Die Kirche bleibt im Dorf, der Fuchs fängt die Gans, die Sonne geht im Osten auf und der kleine Joshua kommt zurück nach Hause. Und mit ¨nach Hause¨ meine ich nicht das beschauliche Heim in der Inselstadt Puerto Ayora, sondern die weiße Erdgeschosswohnung mit dem Schlagzeug im Keller, im kalten Duisburg.
Ich hatte viel Pech! Zum ersten Mal, als ich in Guayaquil Bekanntschaft mit einem nicht unbekannten, aber viel zu unterschätztem Insekt mache. Gerade Mal eine Woche bin ich in Ecuador, erschlagen von Eindrücken, von den Menschen und in voller Vorfreude auf Galapagos, schon trifft mich das Dengue-Fieber und nimmt mir bei voller Fahrt sämtlichen Wind aus den Segeln. Wie es damit weiter geht, wisst ihr alle vermutlich. Was ich selbst nicht wusste, ist, dass ich alles viel zu sehr auf die leichte Schulter genommen habe. Nachdem ich gesund war, gab es ein paar Tage Schonzeit, doch danach habe ich mich per Kopfsprung ins Inselleben gestürzt, war immer und immer viel zu lang unterwegs, hab Menschen kennen gelernt, habe die Insel erkundet und hatte meine Krankheit schon fast vergessen. Ein dummer Fehler wie ich nun weiß. Dengue ist eine der gefährlichsten Viruserkrankungen die es gibt und der Körper braucht eine lange Zeit um sich davon zu erholen.
Am vergangenen Montag, fast einen Monat nachdem ich die Dengue-Sympthome hinter mir hatte, trifft mich ein zweiter Schlag. Zwei Nächte liege ich mit Fieber im Bett, ich kann mich nicht erinnern so hohes Fieber zuvor gehabt zu haben. Die weiteren Einzelheiten erspare ich euch und fasse es damit zusammen: mir ging es schlechter, als einen Monat zuvor, so schlecht, dass meine Versicherung sogar in Erwägung zieht mich per Helikopter nach Quito zu fliegen. Ich würde nicht von mir behaupten, dass ich mein Leben lang frei von Krankheiten war, aber zwei derart schwere Erkrankungen direkt hintereinander blieben mir bisher erspart. Um euch zu beruhigen, ich bin inzwischen auf dem Weg der Besserung und hoffe bald wieder auf den Beinen zu sein!
Nach Unmengen an Gesprächen mit Ärzten, welche alle einen Zusammenhang beider Krankheiten attestieren, kommt unisono die Verkündung: Du musst zurück nach Deutschland kommen! Mein Körper ist derart geschwächt durch das Dengue-Fieber, dass ich anfällig für andere Erkrankungen werde, von denen mich jede weiter schwächt. Und ich fühle mich wirklich schwach! Da hier die hygienischen Bedingung nicht optimal und die medizinische Versorgung absolut katastrophal ist, bleibt mir nichts anderes übrig als nach Deutschland zurück zu kommen. Ich sehe ein, dass ich unvorsichtig war und Fehler gemacht habe, umso mehr hoffe ich, dass es jetzt auch wirklich die richtige Entscheidung ist. Es ist definitiv nicht die Entscheidung, die ich gerne hätte oder die mir gefällt. So hatte ich mir weder Beginn, noch das Ende meiner Reise vorgestellt.
Ich habe so viel dafür getan um hier sein zu dürfen, ich habe mich so gefreut, ich war so stolz, Teil eines so großartigen Projektes sein zu dürfen und ich fühle mich einfach wohl hier (wenn man von den Krankheiten absieht). Ich hatte Pläne, Visionen, ich wollte Kindern von meiner Begeisterung fürs Schlagzeug spielen anstecken, doch ich habe gerade mal geschafft das Steichholz zum Entzünden der Flamme aus der Schachtel zu holen. Dies war definitiv einer meiner Lebensträume: Musikunterricht auf einer Trauminsel geben!
Doch ich habe noch andere Ziele im Leben und die erreiche ich nicht, wenn ich hier bleibe, bis mich die Krankheiten endgültig dahinraffen.
Es tut mir leid, dass ich alle hier auf den Inseln im Stich lasse, ich habe ein unglaublich schlechtes Gewissen! Ich tue es ausschließlich für meine Gesundheit, eigentlich möchte jede Zelle meines Körpers hierbleiben.
Danke für euer Verständnis und bis bald,
Joshua