Nach einem Monat…

Die letzten zwei Wochen bestanden hauptsächlich daraus, dass wir Deutschen von Auftritt zu Auftritt gescheucht wurden. Mal war es ein gemütlicher Abend bei Fernando (dem Leiter des Ensembles und auch Lehrer an der Musikschule), um uns irgendwelchen Amis vorzuführen, die gerade auf Durchreise waren, öfter mal irgendeine kirchliche Verastaltung, bei der wir den Chor begleiten sollten und zu guter Letzt, um den Vizepräsidenten von Ecuador zu empfangen, der letztendlich dann doch nicht kam. Ich kann nicht behaupten, dass das lange Warten und -je länger sich der Abend zog- das damit verbundene Frieren, immer so lustig war, nur um dann drei oder vier Stücke zu präsentieren. Fest steht allerdings: Hallelujah mit Gesang und Gitarre kommt einfach bei jeder Gelegenheit gut an.
Es soll aber keineswegs so klingen, als würde es mir hier nicht gefallen. Ich denke es gibt einfach Pflichten, die man hat und denen man vor allem am Anfang nicht aus dem Weg gehen kann. Das ist in Deutschland ja nicht anders. Und doch muss ich sagen, dass ich diese Pflichten im Moment tausend Mal lieber hier erfülle als in Deutschland. 😀 Die Auftritte sind jedoch bloß zweitrangig. Die Hauptaufgabe von uns Deutschen ist es ja bekanntlich zu unterrichten und alles andere ergibt sich dann hoffentlich im Laufe der Zeit. Für mich ist es bisher noch etwas schwer im Projekt anzukommen. Es kommen zwar immer wieder Ecuadorianer auf mich zu, die Saxophon oder vereinzeit auch Klarinette spielen wollen, aber ich habe das Gefühl, wenn man nicht nochmal auf sie zugeht, ist die Idee auch schon ganz schnell wieder verflogen. Es gibt ein paar Gesichter, die man einfach jeden Tag in der Musikschule sieht. Auf der einen Seite freut es mich, dass einige junge Menschen so engagiert sind und einen großen Teil ihrer Freizeit der Musik widmen. Auf der anderen Seite sind sie jedoch etwas zu engagiert, wenn es um das Erlernen eines Instruments geht. Denn sie wollen am besten alles können, was angeboten wird und können letzten Endes alles nur mittelmäßig. Dafür freue ich mich umso mehr über die paar neuen Schüler, die ich in den letzten Wochen dazu gewonnen habe, die (für ecuadorianische Verhältnisse) pünklich kommen und dazu noch etwas Talent aufweisen!
Was ist sonst noch passiert:
Am Anfang der Woche hatten Niklas und ich die glorreiche Idee eines der Fitnessstudios im Zentrum zu testen. Eigentlich bloß, weil die Fitnessstudios hier so lustig aussehen: Man kann es sich wie eine offene Garrage vorstellen, wo ein paar verrostete Geräte zum Gewichte stämmen rumstehen. Unwissentlich hatten wir uns das Fitnessstudio ausgesucht, das sogar noch ein zweites Stockwerk besaß, in dem sogar Fitnessbikes und ein Laufband standen. Für 2$ wurde ich dann eine Stunde lang von meinem persönlichen weiblichen Coach von Übung zu Übung gescheucht, wobei ich das Gefühl hatte, dass einfach jede Übung auf die Oberschenkel ging. Niklas genoss derzeit eine Stunde Bizepstrainig vom Feinsten. Die ganze Woche lang jammerten wir noch über den Muskelkater unseres Lebes. Mal schauen ob wir uns an den Vorsatz “zwei Mal die Woche Sport” halten werden…
Mein persönliches Highlight der letzten Woche war der neue Kühlschrank. Bisher hatten wir keinen im Haus stehen und um diesen einzuweihen, machte meine Familie gleich mal einen Großeinkauf. Seither gibt es häufiger Milch (die mir wirklich ab und zu gefehlt hat), Jugurt und vieeele verschiedene Früchte. Ganz nebenbei: Ich steh total auf Papaya. Mein Magen passt sich langsam an die ecuadorianischen Essverhältnisse an. Dass das Mittagessen manchmal schon um 11:00 Uhr ist stört mich nicht mehr und als Beilage keinen Reis zu haben kann ich mir eigentlich gar nicht mehr vorstellen. Abgesehen von dem unangenehmen Mittagessen mit meinen Gastbrüdern, als es Rinderzunge gab, habe ich bisher alles gegessen. “Lenka isst keine lengua” wurde zum ‘Running Gag’ in der Familie. Da mussten natürlich sofort Mutter und Schwestern im Local angerufen werden, um zu erzählen, was für eine Show ich ums Essen gemacht habe. Ziemlich erleichtert war ich, als ich merkte, dass sich meine Gastbrüder gegenseitig die Zungen von Teller zu Teller schubsten, wenn mal einer gerade nicht hinsah.

