Die Zeit vergeht wie im Flug und ich bin jetzt tatsächlich schon ganze 3 Monate in Ecuador. Es gibt viele Dinge, die ich mir im Voraus ganz anders vorgestellt habe, vor allem bezüglich der ecuadorianischen Kultur.
Was mich am Anfang sehr erstaunt hat, ist die (kaum vorhandene) Kommunikation in den Familien. Am Essenstisch sitze ich zwar meistens mit meiner ganzen Gastfamilie, allerdings haben die 3 Kinder jeweils ein Handy vor sich, und jeder schaut seinen eigenen Film an. Mein Gastpapa isst normal innerhalb von 5 Minuten und verschwindet dann wieder – also bleibt mir nur noch meine Gastmama zum Reden, die sich aber zum Glück auch sehr bemüht, mich fragt, wie mein Tag war und auch einiges über Deutschland wissen möchte. Wenn man hier die (für unsere Vorstellungen) unfertigen Häuser sieht, könnte man auch meinen, es bliebe gar kein Geld für Dinge wie Laptop und Smartphone, wenn nicht mal die Innenwände der Häuser verputzt werden können. Inzwischen ist das für mich ganz normal geworden und ich habe verstanden, dass es hier einfach andere Wertvorstellungen gibt und z.B. das Aussehen der Häuser nicht wichtig ist.
Auch darüber, wie das Einkaufen hier abläuft, war ich anfangs ein bisschen erstaunt, weil es doch so anders ist als in Deutschland: Viele Familien haben hier (trotz den hohen Temperaturen) gar keinen Kühlschrank, denn eingekauft wird vor jeder Mahlzeit und Vorräte gibt es (außer Reis und Zucker) normalerweise keine im Haus. In Olón gibt es einen großen Supermarkt und unzählige kleine „tiendas“, also Wohnhäuser, in denen Familien die wichtigsten Dinge verkaufen – von Toilettenpapier bis Tunfisch gibt es dort dann alles in kleinen Mengen mehr oder weniger vorrätig. Außerdem wird fast alles „auf Rädern“ verkauft, also man muss oft gar nicht aus dem Haus gehen, wenn man irgendetwas braucht, sondern nur lang genug warten, bis das passende Fahrrad/ Moto/ Auto vorbeifährt, das frischen Fisch, Früchte, Töpfe, Spiegel, Kleidung, Betten,… verkauft.
Über unsere Arbeit in der Musikschule gibt es inzwischen auch schon einiges zu erzählen: Anfangs hatte ich sprachbedingt noch gewisse Probleme, den Schülern zu erklären, was sie als nächstes tun sollen und musste mich immer durch zeigen und vorspielen ausdrücken. Inzwischen geht das alles viel besser und man kann auch während dem Klavierunterricht ab und zu ein bisschen Musiktheorie einbauen. Die Schülerzahl variiert ziemlich, insgesamt haben wir ca. 30 Schüler, von denen manche jeden Tag kommen, andere nur alle 2-3 Wochen mal. Es gibt auch (sehr deprimierende) Tage, an denen wirklich gar kein Schüler kommt, aber das ist inzwischen zum Glück sehr selten geworden und kommt nur noch vor, wenn in den Schulen gerade Prüfungszeit ist. Ansonsten haben wir auch manchmal 15 Schüler gleichzeitig im Raum, was dann oft ein bisschen chaotisch ist. Aber einen Stundenplan zu erstellen ist hier ziemlich unmöglich, denn die Kinder kommen, wenn sie gerade Zeit und Lust haben, auch wenn man mit ihen eine feste Zeit ausgemacht hat. Im großen und ganzen klappt das aber auch so ganz gut, auch wenn es ziemlich anstregend ist, zu unterrichten, wenn so viele aufgeweckte Kinder mit im Raum sind. Inzwischen merkt man auch schon deutliche Fortschritte bei unseren Schülern. Da ich ja vor 3 Monate fast nur Anfänger hatte, ist es jetzt echt schön zu sehen, wie viel die Kinder in dieser Zeit dazugelernt haben, obwohl sie ja keine Übungsinstrumente zuhause haben, sondern nur durch den Unterricht weiterkommen.
Am 7. März haben wir unser Abschlusskonzert, danach werde ich noch 2 Wochen durch Ecuador reisen und am 31. März geht es dann, zusammen mit Debora, schon zurück nach Deutschland. Der nächste Bericht über unsere Arbeit und Freizeit in Olón folgt demnächst! Sonnige Grüße ins kalte Deutschland 😉
Katja