nämlich nicht direkt nach Kingston. Wie Yannis mich bereits im Vorfeld aufklärte, wollten die Freiwilligen eine Rundreise machen, das heißt sie waren bereits ab Montag unterwegs und ich bin quasi auf halber Fahrt hinzugestoßen. Heute standen die Glistening Waters in Falmouth an, ein Naturphänomen mit fluoreszierenden Algen, die im Dunkeln leuchten, eben in Falmouth zu sehen. Unser Driver Junior (das wird sicherlich nicht der letzte interessante jamaikanische Vorname gewesen sein) bekam zunächst einen Strafzettel für unangeschnalltes Fahren – nur der Fahrer muss in Jamaika angeschnallt sein 😀

Dann fuhren wir nach Falmouth rein. In Falmouth halten tatsächlich auch die großen Kreuzfahrtschiffe, doch wir sind sicherlich nicht durch die Gegend gefahren, die die Touris sehen. Überall heruntergekommene Häuser, Autos die auf den ersten Blick fast auseinander fallen, viele viele Menschen, natürlich keinerlei Verkehrsführung, aber auch 24h-Supermärkte. Wir kamen bei einem  sehr sehr netten Freund von Junior unter, und zwar in einem Haus, wie man es häufig in Jamaica sieht: nur die untere Etage ist fertig ausgebaut. Das Haus war direkt am Wasser, sodass wir nur zum Steg laufen mussten, wo uns ein Boot mit einem „Captain“ erwartete. Leider regnete es viel, sodass das Wasser sehr trüb war und man von dem tollen Effekt nicht so viel sah (so hätte es aussehen können). Dennoch hatten wir eine schöne nächtliche Bootsfahrt, und wenn wir die Hände durch das Wasser glitten ließen, glitzerte es tatsächlich glühwürmchenartig hier und da!

Am nächsten Tag ging es zu einem weiteren bekannten Ort Jamaikas, nach Ocho Rios. Junior kam mit 2-stündiger Verspätung (wie am Tag zuvor bereits auch) und fuhr uns in diese Stadt, die viel touristischer war als Falmouth. Wir übernachteten 2 Tage im  coolen „Reggae Hostel“ und hatten dort ne ziemlich angenehme Zeit – zu sechst in einem schönen großen Zimmer mit recht bequemen Betten. Es schüttete weiterhin wie aus Kübeln – nicht der erwartete Jamaica-Einstieg. Dabei war die Regenzeit eigentlich schon vorbei…. Nun ja, es gab dennoch einiges zu entdecken. Ziel waren die Dunn’s River Falls, eine der Hauptattraktionen Jamaikas. Da wir von Freitag bis Sonntag dort blieben, peilten wir eigentlich den Samstag für die Falls an. Junior stellte sich jedoch als sehr unzuverlässiger Driver heraus – wir warteten vergebens auf sein Erscheinen und der Tag verstrich. Dennoch shoppten wir ne Runde und gingen zum Mahogany Beach, auch recht fein. 

Am Sonntag hatten wir es dann doch noch zu den Dunn’s River Falls geschafft! Es war uuunglaublich schön! Das Besondere an dem Wasserfall ist die Möglichkeit, den ganzen Fall über dessen Felsen hochzuklettern. Etappenweise stiegen wir Stück die Felsen des Wasserfalls hoch, es war der Wahnsinn! Wahnsinnig glitschig,hier und da recht steil. Leider war es an einigen Stellen sehr rutschig und der Boden nicht gut ersichtlich, sodass ich nach ungefähr der Hälfte abbrach. Immerhin konnte ich so den anderen Freiwilligen und Touris beim Klettern zusehen, was teilweise recht erheiternd war^^

Nach den Dunn’s River Falls ging es los Richtung Trenchtown. Aber davon berichte ich beim nächsten Blogeintrag. Denn dafür muss ich noch die richtigen Worte finden…

 

Ankunft in MoBay – check!

Juhuuu, ich bin erfolgreich gelandet! Natürlich gab es auf meiner Anreise ein paar Hindernisse, aber die sind nun alle überwunden! Kurze Schilderung des vergangenen Tages:

Kölle alaaf? Sbahn auweh!

