Lange ists her… Es war einfach so viel los. Aber jetzt alles nach der Reihe:
Im Dezember hatten wir einige Vorspiele und ein Weihnachtskonzert. Wie beim vorherigen Konzert haben wir alle 12 Weihnachtslieder so arrangiert, dass mehrere SchülerInnen gemeinsam spielen und singen konnten. Das hat natürlich viel Probenarbeit erfordert, denn die Schüler mussten nicht nur ihren Part können, sondern gleichzeitig auch noch auf die anderen MitspielerInnen hören. Die Probenarbeit hat aber allen so viel Spass gemacht- das gemeinsame Musizieren weckte bei allen das Gefühl, Teil eines grossen Ganzens zu sein und natürlich die Erkenntnis schon einiges gelernt zu haben. Ich war wieder einmal so stolz auf unsere SchülerInnen!
Das grosse Weihnachtskonzert im Shopping war aber leider sehr enttäuschend, da das Soundsystem nicht funktioniert hat und in der Halle, wo alle Fressbuden sind, einfach keine Konzertstimmung herrschte.
Naja, dafür hatten wir gleich zwei Vorspiele an der Strandpromenade- die für mich wahrscheinlich schönste Konzertkulisse bisher! Diese Vorspiele empfand ich aufgrund der eher familiären Stimmung und natürlich der tollen Location viel schöner.
Letztendlich ist ja immer der Weg das Ziel und ich bin sicher, dass wir alle bei den Proben schon so viel Spass und Erfolgserlebnisse hatte und nicht zuletzt durch das Zusammenspiel dazulernen konnten.
Neben all den Konzerten blieb aber auch noch etwas Zeit, den üblichen Weihnachtstraditionen nachzugehen. So backten wir einmal eine riessen Menge Plätzchen, trafen uns zum Adventskaffee mit heisser Schokolade und Plätzchen und machten Glühwein.
Aufgrund des sonnigen Wetters, über das wir uns wirklich sehr freuen, kam ich aber trotzdem immer nur in Weihnachtsstimmung, wenn wir beisammen sassen, Plätzchen gefuttert und Weihnachtsmusik gehört haben.
Wegen des ganzen Weihnachtsgewusels war ich nach der clausura, eine Abschlussveranstaltung des Kulturzentrums, wo alle ein Zertifikat erhalten, ganz schön platt! Die fette Erkältung (Ja, auch bei warmen Wetter möglich- wegen der ganzen Ventilatoren!) machte mich zusätzlich ganz schön schlapp, weshalb ich echt ferienreif war.
Bereits am 23.12. bin ich dann mit meiner Familie nach Guayaquil gefahren, wo wir mit der Grossfamilie Weihnachten feierten.
Am Weihnachtsmorgen ging es zunächst ins Stadtzentrum Guayaquils, weil meine Gastschwester noch Schuhe für ihr Outfit brauchte. Die Idee hatten noch viele andere, sodass es wahnsinnig voll war. Ich lernte, dass meine Gastmutter trotz, oder vielleicht gerade wegen ihrer kurzen Beine, extrem schnell laufen kann. Es ging in Höchstgeschwindigkeit von einem Laden zum nächsten, bis die Schuhe endlich im letztmöglichen Laden gefunden wurden.
Nach dem Mittagessen war ich dann so platt, dass ich erst einmal schlafen musste.
Da das Haus meiner Tante ziemlich klein ist, wurde am Nachmittag das ganze Wohnzimmer ausgeräumt (die Möbel kamen einfach nach draussen), sodass eine lange Tafel für das Weihnachtsessen aufgestellt werden konnte.
Weihnachten beginnt hier erst um Mitternacht mit einem etwas aufwendigerem Abendessen. Erst danach gibt es eine Bescherung. Einige Familien gehen auch in einen Gottesdienst, viele aber auch nicht (wie meine Familie). Andere wiederum feiern gat kein Weihnachten.
Die Zeit bis Mitternacht zog sich sehr! Ich lag den Grossteil des Nachmittags/ Abends rum, spielte mit meinen Cousinen, liess mich von ihnen schminken und half beim Kartoffeln schälen.
Als um halb 11 fast alle fertig gestylt waren, hielten es die Kinder nicht mehr aus und machten bereits einige Geschenke auf. Auch meine Oma konnte ihren Hunger nicht mehr aushalten und schnitt das pan de pascua (Weihnachtsbrot) an. Im Fernseher liefen Musikvideos von Rappern, die dann auch die letzte Weihnachtsstimmung vertrieben.
