Meine lieben Freunde,
endlich habe ich Zeit gefunden mal wieder was zu schreiben. Die Fortsetzung der Dengue-Story gibts beim nächsten Mal, weil sie noch nicht vorbei ist. Aber macht euch keine Sorgen, ich bin wieder topfit, nur ist es nicht so einfach wie erwartet einen einfachen Test auf Dengue zu bekommen. Lieber erzähle ich euch hier meine ersten Eindrücke von Galapagos und den Menschen die hier leben.
Also, in Guayaquil bin ich trotz Fieber in den Flieger gestiegen und ich habe mich wirklich schlecht gefühlt. Der Flug war jedoch sehr entspannt und angenehm. Was sehr auffällig war, ist die Tatsache, dass die hier echt extrem streng sind, was die Einfuhr von Lebensmitteln und Naturgütern betrifft. In Guayaquil wird das komplette Gepäck gescannt und jedes zweite auch persönlich durchsucht. Das geht soweit, dass ich rechtfertigen musste, warum ich meine Sticks fürs Schlagzeug mitnehmen möchte, da diese ja ebenfalls aus Holz sind. Irgendwie habe ich es dann geschafft sie von der Notwendigkeit der Sticks zu überzeugen und durfte durch die Sicherheitsschranke.
Beim Landeanflug erkennt man wunderbar, dass die Galapagos einfach die einzige Erhebung im gesamten Pazifik sind und ich hier echt mitten im Meer bin. Zum Glück werde ich von Josefin (Joselin/Josefina/José) abgeholt. Zusammen fahren wir erst mit dem Bus, dann mit der Fähre und mit dem Taxi zu unserem Haus. Ich kann mich kaum noch an die Fahrt erinnern, was vermutlich am Fieber liegt. José hat die ganze Zeit auf mich eingeredet und mir so viel erzählt, aber ich kann mich an kaum etwas noch erinnern. Das einzige, was mir im Gedächtnis geblieben ist, war die Landschaft.
Als ich auf der kleinen Insel Batra nördlich ¨meiner¨ Insel (Santa Cruz) landete, sah ich weit und breit nur Wüste, ein paar abgemagerte Büsche und jede Menge Kakteen. Ein bisschen enttäuscht war ich zu dem Zeitpunkt schon, weil ich mir eine paradiesische Insel irgendwie anders vorgestellt hatte. Doch auf der Fahrt änderte sich dieser Eindruck drastisch. Nach der Fahrt mit der Fähre über das türkise Wasser, stiegen wir ins Taxi und ließen uns vom Norden der Insel Santa Cruz über die einzige Straße bis in die Stadt Puerto Ayora fahren, welche genau im Süden liegt. Prinzipiell ist der Begriff Straße übertrieben, da sowohl die Schotterpiste, als auch die teilweise asphaltierten Abschnitte von Schlaglöchern durchsetzt sind. Jedoch bekommt man auf der Fahrt einen wunderbaren Eindruck von der Vielfältigkeit der Landschaft. Gestartet in der wüstenähnlichen Region Baltras, wird das Bild auf Santa Cruz schon etwas ansprechender. Es wirkt zwar immer noch sehr trocken, jedoch sind die Büsche teilweise immerhin grün und es wirkt alles schon etwas lebendiger. Langsam wird es immer grüner, bis wir uns in einem grünen Wald befinden. Dieser Wald wird immer dichter und voller, bis man das Gefühl hat in einem richtigen Urwald zu sein, auch wenn die Bäume dafür noch zu klein sind. Jedoch kann man dort nicht mehr ohne weiteres hindurchspazieren. Je höher man kommt, desto feuchter wird die Luft und oben angekommen hat man das Gefühl fast in den Wolken zu sein, dabei ist der Berg gar nicht mal so hoch. Auf der anschließenden Abfahrt ändert sich das Bild der Landschaft, es ist geprägt von grünen Wiesen mit nur vereinzelten Bäumen. Ob diese Wiesen natürlichen Ursprungs sind oder für landwirtschaftliche Zwecke erbaut wurden, weiß ich nicht. Je tiefer es wieder geht desto trockener wird es wieder, jedoch geht es nicht soweit wie auf Baltra, dass man sich in einer Wüstenlandschaft befindet, sondern erinnert vielmehr an eine mediterrane Landschaft.