Ich bin bereits am 2. 1. in Köln angereist, um rechtzeitig meinen Flug am Tag darauf um 11.15 Uhr früh am Köln-Bonn-Airport zu erwischen. Übernachtet habe ich bei einem anderen MoGler (ein Beitrag über diese ganze Musiker ohne Grenzen-Geschichte mach ich bestimmt noch), den ich beim Vorbereitungsseminar kennengelernt habe. Von ihm aus hatte ich auch nur eine halbe Stunde Anreise bis zum Flughafen, es schien also alles soweit zu stehen. Nervös wie ich bin bei solchen Fluggeschichten richtete ich meinen Plan so ein, dass ich gegen halb 9 am Flughafen ankommen sollte. Mein Wecker klingelte mich 6.45 Uhr aus dem Bett, meine Reiseaufregung konnte ich soweit in den Griff bekommen, dass ich ca 5 Stunden geschlafen hatte. Immerhin. Es gab noch ein richtig deutsches Frühstück (Roggenmischbrot mit Konfitüre, Joghurt und Grüntee :D) und dann schnappte ich meinen viel zu vollgepackten Koffer sowie Rucksack und Tasche und humpelte mit den vielen Sachen den dritten Stock herunter. Ich lag richtig gut in der Zeit, stieg gut gelaunt in die erste Ubahn, die mich zum Hansaring brachte, wovon aus man zum Flughafen fahren kann.  Meine Sbahn hatte dort 10 Minuten Verspätung, kein Problem. Es war ja auch erst 8.15, wenn ich erst dreiviertel am Flughafen lande, ist das auch kein Beinbruch. Es kam, wie es kommen musste: Aus den 10 Minuten wurden 15 Minuten… dann 20… dann 30. Die Anzeigen wechselten regelmäßig zu anderen Zügen und kündeten kurze Verspätungszeiten an, die mit der Echtzeitlage leider nichts zu tun hatten. Einige wenige  Bahnen hielten zwar auf der Strecke, die fuhren aber bei weitem nicht in die von mir benötigte Richtung. Langsam wurde mir ziemlich unwohl, es war auch mein erster Kölnaufenthalt und dementsprechend hatte ich keinen Plan b parat. Zum Glück hörte ich, wie ein Kerl in meinem Alter eine junge Familie ansprach, ob sie nicht auch zufällig zum Flughafen müssten. Ich schloss mich der Gruppe an und wir holten uns ein Taxi. Genau rechtzeitig vor dem großen Taxiansturm der restlichen Leute, denn auf dem Weg zum Taxipoint hörten wir noch die Durchsage, dass die Strecke bis auf unbestimmte Zeit eingestellt werden muss. Ein wenig Stau war ja zu erwarten, letztendlich landeten wir 9.15 Uhr am Flughafen, sodass noch genügend Zeit bis zum Flug war.

Erster Langstreckenflug!

Wer mich kennt, weiß, dass ich eine Reisemaus bin. Nach dem Abi war ich für ein halbes Jahr Aupair in Dublin. Mein Rekord war bisher 2012, wo ich in 6 Ländern in einem Jahr war. Das spielte sich bisher jedoch alles in Europa ab, sodass Jamaica mein erster, so richtig weit entfernter Trip von zuhause ist. Geflogen bin ich mit Eurowings, und das war ausgesprochen entspannt. Ich war schlau genug, mir bereits im Vorfeld ein Menü zu bestellen, denn Essen ist an Bord nicht inclusive gewesen und es wäre ganz schön teuer geworden, es dort zu bestellen. Da waren ein paar leider nicht informiert genug an Bord, was ziemlich bitter bei einem 11 ½ Stunden-Flug war. Es gab auch regelmäßig kostenloses Wasser und ein, zwei mal auch Tee, Saft, etc.. Ich hatte auch eine angenehme Beinfreiheit, weil ich keinen Sitznachbarn hatte und mich breit machen konnte. Und so düsten wir mit 700-800 km/h bei einer Außentemperatur von -60°C ganze 8000 km in die Karibik.

 

Erst zur Immigration

Als wir alle müde torkelnd aus dem Flugzeug gekrochen kamen (Ortszeit 16.50, deutsche Zeit 22.50 Uhr), wurden wir erst mal an eine große Reihe von Schaltern geführt, und zwar die Schalter, an denen man seinen Pass in den Stempel bekommt. Bereits im Flugzeug mussten wir die Immigrationpapiere ausfüllen, das heißt jeder musste genau angeben, wo man herkommt, wie lange man bleibt und wo man zunächst unterkommt. Ich hatte von den anderen Freiwilligen meines Projekts und von der Projektleitung schon eklige Sachen gehört, dass manche einen nahezu ausquetschen würden oder man auch festgehalten werden konnte, wenn man dort nach deren Meinung dubiose Angaben gemacht hätte (zb: „Was willst DU bitteschön in Trenchtown?“). Ich hatte bedenken, weil ich mit meinen 89 Tagen Aufenthalt die maximale Aufenthaltsdauer von 90 Tagen für Touristen sehr auffällig auskoste. Hinzu kommt noch, dass ich von MoG mehrfach darauf hingewiesen wurde, meinen eigentlichen Reisegrund und das Projekt nicht zu erwähnen. Warum? Weil die Behörden in Jamaika so etwas wie „Freiwilligenarbeit“ nicht verstehen und keinen Arbeitsvertrag oder ähnliches jamaikanisches habe. Warum kommen Deutsche freiwillig, ohne dafür etwas zu verlangen nach Jamaika, um im Ghetto zu arbeiten? Kommt wenig Verständnis rüber, deswegen besser als Reisetouri ausgeben. Bei mir ging es zum Glück sehr fix, hatte auch unerwarteterweise eine Asiatin am Schalter, und nach 2 Minuten hatte ich meinen Stempel im Pass und durfte ich meinen Koffer abholen.

