El que se fue a Quito perdio su banquito

 

Ecuadorianisches Sprichwort

Etwa: Weg gegangen, Platz vergangen.

Wörtlich: Der, der nach Quito ging, verlor seinen Sitzplatz.

Mit dem Beginn der Ferien von Clave de Sur ging es für Simon, Badman und mich nach Quito. Dort stand vor allem die Vorbereitung und Akklimatisierung für die Besteigung des höchsten aktiven Vulkans der Erde, Cotopaxi auf der Tagesordnung.

Um eine billige Unterkunft zu finden und gleichzeitig Bekanntschaft mit locals zu machen, schien uns Couchsurfing ein gutes Mittel, um diese Wünsche zu verbinden. So lernten wir die Familie Alvarez kennen. Sara, die Freundin von Jose, dem Sohn, der selbst auch ein Berg-Freak ist, zur Zeit unseres Besuchs aber beruflich zu tun hatte, holte uns nach der Busfahrt über Nacht ab. Auf der Fahrt zum Haus kam heraus, dass auch Sara gerne wandert und eventuell im Laufe der Woche mit uns zusammen etwas unternehmen würde, was wir klasse fanden.

Das Haus liegt etwas außerhalb im Süden der Stadt, im Valle de los Chillos und überwältigte uns durch seine Großzügigkeit. Nachdem wir mit den netten Eltern Bekanntschaft gemacht hatten, die uns sogleich mit Tipps für eine Stadtbesichtigung ausstatteten, und unser Zimmer bezogen hatten, machten wir uns auf in die Innenstadt, um Quito kennenzulernen.

Immer wieder erstaunlich mutet an, dass diese Riesenmetropole auf einer solchen Höhe liegt. Mitten in der Sierra plötzlich eine Millionenstadt. Ein ganz besonderes Flair wird dadurch erzeugt, dass die Häuser und Straßen auf Hügeln verteilt liegen. So wirkt alles wellig und flexibel, voller Dynamik.

Wir klapperten die Main Sights ab, schlenderten durch Quitos Altstadt, bestiegen den Hügel Panecillo (Brötchen), sahen uns die Kathedrale an und erheiterten uns über einen Partybus voller kreischender Teenager.

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Am Abend hatten wir uns mit Andres, dem Bruder von Jose, seiner Freundin, einer Tante und einer Nichte der Familie zum Essen verabredet. Wir gingen Pizza essen und sahen mit Unbehagen auf die recht hohen Preise. Uns war nicht so recht klar, ob wir eingeladen wurden oder nicht und mit Blick auf die kostspielige Cotopaxi-Tour behagten uns die Preise gar nicht. „Jetzt heißt’s pokern, Jungs!“, meinte ich und wollte die billigste Pizza bestellen, als mich die Tante unterbrach und mir mitteilte, dass sie schon für alle zwei Familienpizzen bestellt hatte. Uns fiel ein Stein vom Herzen.

Im Laufe des Essens kam heraus, dass die Tante für ein Museum arbeitet, viel mit Kultur zu tun hat und bedauert, dass es so wenige Konzerte in Quito gäbe. Auf der Heimfahrt mit Andres und seiner Freundin erzählten sie uns, dass sie viel Salsa tanzten, als Paar oder auch in der Gruppe und das sogar auf Wettbewerben. Sie zeigten uns einige Videos von ihnen, die allerhand verheißen ließen.


Um uns Schritt für Schritt an die Höhe des Cotopaxi heranzutasten, wollten wir uns am nächsten Tag eine hoch gelegene Lagune in Quitos Umgebung vornehmen. Die Laguna Quilotoa wurde mir auch schon von der Freiwilligen Charlotte empfohlen und schien mit ihren 3.900 Metern Höhe auch ein gutes Höhentraining abzugeben. Allerdings rieten uns unsere Gastgeber eher davon ab, da man für die Busfahrt zur Lagune wohl mindestens vier Stunden rechnen müsste. Sie schlugen uns die Laguna Cuicocha vor, die neben der näheren Lage mit einem weiteren schlagenden Vorteil auftrumpfen konnte: Sie hatte zwei Vulkaninseln in der Mitte!

 

Also nichts wie ab zur Lagune! Bis wir schließlich dort waren, vergingen durch ätzenden Stadtstau und langsame Busse, die an jeder Ecke hielten, sogar fünf Stunden! Na toll! Ein amüsantes Detail während der Anreise ereignete sich beim letzten Stückchen im Taxi zur Lagune. Der Taxifahrer eröffnete uns nämlich auf halber Strecke, dass wir eigentlich schon zu spät seien, um noch das Wächterhaus zu passieren. Er meinte aber, wenn wir vorgäben, eine Reservierung in dem am Ufer gelegenen Hotel zu haben, sollten uns die Wächter passieren lassen.

