Ich melde mich mal wieder mit ein paar neuen Ereignissen aus Ecuador und im Speziellen aus Playas. Eigentlich wollte ich den Blogeintrag schon letzte Woche hochladen. Nachdem das Internet dann aber einfach für eine Woche ausgestellt wurde, war das nicht mehr möglich. Jetzt habe ich es aber endlich geschafft!
Da zwei der Freiwilligen, mit denen ich bisher in Playas war, nun wieder nach Deutschland zurückgeflogen sind, waren die letzten Wochen voll von „letzten Unternehmungen“ und despedidas (Verabschiedungen). Dies ist auch der Grund, weshalb ich erst jetzt, wo zumindest ein bisschen Ruhe eingekehrt ist, dazu komme, meinen Blog zu füttern.
Zunächst ein schnelles Update zur Situation im Projekt:
Wie schon angedeutet, war die Zeit zweier Freiwilligen in Ecuador nun leider vorüber.
Weil wir nahezu jeden Tag gemeinsam verbracht haben und sie zu guten Freunden geworden sind, fiel mir der Abschied schon etwas schwer.
Außerdem waren die beiden schon länger hier und haben deshalb auch den Großteil geregelt, was nun Lea und ich alleine meistern müssen. Gerade sind wir fleißig dabei, Gastfamilien für die Freiwilligen zu finden, die im Herbst ankommen werden.
Für zwei Wochen war zudem Silja, eine Instrumentenbauerin aus Deutschland, zu Besuch, die sich sämtliche ramponierte Holzblasinstrumente aus der Musikschule vorgeknöpft hat. Neben ihrer fleißigen Arbeit, blieb für sie aber auch noch Zeit, Playas kennenzulernen und gemeinsame Abende mit uns zu verbringen.


Karaokeabend
Vor ein paar Tagen ist nun eine „neue“ Freiwillige, Julia, angekommen, sodass wir gerade drei Mädels in Playas sind.

Nachdem wir zwischenzeitlich aber nur noch zu zweit waren, könnte man ja meinen, es wäre uns in Playas langweiliger. Aber das ist hier zu keiner Zeit der Fall!
Gerade fanden nämlich die „Fiestas de Playas“ statt, bei denen für zwei Wochen jeden Tag über die Stadt verteilte Events, Wettbewerbe und Umzüge stattfanden. Weil die landesweit bekannten „fiestas“ vor allem Leute aus der Sierra herlocken, wo gerade Ferien sind, ist es momentan besonders voll hier.
Für die „fiestas“ wurde die Stadt richtig rausgeputzt: An der „plaza civica“ wurden die Bänke und die Bordsteinumrundungen neu gestrichen, neue Pflanzen gepflanzt und der Springbrunnen wieder in Stand gesetzt. Man hat sich sogar die Mühe gemacht, den Weihnachtsbaum mal abzubauen.
Auch der malecón, also die Strandpromenade, wurde, wo vorher nur Sandpiste war, frisch geteert.
An einem Nachmittag habe ich bei einer Vorführung traditioneller Tänze zugesehen, bei denen unter anderem auch meine Gastschwester mitgewirkt hat.
Das spektakulärste an jeder Gruppe waren die Kostüme: Farbenfroh und traditionell. Einige der teilnehmenden Gruppen waren zwar etwas unkoordiniert, aber eigentlich ist es beachtlich, dass es jede Schule hier im Umkreis schafft, eine Tanzgruppe zusammenzustellen! Ich habe auf jeden Fall einen guten Eindruck von den jeweiligen Tanzstilen Ecuadors bekommen. Zu erwähnen ist definitiv auch der Hüftschwung von den Mädels und Jungs, der mich echt etwas neidisch gemacht hat!
Das eigentliche Highlight der „fiestas“ ist aber der Umzug am ersten Tag. Leider konnte ich selbst nicht dabei sein, weil wir zur gleichen Zeit Jakob zum Flughafen gebracht haben. Es fanden aber noch weitere Umzüge statt und ich habe viele Videos gesehen, sodass ich doch etwas darüber erzählen kann.
Beim ersten Umzug machen alle Schulen des gesamten Umkreises mit. Jede Schule stellt eine Tanzgruppe von 15 bis 40 Personen und einen Spielmannszug von ungefähr der gleichen Größe! Ich glaube, die fiestas sind DAS Event hier- die Proben für die Umzüge laufen zumindest schon seit meiner Ankunft. Das Ergebnis lässt sich aber auch wirklich sehen: Die Choreos sind super einstudiert und bei den Spielmannzügen trommeln alle im Takt!