First Impressions

Was war mein allererster Eindruck von Jamaika? Der Geruch! Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich vom Flug noch leicht übergeschnappt bin oder ob meine Sinne durcheinandergewurschtelt wurden, aber für mich riecht diese ganze Insel wie auch die Menschen so angenehm süß! Außerdem sind alle so extrem hübsch und ich habe den Eindruck, dass sie viel gerader stehen. Ob das schon ein Merkmal des jamaikanischen Stolzes ist, von dem mein Reiseführer erzählt?

Es regnet, kaputte Häuser neben Luxushotels, Linksverkehr, sehr gut verständliches englisch, teures Taxi, der verrückte Kurs des Jamaica Dollar (1€=149 J$)… ich bin schier erschlagen. Zunächst hebe ich Geld ab und gönne mir dann eben solch ein teures „authorised Taxi“, da es mich am schnellsten zu meinem Hostel bringt, dem Bird’s Nest. Auf dem Hinweg gabelt der Fahrer noch 2 Schweizer auf, die lustigerweise auch im gleichen Flug saßen und wie ich auch in das Hostel wollten. Wir fahren hin und im Laufe des Abends trudeln noch weitere Gäste ein, die im selben Flug saßen. Es sind auch schon weitere Deutsche im Hostel sowie Amis und Canadier, alles entspannt.

Gegönnt habe ich mir ein Einzelzimmer für diese eine Nacht, die nächsten Wochen und Monate werde ich mit vielen Leuten auf engem Raum wohnen, von daher… 😀

Meine erste Nacht habe ich ganz ok geschlafen, war zwischen halb und um vier mal kurz wach, aber das war alles soweit in Ordnung. Meinen ersten Mückenstich habe ich tatsächlich erst gerade vor ein paar Minuten beim Schreiben dieses Eintrages bekommen. Die Mücken sollen soweit zwar nervig, aber nicht dramatisch sein.

In ein paar Stunden holen mich die anderen Freiwilligen ab und ich freue mich tierisch darauf, sie kennen zu lernen!

 

Keine 2 Tage mehr!

Frohes Neues – Jamaika naht!

Die Aufregung und Vorfreude steigt, der Puls gleich mit. Seit Anfang Dezember werde ich gefragt „Bald geht es bei dir los, bist du aufgeregt?“ Und immer wieder höre ich mich sagen „Och nö, eigentlich nicht“. So war das zumindest bis Weihnachten. Kaum war Heilig Abend vorbei,  da ging die Panik los! Jamaika. 3 Monate. Flüge gebucht, Koffer gepackt. Doch trotz Chaos im Kopf muss ich sagen: ein Traum geht in Erfüllung! Der Traum davon, nach abgeschlossenem Studium noch einmal etwas „besonderes“ zu erleben. In weniger als 48h werde ich in Montego Bay ankommen und darf bald in einem großartigen Musikprojekt mitwirken! Soweit ist mein Kopf allerdings noch nicht. Momentan befinde ich mich in der vorletzten Nacht auf deutschem Boden (zumindest für den Winter 17/18) und denke an meinen leider 18kg schweren Koffer, den ich trotz mehrmaligem Aussortieren von unnötigem Kleinkram nicht erleichtern konnte. Ich denke an mein Kaninchen, das für die Zeit meiner Reise bei einer entzückenden Mädels-WG untergekommen ist, mich aber nun einige Zeit nicht mit wildem Gehüpfe und seinem extravaganten Fußfetisch beglücken kann. Ich denke an meine Eltern, die wahrscheinlich noch panischer sind als ich vor meiner „großen“ Reise. Und natürlich denke ich an meine bessere Hälfte, an den Johann, der vergebens weder durch Schieben noch durch Drücken zusätzlich in den Koffer passte und deshalb leider die nächste Zeit ohne mich in Leipzig prokrastinieren darf. 

Liebe Leute – das ist mein erster Blog! Ich freu mich tierisch wenn ihr zum Lesen vorbei gekommen seid, und besonders würde ich mich freuen, wenn ich Feedback bekäme oder ihr mich mit Fragen löchert, die ich in weiteren Beiträgen beantworten kann. An dieser Stelle könnte ich noch den Inhalt meines Koffers detailgetreu wiedergeben, oder mein Essen fotografieren, oder darüber diskutieren, ob es so eine gute Idee war, so nah am Jahreswechsel aus der gemütlichen Heimat abzuhauen, aber das käme mir jetzt zu absurd vor. 

Eine vorletzte deutsche Mütze Schlaf genehmige ich mir nun! Morgen fahre ich nach Köln, von dort aus geht am Mittwoch der lange Flug^^

(Danach gibt es auch endlich richtige Bilder aus Jamaika, aktuell handelt es sich um ein Bild vom letzten Teneriffa-Urlaub, November 17 :D)