Nach einem Monat Ecuador kann ich das erste Mal behaupten, dass ich wirklich einen Fortschritt gemacht habe, was die Sprache angeht. Letzte Woche hatte ich mir zwei Bücher aus der Bibliothek des Casique ausgeliehen, in denen ich versuche jeden Tag ein Stück weiter zu kommen. Die beste Übung meiner Meinung nach jedoch ist es, wenn man sich in Ruhe mit einem Einheimischen eine längere Zeit lang unterhält und keine Deutschen dabei sind, da man so verpflichtet ist auf spanisch zu kommunizieren. Auf diesem Weg lernt man in wenigen Stunde viele neue Vokabeln dazu, die auch im Kopf bleiben. Klar ist mein Spanisch noch nicht berauschend und klar verstehe ich vieles noch nicht, aber es reichte immerhin aus, um eine erste längere Konversation mit meinem Gastvater zu führen, in der er mir unter anderem ausführlichst erklärte, wie wichtig er es findet jeden Tag mit seiner Familie über aktuelle Probleme, anstehende Ausflüge oder andere Angelegenheiten zu kommunizieren. Eine Sache, die hier in vielen Familien einfach zum Alltag dazu gehört.
Dadurch, dass ich besser spreche und verstehe, fällt es mir auch leichter auf die Leute hier zuzugehen und ein Gespräch anzufangen. Man lernt (natürlich besonders als Weiße) sehr schnell neue Menschen kennen, die dich mal eben spontan zu sich nach Hause einladen, mit dir an den Strand oder tanzen gehen wollen. Eine nette Bekanntschaft machte ich vergangene Woche mit einem Mann an die 45, als ich gezwungener Maßen mein Fahrrad reparieren lassen musste, weil es Mal wieder am Auseinanderfallen war. Da er viele Jahre lang mit seiner Exfrau und zwei Söhnen in den USA gelebt hat, konnte er perfektes Englisch und erklärte sich sofort dazu bereit zwischen mir und dem Händler zu dolmetschen. Wir kamen sehr schnell ins Gespräch und er gab mir viele hilfreiche Tips zum Thema Sicherheit in Playas und Reisen in Ecuador. Von seiner Statur und seinem Charakter hat er echt verblüffende Ähnlichkeit mit meinem Großonkel; wohl mit ein Grund, dass er mir von Anfang an sympathisch war. Lustig war, als ich etwa eine Woche später -unwissend, dass er dort wohnt- an seinem Haus vorbeispazierte, das zufällig bloß zwei Straßen von meinem Haus entfernt ist und er gerade in diesem Moment aus dem Fenster schaute. Sofort stellte er mich seiner neuen Frau, die ursprünglich von den Phillipinen stammt, und seinen beiden Katze vor. (Wohl die einzigen kastrierten Kater hier in Playas.) Es war so schön das erste Mal gesunde, gepflegte und gut genährte Katzen streicheln zu können. Wobei ich sagen muss, dass die eine der beiden mit ihren 12kg wohl etwas zu gut genährt war. 😀

Fett am Pumpen!

One thought on “Nach einem Monat…

  1. Kukuc Lenko, prijela jsem oslavit tvou mati a ted jsem si tu mohla precist tvuj blog,hele nemuzes mi to nekdy taky poslat na muj email nebo to nejde (nic jinyho neumim), abych byla im Bilde.
    Ty papaje ti teda zavidim, tady stojej za starou belu.
    Hezky si to uzij,Pa, Iva

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