Da ich immer wieder mal gefragt werde, warum auf den Galapagos-Inseln ein musikalischer Freiwilligendienst überhaupt nötig ist und warum nicht ecuadorianische Lehrer eingesetzt werden, um den Kindern Musikunterricht zu geben, möchte ich mir hier ein bisschen Zeit nehmen, um ein paar Informationen nachzureichen. (Ich freue mich über jede Rückmeldung und werde jede Frage, die Ihr habt, gerne beantworten).
Santa Cruz ist die zweitgrößte Insel des Galapagos-Archipels. Puerto Ayora, die größte Stadt auf Santa Cruz, in der auch ich wohne, hat ca. 12000 Einwohner. In kleinen Nachbarorten (wie z.B. Cascaja und Bella Vista) leben noch einmal 3000 Menschen. Noch vor 60 Jahren wurde die Insel nur von 30 Menschen bewohnt!
Die Einheimischen heute leben fast ausschließlich vom Tourismus.
In Santa Cruz geht die Schere zwischen Armen und Reichen sehr weit auseinander. Während die wohlhabenden Familien ihre Kinder auf die internationale Privatschule schicken, wo selbstverständlich auch Musik unterrichtet wird, haben die staatlichen Schulen teils nicht einmal das Geld Englischunterricht, geschweige denn Musikunterricht anzubieten.
Den Menschen, die nicht zur reichen Oberschicht gehören, den Zugang zu Tanz, Musik und Malerei zu ermöglichen, hat sich das Casa de La Cultura zum Ziel gesetzt.
Das Casa de la Cultura wiederum ist eine Partnerorganisation von „Musiker ohne Grenzen“. Es kommen allerdings auch Freiwillige von anderen Organisationen, die die Arbeit des Kulturzentrums im Bereich Kunst und Tanz unterstützen.
Es gibt drei hauptamtliche Mitarbeiter: Magno leitet das Casa, Eva gibt Kunstunterricht und Lena (die auch für uns von MoG zuständig ist) Tanzunterricht. Aber ohne die Mitarbeit der Freiwilligen wäre die Arbeit des Kulturzentrums nicht aufrecht zu halten…
Die Musik-, Kunst -und Tanzstunden werden in Schulen, auch auf anderen Inseln und in den eigenen Räumlichkeiten angeboten. Das Casa de la Cultura verfügt über ein eigenes Büro mit Atelier, zwei kleinere Räumlichkeiten und einen Tanzraum.
Die Eltern müssen für acht mal 60 Minuten Unterricht im Monat insgesamt 20$ bezahlen, davon wird u.a. die Miete für die Räumlichkeiten mit getragen. Der Rest wird durch Spenden und ehrenamtliche Mitarbeit finanziert. Uns wird durch das Casa de la Cultura die Wohnung für unsere Freiwilligen-WG und ein wöchentlicher Korb mit Grundnahrungsmitteln zur Verfügung gestellt. Außerdem haben wir durch das Casa de la Cultura die Möglichkeit erhalten, länger als 90 Tage (Touristenvisum) auf der Insel bleiben zu könnnen. Wir sind stolze Besitzer einer „Residencia“.
Das Casa de la Cultura kooperiert auch mit Schulen und somit gehört auch der Unterricht an Schulen im Moment mit zu unseren Aufgaben.
Mittlerweile habe ich meinen kompletten Unterrichtsplan erhalten: Montags und Mittwochs unterrichte ich von 7:15 bis 10 Uhr in Bella Vista und Freitags von 8 bis 10 Uhr in Cascaja.
Verglichen mit der Schule in Cascaja ist die Schule in Bella Vista riesig: 250 Schüler besuchen diese Schule von der ersten bis zur achten Klasse.
Da die Anmeldungen der Einzelschüler für den Nachmittagsunterricht mittlerweile auch mehr werden und ich sowohl den Schul-als auch den Einzelunterricht ja auch vorbereiten muss, bin ich gut beschäftigt.
Trotzdem bleibt mir genug Zeit, um 2x in der Woche in der Sprachenschule Spanisch zu lernen und das Leben auf dieser paradiesischen Insel zu genießen.
Ich werde Euch weiterhin über meinen Unterricht auf dem Laufenden halten und hoffe, dass ich ein paar offene Fragen klären konnte.
Liebe Grüße
Milan