Las aventuras de los cinco huevos – mission failed

In letzter Zeit hat sich zwischen Marcos, unserem Koordinator aus der Musikschule, mit dem uns inzwischen eine Hassliebe verbindet, und uns deutschen ein running gag etabliert, der im Wesentlichen darin besteht, Fragen zu stellen, welche die Gegenfrage „Quien?“ (Wer?) provoziert, um dann triumphierend und von einem eskalierenden Lachen gefolgt „El huevo!“ (Das Ei) herauszuposaunen. Daher entstammt der Titel des Blogeintrags „Las aventuras de los cinco huevos“ (Abenteuer der fünf Eier), auf die wir uns über die Osterfeiertage begeben haben. Wieso es allerdings eine failed mission wurde, erfahrt ihr nur durchs 

Weiterlesen. Die Cuevas de los Tayos, eine große Höhle im Urwald, in die man sich abseilen kann und wo seltsame Vögel, jene Tayos einen ohrenbetäubenden Lärm von sich geben, über die schon Humboldt schrieb, waren unser Ziel. Los ging es am Freitagnachmittag im Bus nach Macas, von wo aus wir am Samstag den nächsten Bus nach Santiago de Méndez nehmen wollten, von wo aus man wiederum, laut meinem Führer, eine Tour buchen konnte.

Die Fahrt nach Macas war landschaftlich sehr schön, besonders als langsam die Anden in die Höhe schossen, konnte ich kaum mehr bei meinem Buch („Kalter November“ von Karin Wahlberg, ein weiteres schwedisches Kriminalfundstück aus der musikschuleigenen Leihbibliothek LibroTK, süperbeste Empfehlung des Autors himself) bleiben. In Macas angekommen trafen wir direkt beim Aussteigen eine Gruppe netter Ecuadorianer, die sich auf der Stelle bereit erklärten, uns zu einem guten, günstigen und geilen (Die drei G’s, das deutsche Pendant zu den tres B’s bueno, barato y bonito) Restaurant zu begleiten. Nach einem guten Essen mit exotischem, hell-lila Rotkohl – selva (Rgenwald) halt… – bei Indiana Jones brachte uns einer der muchachos in ein Hostal, wo auch er nächtigte. Dort entstand folgendes Bild:

V.l.n.r.: Vincent, unser muchacho local, Badman, Hannes, meine Wenigkeit, es fehlt: Lasse perrito

Am nächsten Morgen wurden wir von sehr unangenehmen Geräuschen geweckt: Unser Nachbar hielt am angrenzenden Bad seinen Stuhlgang ab und gab dazu sehr geräuschvolle Laute von sich. Vincent und ich kicherten uns in unserem Doppelbett an, als der Herr jedoch anfing, laut zu singen und gar nicht mehr damit aufhören wollte, verging uns das Lachen. Wie zweifelhaft der Herr wirklich war, wurde uns klar, als wir sahen, wie er in seinem Zimmer einen Joint baute und einige Spritzen auf seinem Bett liegen hatte, die schlimmeres vermuten ließen.

Am erstaunlich modernen Busterminal von Macas lösten wir direkt die Tickets für Sonntagabend zurück nach Guayaquil, da wir durch die Feiertage mit großem Andrang rechneten, was allerdings zu unserem Verhängnis werden sollte. Dann stiegen wir in den Bus nach Santiago de Méndez. Auf der Fahrt gab ich Lasse perrito (Hündchen, Marcos nennt ihn wegen der Hunde-Serie Lassie so) einige Spanisch-Lektionen und in Méndez angekommen, wurden wir von Alex in seinem Lokal bewirtet, der uns nach dem Essen eröffnete, dass der einzig ihm bekannte Führer aus Cuenca anreisen müsse und auch erst gegen Abend erreichbar sei. Große Enttäuschung also, aber noch war die Hoffnung nicht gestorben.

Immerhin bat uns Alex an, einfach im Park des winzigen Dorfs oder auf einem ultra-idyllischen Betonplatz zu zelten, was ihn für uns in eine Art Bürgermeister-Stellung buchsierte. Auf die Frage, was man denn den Nachmittag über machen könnte, kam erst mal großes Schweigen. Man wolle zwar mit dem Tourismus anfangen, ein zweites Baños solle errichtet werden, aber das ganze klang eher nach einer Saufidee einiger Kumpels.

Schließlich rückte er doch damit heraus, dass man in einem nahe gelegenen Fluss baden könne. Nett wie war, fuhr er uns direkt mit Sack und Pack dorthin.

Dort verbrachten wir fast den gesamten Nachmittag, sonnten uns badeten in den angenehm kühlen natürlichen Whirlpools und fanden sogar einen netten Bauern, der uns Orangen schenkte und uns anbot, auf seiner finca (Grundstück, Bauernhof) zu übernachten. Gegen Abend machten wir uns gen Zentrum auf, um noch etwas in den Magen zu kriegen.

