Eilmeldung: Am 18. März 2018 verschafften sich zwei deutsche Freiwillige unbewilligten Zutritt in ein Luxushotel an der Uferpromenade von Guayaquil, Ecuador, unter Angabe falscher Identität. Sie gaben sich als französisches Brüderpaar aus und nannten sich François und Pierre. Unklar bleibt das Tatmotiv, da die beiden Neunzahnjährigen nichts stahlen oder sonstige Straftaten begangen.
Tatsächlich war es schon lange mein Wunsch gewesen, den größten Wolkenkratzer der City zu besteigen. Der Ausblick von dem futuristisch anmutenden Gebäude zog mich magisch an.
Am Sonntag schien dafür ein günst’ger Augenblick gekommen zu sein. Badman war bereit und der Abend war frei. So zogen wir pikfein gemacht, damit wir auch ja reinkamen, los. Am Hotel angekommen pirschten wir vorerst um das Gebäude, um gut vorbereitet zu sein. Die Wächter beäugten uns schon argwöhnisch. Wir legten uns unser Alibi sorgfältig zurecht und betraten laut tratschend die Eingangshalle, steuerten, wie besprochen, am Tresen vorbei und direkt zum Aufzug, wo wir vorerst vor den Blicken der Hotelpagen sicher waren.
Wir konnten unser Glück nicht fassen, dass alles so reibungslos funktioniert hatte – bis – wir feststellten, dass der Lift nicht fuhr. Was war los? Hatten sie uns durchschaut und sorgten jetzt dafür, dass der Aufzug nicht fuhr? War der Aufzug kaputt? (Was wir uns bei diesem Luxushotel nicht vorstellen konnten) Brauchte man eine Chipkarte?
Zwei Upper-Class-Jungs, denen Badman verschwörerisch zuzischte, gaben uns die Auskunft, dass man tatsächlich die Karte brauchte. Also nahmen wir allen Mut zusammen und fragten die Hotelpagen, ob sie uns hochfahren könnten. „Wohin wollt ihr?“, fragte uns der eine. „Ganz nach oben.“, antworteten wir. Argwöhnisch hakte er nach, welche Zimmernummer wir denn hätten. Mir rutschte das Herz in die Hose und Badman neben mir meinte: „Uno“. Die Augenbraue des Wärters hob sich. Ich sah ihn uns schon rauswerfen. Ich stammelte irgendwas von unseren Eltern und versuchte es auf die Verwöhnte-Bengel-ohne-Plan-vom-Leben-Tour. Da hinten wohnten wir beteuerte ich mit dem Daumen auf ein Zimmer weisend.
Wie in einem Wunder nickte der Wärter verstehend und brachte uns zum Lift. Dass das Zimmer, auf das ich gezeigt hatte, eigentlich ein Kino war, schien ihn nicht zu stören. Hastig schossen wir folgendes Beweisfoto:

WANTED!
Wir kamen leider nicht ganz nach oben, weil zwischendrin Hotelgäste zustiegen und früher raus wollten. Wir ohne Chipkarte konnten nicht weiterfahren. So kamen wir immerhin in den Genuss der Dachterrasse.
Ein Pool, Liegestühle, ein Fitnessstudio, Blick auf den Río Guayas und links und rechts schossen die Hauswände in die Höhe. Das war leider schon alles, ich litt etwas unter dem Cotopaxi-Trauma, schon wieder einen Traum um Haaresbreite verfehlt, aber wir hatten unseren Adrenalinkick gehabt und immer hin waren wir überhaupt reingekommen. Wenn man es sich vernünftig überlegte, war es ja auch recht unwahrscheinlich gewesen, dass dieses Vorhaben ein als Erfolg in diesen Blog eingegangen wäre.
Am Vormittag war ich mit Jose Fabio, dem Nachwuchsstar der Musikschule in der Bank gewesen, um ein E-Piano für ihn zu bezahlen. Er ist Teil des Instrumentenpatenschaftsprojekts, das so funktioniert, dass ein deutscher Spender einem Schüler ein Instrument spendet, dieser sich aber auch finanziell am Kauf beteiligt. So soll verhindert werden, dass die Schüler das Instrument nicht wirklich nutzen.
Mir war das Geld der Spender von Jose Fabio überwiesen worden, da dies über ein deutsches Konto leichter ist, und zusammen sollten wir dann das gewünschte Instrument besorgen. Jose Fabio hatte auf einer Internetplattform ein Piano gefunden, das ihm zusagte und so machten wir uns auf, um das Geld zu überweisen. In der ersten Bank (Banco Internacional) hatten wir keinen Erfolg, da der Empfänger bei der Banco Pichincha sein Konto hatte. Ich konnte kaum glauben, dass man nur von der Banco Pichincha aus das Geld überweisen konnte.
Aber scheinbar war dies der Fall, da wir, nachdem wir zu einer anderen Shopping-Mall gepilgert waren und ich mich eine geschlagene Stunde in die nicht enden wollende Schlange gestellt hatte und mich Kritzeleien, Brillen, Ketten und Uhren der anstehenden Leute zählen und körperlichen, sowie kognitiven Ertüchtigungen hingegeben hatte, konnten wir das Geld tatsächlich überweisen.
Am Samstag (heute wird das Wochenende nämlich von vorne nach hinten erzählt) war der große Basteltag für unsere Theateraufführung von „El libro de la selva“ (Dschungelbuch). Wir trafen uns, um diverse Schwänze, Ohren und Masken für die Darsteller zu basteln, die ja Tiere sein sollen. So wurde eine Schaumstoffrolle für die Schwänze und Elefantenohren zerschnitten und Luftballons mit Zeitung beklebt, um daraus Masken zu basteln.

Juleisy und Deménica beim Elefantenohren bemalen.

Anthony und Allan beim Masken basteln.
Die Theater-, Chor- und Bandproben für das Stück laufen ganz gut an. Nervig ist, dass die Leute oft nicht (pünktlich) kommen. So ist das eben in Ecuador… Aber an sich bockt’s schon, zu sehen, wie das so langsam Gestalt annimmt.
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