Wir waren belustigt und froh darüber, einen so gerissenen Taxifahrer gefunden zu haben und steuerten alsbald auf das Wärterhaus zu. Der Wächter, der mich durch seine dämliche Zahnspange noch ärgerlicher machte, wollte uns partout nicht reinlassen. Wir bettelten, tischten die Hotel-Story auf und fragten nachdem er uns immer noch nicht passieren lassen wollte vorwurfsvoll: „Y ahora?!“ (Und jetzt?!)

Endlich schien er einzulenken. Er wandte er sich ab und steuerte auf das Wächterhaus zu, um – oh nein! – beim Hotel anzurufen, ob tatsächlich eine Reservierung vorlag. Wir schwitzten und lachten unseren Chauffeur verlegen an. Einige gefühlt endlose Augenblicke später kam der Zahnspangenträger aus seiner Hütte und machte wie in einem Wunder den Weg frei! Der Zufall muss gewollt haben, dass ein anderer Siebert genau in dieser Nacht in dem Hotel schlief.

Der Blick auf die Kraterlagune war in der Tat ein Traum. Das Fünf-Uhr-Licht tauchte die Szenerie in schöne Farben und wir waren froh, nicht mehr sitzen zu müssen, sondern endlich loslaufen zu können.

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Recht bald suchten wir uns dann schon den Zeltplatz, da es so langsam dämmerte. Rasch war das Zelt aufgebaut und wir machten uns ans Kochen. Wir hatten für Nudeln mit Gemüse gesorgt, doch leider – ob es an der überlangen Kochzeit oder dem zu vielen Öl in den Nudeln lag – wurde es am Ende eine dickflüssige Nudelsuppe. Zusammen mit dem sehr sahnelastigem Gemüse war das Ganze mehr oder weniger ungenießbar, jedoch: Der Hunger treibt’s nei!

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Später kam Badman noch auf die famose Idee, noch eine Nachtwanderung zu unternehmen. Also machten wir uns mit Kopflampen bewaffnet auf, um unter tausenden von Sternen eine Runde zu wandern. Am Endpunkt hielten wir kurz inne, um die unglaubliche Stille zu genießen. Der Meditationspunkt war gefunden.

 

Am nächsten Morgen lag der Großteil der Wanderung vor uns. Zeitig wachten wir auf, da wir ohnehin nicht besonders lange ausschlafen konnten, frühstückten rasch Früchte und Brot, machten das Gruppenbild vorm Zelt, bauten dieses ab und machten uns auf den Weg.

 

Immer wieder pausierten wir, um die tollen Ausblicke zu genießen. So sahen wir die Inseln in der Mitte der Lagune aus verschiedensten Blickwinkeln. Oft erinnerte das Umland an die deutschen Voralpen: Hügel, Felder, grasende Kühe, Kiefern, Bauer Huber knatterte mit seinem Traktor übers Feld…

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Schon hier machte mir die Höhe etwas zu schaffen: Bei Anstiegen klopfte mein Herz heftiger als sonst und irgendwann stellte sich auch ein Kopfweh ein, das mir im Hinblick auf die Cotopaxi-Tour Sorgen bereitete.

Schließlich hatten wir die Lagune umrundet und nahmen ein Taxi nach Otavalo. Auf die Frage, wo man Essen, das die drei Bs (bueno, bonito, barato; gut, schön, billig) erfüllt, bekäme, riet uns Taxifahrer gato (Katze, wegen der Augen) ein chifa (Asia-Imbiss). Die Riesenmengen kamen uns gerade recht, da uns die Tour ganz schön geschafft hatte. Anschließend folgte eine noch ätzendere Heimfahrt (noch mehr Stau) und so waren wir alle froh, in der Familie Alvarez mit offenen Armen empfangen zu werden, mit Essen und Dusche verwöhnt zu werden und ein gemachtes Bett vorzufinden.

 

 

Autor: Cons

Cons ist ein neunzehnjähriger Weltenbummler mit musikalischen Neigungen. Diese beiden Aspekte sieht er bei dem Verein Musiker ohne Grenzen (MoG) vereint und deshalb macht er jetzt für ein halbes Jahr einen musikalischen Freiwilligendienst in Ecuador, genauer Guayaquil. Er gibt dort in einem ärmlichen Viertel, Guasmo Sur, in der Musikschule Clave de Sur Unterricht für Klavier, Horn bzw. Trompete (da muss er sich an die Nachfrage anpassen) und Gesang.

3 Kommentare

  1. Pingback: Power-Training für den Coto | Cons entdeckt Ecuador

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