Am Donnerstag, dem letzten offiziellen Tag der „fiestas“, fand am Vormittag ein weiterer Umzug statt. Nun muss ich einmal kurz einen Schwenker machen: Meine Erfahrungen hier haben bislang ergeben, dass die Planung von Events, Konzerten oder Sonstigem immer sehr offen bleibt. So wissen wir vor einem Vorspiel meist nicht, wo, wie und wann wir genau spielen sollen… Oftmals wünsche ich mir einfach eine klare Ansage, aber ich habe schon gelernt, dass man hier einfach etwas flexibler sein und die Situation so hinnehmen muss, wie sie eben kommt.
Umso mehr war ich deshalb überrascht, als wir am Donnerstagmorgen bei dem besagten Umzug mitlaufen wollten: Alles war durchorganisiert und top geplant. Die teilnehmenden Gruppen rückten mit riesigen Mannschaften an und glänzten wieder mit ihrem Auftritt. Daneben wirkten wir mit unseren selbstgemalten Plakaten und nur vier Schülern etwas mickrig. Aber wir hatten unseren Spaß und auch die Schüler waren tatkräftig dabei!
Ich finde solche Aktionen auch sehr wichtig für das Projekt, denn auch wenn nicht viele gekommen sind, haben wir etwas gemeinsam unternommen und Engagement für unser Projekt gezeigt.
Und außerdem haben wir auf die Musikschule aufmerksam gemacht und können so vielleicht den ein oder anderen neuen Schüler gewinnen.

Am Abend war dann große fiesta an der Strandpromenade: Es kamen national bekannte Sänger und Bands, um ein Konzert zu geben. Wir dachten, man würde alle möglichen Leute treffen, aber es war so voll, dass wir in der Menge nur wenig bekannte Gesichter entdeckten. Am Freitag waren die „fiestas“ dann eigentlich zu Ende, es fand jedoch am Abend noch ein Salsakonzert statt. Das Tanzen dort machte echt Spaß, obwohl ich leider noch nicht wirklich Salsa tanzen kann. Bei den Ecuadorianern sieht das nämlich so leicht und geschmeidig aus- da muss ich echt noch üben!

Nun sind die „fiestas“ glaube ich wirklich zu Ende, aber das weiß man hier nie so genau…
Aufgrund der „fiestas“, bei denen auch viele Schüler eingespannt waren, war es in der Musikschule sehr ruhig. Als wir dann noch erfuhren, dass das Cacique an einem Freitag wegen eines Feiertags geschlossen sein würde, beschlossen Lea und ich ziemlich spontan, das verlängerte Wochenende zu nutzen, um nach Cuenca zu fahren. Cuenca ist eine Kolonialstadt, die auf 2500m zwischen hohen Bergen in einem Tal eingebettet liegt. Schon die Fahrt von Guayaquil nach Cuenca, war beeindruckend: Nach einer Stunde, fing der Anstieg an. Eigentlich war es ziemlich bewölkt an diesem Tag, aber plötzlich durchbrachen wir die Wolkendecke und fanden uns unter strahlend blauem Himmel wieder!
In Cuenca angekommen, machten wir uns zunächst auf die Suche nach einem Hostel. Schon jetzt fiel uns auf, dass es in Cuenca erstens deutlich frischer und zweitens sehr viel aufgeräumter und sauberer, als in Playas ist. Cuenca ist außerdem ein Magnet für sämtliche Touris und scheint deshalb auch deutlich mehr Geld zu haben.
Unser Hostel war direkt in der Altstadt gelegen und unser Zimmer teilten wir mit einem Amerikaner und zwei Argentinier, mit denen wir gleich in Kontakt kamen. Am ersten Nachmittag ließen wir uns erstmal nur durch den Altstadtkern treiben. Immer wieder stießen wir auf ruhige Plätze mit beeindruckenden Kirchen, prächtigen Kolonialbauten und kleinen Cafés. Ich fühlte mich echt nach Europa gebeamt.
Am Samstag nahmen wir an einer Führung teil, bei der wir noch mehr über Geschichte, Tradition und Bräuche der Stadt lernten. Im Markt zeigte uns die Tourführerin lokale Spezialitäten, wie Meerschweinchen, papas locas (verrückte Kartoffeln) und Spanferkel. Leider war auch am Samstag Feiertag in Ecuador, weshalb schon am Mittag sämtliche Museen und Kirchen geschlossen hatten. Wir gönnten uns dann aber den Luxus eines warmen Cafés. Am Abend kam zudem Silja, die vor dem schlechten Wetter der Costa geflohen war, auch nach Cuenca. Gemeinsam mit dem Amerikaner aus unserem Zimmer machten wir uns auf ins Nachtleben Cuencas. Nach einem kurzen Spurt schafften wir es sogar noch zur Happy Hour.





Am Sonntagvormittag stiegen wir für einen letzten Ausblick über die Stadt auf die neue Kathedrale Cuencas. Nach dem Mittagessen (Mittagsmenu gibts hier für 2,5$!!!) ging es dann auch schon wieder nach Playas. Dort freute ich mich wirklich über die etwas milderen Temperaturen und natürlich meine Gastfamilie, die mich schon erwartete.



Soweit zu meinen jüngsten Erfahrungen aus Ecuador.
Bis bald
× Sophia