Die Stadt Puerto Ayora liegt genau in dieser Landschaft und ist die größte Stadt der Galapagos Inseln, wobei sie mit 17000 Einwohnern definitiv keine Metropole ist. Unser Haus liegt im Osten der Stadt in einem der etwas wohlhabenderen Vierteln, doch kann man es bei weitem nicht mit wohlhabenden Vierteln in Deutschland vergleichen. Auch ist unser Haus nicht das größte Schmuckstück. Zu dem Zeitpunkt als ich ankam, gab es nur ein benutzbares Schlafzimmer, ein Bad ohne funktionierende Klospülung und einen großen Raum mit Küche, welche von einer Armee von Ameisen besetzt ist, und Wohnzimmer.
Inzwischen funktioniert die Toilette wieder und wir haben den zweiten Raum von dem alten Möbeln unserer Vermietern befreit. Jedoch verbreitet der Raum einen sehr erdigen Geruch und die Wände sind von Spinnen und Ameisen bevölkert. Das zweite Bad ist im Moment nicht mehr als ein Raum mit vier Betonwänden und Wasseranschlüssen. Laut unserer Organisation hier vor Ort, FUNDAR Galapagos, sollte das Bad, seit ich hier bin schon mindestens fünf Mal fertiggestellt worden sein, zuletzt gestern. Bis jetzt hat sich jedoch nichts getan und es scheint auch nicht so, als würden sie es wie jetzt vereinbart bis zum Wochenende schaffen. Die Sache mit dem Bad spiegelt jedoch sehr gut die Mentalität in Ecuador wieder. Man verschiebt alles immer auf morgen und im Endeffekt tut sich nichts. Unser Haus ist ein wunderbares Beispiel dafür. Man erkennt es auch daran, dass der hintere Teil des Hauses mit Fliesen ausgekleidet ist, jedoch ungefähr in der Mitte des Wohnzimmers plötzlich nicht mehr. Stattdessen ist der vordere Teil, sowie unser Schlafzimmer mit kahlem Betonboden bestückt, als hätten die Bauarbeiter keine Lust mehr gehabt, oder es gab einfach keine Fliesen oder kein Geld mehr.
Wir schlafen im Moment zu dritt in einem Zimmer (José, Johnny und ich) und das zweite Zimmer, mit nur zwei Betten ist für die beiden Mexikanerinnen bestimmt, welche bald bei uns einziehen werden. Bei ihnen handelt es sich ebenfalls um Freiwillige, jedoch arbeiten die beiden im Reserva, also haben mehr mit Natur zu tun im Vergleich zu uns Musiklehrern.
In den ersten Tagen habe ich aufgrund meiner Krankheit nicht viel ausserhalb unseres Hausen gesehen. Einzig die Promenade und das Krankenhaus bekam ich zu Gesicht. Die Promenade ist sehr touristisch und überall sind Restaurants, in denen man für europäische Preise essen gehen kann. Ein paar Straßen weiter kann man typisch ecuadorianischer Gerichte für ein Viertel des Preises bekommen. Der Hafen besteht aus zwei großen Stegen mit ein paar Anlegern, von denen Taxis und Fähren zu den anderen Inseln abfahren. Alles wirkt sehr gepflegt und sauber, was wieder zeigt, dass es extrem viele Touristen gibt, von denen die meisten aus den USA kommen, jedoch findet man auch sehr viele Deutsche. Vor dem Hafen ist ein Skaterpark, in dem wir zusammen mit anderen Eccis mehrmals in der Woche Frisbee spielen.
