Alltag im Guasmo 2.0

Hallo Zusammen,

Und herzlich willkommen zu einer neuen Folge der allseits beliebten Serie „Alltag im Guasmo“, wie immer mit Ihrem Gastgeber Nicklas „El Gran“ John! Heute auf dem Plan: Ein typischer Tagesablauf!

(Klammer auf: Der Name „El Gran Nicklas“ war keineswegs eine selbstüberhebliche Idee meinerseits. Er wurde mir vielmehr von meinem Gastbruder Israel gegeben, wahrscheinlich in Anspielung auf meine 15 Zentimeter, die ich größer als die meisten Ecuadorianer bin. Jedenfalls haben ihn schon recht viele Leute hier adaptiert und deshalb werde ich wohl bei meiner Rückkehr in Deutschland erst mal in eine kleine persönliche Krise stürzen, wenn die Leute mich einfach nur noch „Nicklas“ nennen… Klammer zu.)

Ein typischer Tag, wenn man das überhaupt so sagen kann, beginnt mit dem Klingeln des Weckers zwischen acht und neun Uhr. Acht, wenn ich noch meine zweiwöchentliche Joggingrunde entlang der (ziemlich hässlichen und stinkenden) Haupstraße zum größten Bananenhafen der Welt hin und zurück laufe, neun, wenn ich den Tag entspannter angehen lasse. Wobei das Klingen des Weckers nicht immer gleichbedeutend mit Aufwachen ist, da hier morgens im Stundentakt so viele Wecker für Schüler und Arbeitende klingeln, dass man dagegen und gegen jede Art von schlafstörenden Geräuschen etwas abstumpft.

Wenn ich dann irgendwann doch mal aufgestanden bin, wird mit kaltem, aber immerhin fließendem Wasser geduscht und es gibt ein leckeres Frühstück. Ist mal Milch im Haus, gibt es selbstgemachten Ecuador-Kakao und dazu das typische „Pan“, ein aus Blätterteig hergestelltes croissantähnliches „Brot“ zum tunken (natürlich nicht mit dem deutschen vergleichbar). Manchmal presse ich mir auch einen frischen Orangensaft oder es gibt frittierte Kochbananen mit einem Omelett. So oder so, das Frühstück hier schmeckt ziemlich gut und ist ein super Start in den Tag! Und nicht zu vergessen: Es ist die einzige Mahlzeit am Tag ohne Reis, weshalb es immer einen ganz besonderen Flair hat…

Meistens geht es dann um zehn Uhr auf zum ersten Unterricht des Tages, wenn der oder die Schüler/-in denn überhaupt kommt. Ist das wegen Prüfungen oder aus anderen Gründen nicht möglich, schnappe ich mir meistens meine Trompete, eine Gitarre, setze mich ans Klavier oder ans Schlagzeug und übe selber ein bisschen. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass ich Gefahr laufe, meine Kreativität und auch den Spaß am Unterricht zu verlieren wenn ich ausschließlich Schüler habe und selber keine Musik mehr mache. Unten im schallisolierten Probenraum oder oben auf dem Dach der Musikschule kann man wirklich sehr gut spielen und – wenn man dann fertig ist – noch etwas den weiten Blick über den Guasmo genießen und entspannen.

Mal wieder ein Sonntenuntergang - Que lindo el Guamso!

Mal wieder ein Sonntenuntergang – Que lindo el Guamso!

Habe ich dann also schon produktiv unterrichtet oder geübt, kann ich danach guten Gewissens zuhause nach dem Mittagsessen (meist eine Suppe mit – wer hätte es gedacht – Reis) der Mittagshitze mit einer kleinen Siesta entfliehen. Guayaquil liegt gerade mal 300 Kilometer vom Äquator entfernt, weshalb die Sonne mittags fast zentral über der Stadt steht und bei klarem Himmel für eine drückende Hitze sorgt. Wirklich angenehm sind die Temperaturen also meistens nicht!

Aber auch wenn es mal nicht so warm ist, ist an Entspannung oft nicht zu denken. Stattdessen wird man von den Nachbarn meist mit dröhnendem Salsa, „Bachata“ (lateinamerikanische romantische Tanzmusik) und amerikanischer Popmusik (die typische Radiomusik aus Deutschland) oder einem der „Umta-umta“ – Straßenumzüge der nahegelegenen Schule beschallt. Zum Glück hat sich mein Ohr, wie oben erwähnt, schon etwas an diesen Dauerpegel gewöhnt. Und wer weiß, wieder zurück in Deutschland werde ich womöglich erst mal nicht mehr einschlafen können, weil es so unglaublich leise ist…

Naja, nach der Mittagspause geht der Unterricht dann jedenfalls von drei bis neun Uhr abends weiter. Meistens bin ich danach ziemlich geschafft und freue mich auf das Abendessen, immerhin habe ich dann ja auch ganze acht Stunden keinen Reis mehr gegessen! Es folgt meistens noch wahlweise eine Runde „Mario-Kart“ mit der ganzen Familie (Super geeignet, um eine Vielzahl von spanischen Flüchen zu lernen), eine Partie „Cambio“ (Ein Lateinamerikaisches Kartenspiel, das mir mein Cousin hier beigebracht hat) oder ein Film (Es gibt hier eine breite Kanalauswahl von auch auf spanisch sendenden nordamerikanischen Kanälen). Und schlussendlich ist es dann einfach ein super Gefühl, müde und mit einem, vor lauter Spanisch brummenden Kopf, ins Bett zu fallen.

Garantiert Reisfrei: Mein Beitrag zum Familienalltag war diese Pizza, die ich für 12 Personen backen musste. Ist aber super angekommen und hat für alle gereicht!

Garantiert Reisfrei: Mein Beitrag zum Familienalltag war diese Pizza, die ich für 12 Personen gebacken habe. Ist super angekommen und hat für alle gereicht!

Volles Haus: Wenn mal alle Familienmitglieder zusammenkommen, wird es ganz schön unübersichtlich. Insgesamt leben um die 14 Menschen in dem zweistöckigen Haus

Volles Haus: Wenn mal alle Familienmitglieder zusammenkommen, wie hier zum Geburtstag der Oma, wird es ganz schön unübersichtlich. Insgesamt leben um die 14 Menschen in dem zweistöckigen Haus

So schnell ist ein „typischer“ Tag im Leben des „Gran Nicklas“ hier im Guasmo also schon beschrieben und genau so schnell vergehen sie gefühlt auch! Unglaublich, dass ich jetzt schon zwei Monate hier auf der anderen Seite der Erde bin. Das bedeutet auch, dass schon in zwei Wochen meine Mutter und mein Bruder zu meinem 18. Geburtstag für zwei Wochen zu Besuch kommen werden. Darauf und besonders auf die Woche, in der wir gemeinsam rumreisen und uns den Ecuadorianischen Amazonas-Dschungel anschauen werden, freue ich mich schon besonders – Auf meinem Blog werde ich euch natürlich teilhaben lassen!

¡Hasta luego! – Bis dahin!

Nicklas

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