Anschließend verbrachten wir den restlichen Abend in Alex‘ comedor (Restaurant), um die Tour zu planen. Das Ganze wurde dadurch erschwert, dass er gar nicht da war, sondern sich in einer „reunión“ (Besprechung) befand, die sich dann aber als Besäufnis entpuppte. Schlussendlich konnten wir mit Hilfe seiner Frau die Nummer des Guides rauskriegen. Es kam wie es kommen musste: Für den einen Tag würde es sich nicht lohnen, man hätte die Sache weiter im Voraus erledigen können – mission failed.

Immerhin gab uns die Wirtin noch einige Tipps, was man in der Nähe machen konnte. Scheinbar gab es also doch was zu sehen. Wo auch nicht? Eine ihrer Vorschläge nahmen wir uns für den nächsten Tag vor.

Am Zeltplatz angekommen erlebten wir ein Negativbeispiel der ecuadorianischen Gastfreundlichkeit, die ich bisher nur von ihrer Schokoladenseite zu spüren bekam. Die deuña (Besitzerin), die erst spät nach Hause gekommen war, forderte, dass wir sofort das Grundstück verließen, ansonsten werde sie die Polizei rufen. Y peor (Und noch schlimmer), dass wir auch noch Bier tranken. Es ging auf Mitternacht zu. (!!!) Wir, die erst gar nicht richtig verstanden und dann nicht glauben wollten, packten also missmutig unsere Zelte zusammen und pennten im Park.


Am nächsten Tag verschlug es uns zu den 40 Autominuten südlich von Méndez, in der Nähe von Limón (Grüße gehen raus an Simon Limón, der schon wieder in München weilt) gelegenen Cascadas Coloradas, Wasserfälle, deren Wasser durch den rötlichen Boden auch rot-braun gefärbt ist. Da der Bus dorthin erst in zwei Stunden kam, versuchten wir uns mit Trampen. Alle mögliche Tanzeinlagen (mit Salsamusik aus der Konserve) waren verlorene Liesbesmüh‘, zu viert an einem Sonntag mitten im Dschungel, wo niemand weiß, was Trampen ist, waren auch denkbar schlechte Vorraussetzungen für unser Vorhaben.

Schließlich nahmen wir ein Taxi und in der camioneta (Pick up), die uns das letzte Stück bis zum Wasserfall fuhr, entstand folgendes Selfie:

Am Wasserfall selbst versuchten wir durch Wegrennen dem Eintrittsgeld zu entkommen, was misslang. Die cascadas waren sehr schön, keine Frage. Die Bilder sprechen für sich.

Dieses Bild schoss Perrito Lasse, während ich folgendes Bild von Vincent schoss. (s. links)

Los cinco huevos: Meine Person, Perrito Lasse, Hannes, Vincent, Badman (v.l.n.r.)

Wir erinnern uns, dass der werte Autor anfangs etwas von einem Verhängnis schrieb. Ja richtig, das Rückfahrticket von Macas nach Guayaquil. 23 Uhr. In Limón sagte man uns, dass man es locker schaffe. Je näher Macas rückte, desto nervöser wurden wir, taperten vor zum Fahrer, das Während-der-Fahrt-nicht-mit-dem-Fahrer-sprechen-Schild missachtend, der auch davon überzeugt war, dass wir den Bus noch kriegten, warum tanken wir denn noch?!!! 23:12 zeigte die Neonanzeige an, wir fuhren in den Terminal ein und konnten den Bus erspähen – wenigstens auf die ecuadorianische Unpünktlichkeit kann man sich noch verlassen, dachten wir und sprinteten zum Bus – der dann aber der falsche war, unserer war schon weg.

Also mussten wir mit hängenden Gesichtern einen späteren Bus buchen, umtauschen ging natürlich nicht. Ich fläzte mich mit Schlafsack und Isomatte in eine Ecke und wurde alsbald von zwei Wächtern verscheucht. Daraufhin kam eine junge dreiköpfige Familie auf mich zu, entschuldigte sich für die beiden und hieß mich in Ecuador willkommen – toll!

Autor: Cons

Cons ist ein neunzehnjähriger Weltenbummler mit musikalischen Neigungen. Diese beiden Aspekte sieht er bei dem Verein Musiker ohne Grenzen (MoG) vereint und deshalb macht er jetzt für ein halbes Jahr einen musikalischen Freiwilligendienst in Ecuador, genauer Guayaquil. Er gibt dort in einem ärmlichen Viertel, Guasmo Sur, in der Musikschule Clave de Sur Unterricht für Klavier, Horn bzw. Trompete (da muss er sich an die Nachfrage anpassen) und Gesang.

3 Kommentare

  1. Pingback: Best of Sierra Die Essential-Tour – Heißes Paradies und kalte Hölle | Ecuador – mi amor!

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