Insgesamt habe ich hier schon so viele Menschen kennengelernt, dass ich mit den Namen nicht mehr hinterher komme. Und alle waren ausnahmslos sympathisch und unglaublich cool. Es sind einfach offene, spontane und lustige Menschen. Die meisten Arbeiten in der Tourismusbranche, also in irgendwelchen Hotels, auf Schiffen oder in der einzigen coolen Bar der Insel, dem Bongo. Hier haben wir schon den ein oder anderen Abend verbracht und obwohl Puerto Ayora wirklich klein ist, ist auch Abends immer was los, dadurch, dass immer Touristen da sind. Am Sonntag haben wir eine kleine Fiesta bei uns im Haus mit in paar Leuten gemacht und obwohl sie wirklich klein angesetzt war, ging sie bis spät in die Nacht und war unglaublich lustig und gesellig.
Gestern hatte ich auch endlich meine erste Unterrichtsstunde. Es war ein kleines Mädchen, das gerade mal fünf Jahre alt ist, aber gerne Schlagzeug spielen lernen möchte. Es ist unglaublich schüchtern, aber so süß und es hat riesigen Spaß gemacht. Und das Beste an allem war: Sie spricht Englisch! Ja, meine Spanischkenntnisse sind definitiv im Aufbau und ich verstehe auch schon das meiste, jedoch funktioniert das mit dem Sprechen noch nicht so perfekt. Doch ich bin zuversichtlich, dass sich das in den nächsten Wochen verbessern wird. Dass ich bis jetzt noch keinen Unterricht hatte, heißt aber nicht, dass ich nichts zu tun hatte. Es gibt hier soviel zu organisieren und immer wenn man gerade ein Problem beseitigt hat, kommt ein Neues auf. Die Kommunikation mit FUNDAR läuft auch wirklich noch nicht Rund. Wir bekommen immer wenn wir uns beschweren so viele Sachen versprochen und alle wirken immer so hilfsbereit, jedoch tut sich einfach nichts, was wirklich anstrengend und auch schade ist.
Das ist definitiv eine der Sachen, die ich an Deutschland vermisse, dass wenn man etwas vereinbart, sich beide Seiten wenigstens im Ansatz an die Vereinbarungen halten. Inzwischen gibt es einige Sachen, die ich sehr an Deutschland vermisse, jedoch am meisten vermisse ich meine Familie, Freunde und dass man einfach Trinkwasser aus der Leitung bekommt.
Hier gibt es riesige 20L Bottiche mit Wasser. Leider habe ich mich ungeschickt angestellt und beide kaputt gemacht. Doch ohne Kanister gibt es kein neues Wasser, also müssen wir jetzt irgendwie neue Kanister organisieren…
Aber das sind Probleme, die ich gerne in Kauf nehme, wenn ich dafür hier in diesem wunderschönen Paradies leben kann. Am Samstag waren wir am Tortuga Bay, einer der schönsten Strände an dem ich je war. Um dorthin zu gelangen, muss man mehr als eine halbe Stunde durch den Nationalpark laufen, jedoch erwarten einen dann zwei wunderschöne Strände. Beide haben feinen, hellen Sand, doch während der eine die großen, kräftigen Wellen des Pazifiks bietet, ist das Wasser des anderen still wie ein See. Es ist unglaublich, dass zwei so verschiedene Strände direkt nebeneinander liegen. Fotos dazu gibt es bald in einem eigenen Blogeintrag, weil das Internet hier nicht dazu ausreicht und ich ins Internetcafé muss.
Ebenfalls bekommt ihr bald noch die Dengue-Story, welche hoffentlich heute ihr endgültiges Ende findet.
Also, ich wünsche euch wunderbare und gezuckerte Grüße aus dem Paradies höchstpersönlich
Und ihr könnt mir jederzeit schreiben, zwar habe ich nicht immer Internet, aber ich Antwort sobald ich kann und freue mich über jeden, der mir schreibt!
Bis dann, haut rein,
Joshua