Das mag jetzt alles sehr unschön klingen… Tatsächlich war der ganze Tag nicht so gemütlich, traditionsreich und besinnlich, wie ich es aus Deutschland gewohnt bin. Als ich mich aber mal darauf eingelassen habe, mal eine neue Art des Weihnachtsfest kennenzulernen, empfand ich es als gar nicht mehr so schlimm! Anderes Land- andere Traditionen.
Das Weihnachtsessen um 12 Uhr, zu dem dann weitere Familienmitglieder kamen, sodass wir über 20 Personen waren, war dann auch sehr schön! Man sass beisammen, erzählte, und auch wenn das nur für knapp zwei Stunden anhielt, war ich sehr glücklich, so selbstverständlich in den Familienkreis aufgenommen zu werden.
Am 25.12 war Weihnachten dann eigentlich vorbei. Am Nachmittag fuhren wir gefühlt durch die halbe Stadt, um Verwandten noch Geschenke vorbeizubringen und bei diesen einige Kleinigkeiten zu essen. Am Abend waren wir noch an der Promenade von Guayaquil, wo alles mit Lichterketten geschmückt war.

Am 26.12. traf ich mich dann mit den anderen Freiwilligen, bis auf Julia, die mit ihrer Familie auf Galápagos flog, frühmorgens am Busterminal Guayaquils. Wir fuhren nach Baños, einer Stadt in den Anden. Nach dem vielen Essen und vor allem dem Rumsitzen, freute ich mich so sehr, mich endlich mal wieder bewegen zu können!

Baños bietet aufgrund seiner Lage viele Outdooraktivitäten, was wir natürlich ausgenutzt haben. Neben einer langen Wanderung, Ziplining und einer Radtour zu einem beieindruckenden Wasserfall, waren wir ausserdem in einer Therme mit heissen Quellen baden und haben uns in Wasserfällen abgeseilt („Canyoning). Ich fand es sehr angenehm, dass wir mal wieder unseren eigenen Tagesrythmus fahren konnten. Wir haben viel leckeres und gemüselastiges Essen gekocht, uns viel bewegt und hatten einfach ein bisschen Zeit für uns. Der Aufenthalt war deshalb sehr erholsam!
Am 30.12. fuhren wir dann wieder zurück nach Playas und nach einer Woche ohne Strand, freute ich mich total, am letzten Morgen des Jahres 2019 am Strand joggen und baden zu gehen.
Da meine Gastmutter ein kleines Lokal besitzt, in dem sie an diesem Abend ein Silvestermenu verkaufte, mussten wir alle ein bisschen beim Vorbereiten des Essens helfen und später auch bedienen.
Gegen halb 12 liefen wir dann zur Strandpromenade, wo eine riessige Bühne aufgebaut war. Ich hatte den Eindruck, dass fast alle dorthin kamen, um das neue Jahr zu empfangen. Um 12 startete dann natürlich ein grosses Feuerwerk, es wurden Gaslaternen in die Luft steigen lassen und „años viejos“ verbrannt. Años viejos sind Puppen aus Pappmaschee, meistens in der Form von irgendwelchen Disneyfiguren. Mit dem Verbennen dieser Puppen lässt man alles Schlechte und Böse im alten Jahr, um ohne Altlasten ins neue Jahr starten zu können- eine sehr schöne Tradition, wie ich finde.
Nach dem Spektakel sind wir dann nochmal nach Hause um zu essen- das hatten wir vorher noch nicht geschafft. Nach dem Essen traf ich mich dann aber mit den anderen Freiwilligen und deren Gastgeschwister. Zusammen tanzten wir zur Lifemusik, bis das Konzert zu Ende war. Das hat echt total viel Spass gemacht! Wir warteten noch bis zum Sonnenaufgang, sassen an der Strandpromenade und erzählten. Bevor es ins Bett ging, machten einige von uns aber noch einen Abstecher zu einer nahegelegenen Picantería (Frühstücksrestaurant), wo wir Encebollado (Fischsuppe) assen, die hier als Katerfrühstück bekannt ist. Gegen 8 Uhr lag ich dann ziemlich müde aber sehr glücklich im Bett.
Den ersten Januar verbrachte ich dann mit Leonie am Strand- für mich der schönst mögliche Start ins neue Jahr!
In diesem Sinne schicke ich euch ein paar Sonnenstrahlen ins kalte Deutschland und hoffe, dass auch ihr gut ins neue Jahr gekommen seid!
× Sophia