Eingelebt

Hallo alle zusammen! 😉
Hier kommt nun endlich der Blog, den ich vielen schon vor einiger Zeit versprochen hatte. Jetzt, wo ich schon mehr als 3 Monate in Ecuador bin, gibt es so viel zu erzählen, sodass ich gar nicht weiß, wo genau ich anfangen soll. Deswegen beginne ich da, wo alles angefangen hat- mit dem Beginn meiner Reise:
Nachdem ich einmal in Amsterdam und in Quito in ein anderes Flugzeug umsteigen musste und während der Flüge nette Sitznachbarn neben mir hatte, mit denen ich mich gut unterhalten konnte, war ich froh endlich in Guayaquil anzukommen. Dort wurde ich von allen MoGs (= Musiker ohne Grenzen) aus dem Team Playas abgeholt, worüber ich sehr dankbar war, da ich nach 24 Stunden Reise erschöpft war und nicht mehr viel denken konnte… Sie brachten mich dann nach einer weiteren zweistündigen Busfahrt nach Playas in meine Gastfamilie, die ich leider trotz meiner bisherigen Spanischkenntnisse nicht besonders gut verstand. Das ist jedoch völlig normal, da die Leute hier mit einem Dialekt sprechen und gerne mal Buchstaben verschlucken (Ich tue mich manchmal immer noch schwer meine Gastmutter zu verstehen- aber meine Geschwister teilweise auch, also mache ich mir da keine Gedanken).

A propos Familie: Ich habe mich recht schnell wohlgefühlt in meiner Familie und gut eingelebt in Playas. Mittlerweile habe ich alle Mitglieder meiner Gastfamilie kennengelernt, die sehr lustig ist und verstehe mich schon gut mit allen, insbesondere mit den Geschwistern. Insgesamt habe ich fünf Gastgeschwister, jedoch sind vier davon älter als ich. Die jüngste, Allison, ist 16 Jahre alt und wohnt hier auch im Haus. Gabriela (22) und Stalin (26) haben zwar eine eigene Wohnung in Playas, sind aber oft hier daheim zum Essen oder Schlafen. Gabi ist Ende November auch Mama geworden, weshalb sie momentan nur bei uns wohnt, damit meine Mutter sie unterstützen kann. Die anderen Geschwister Lionela und Paúl sind schon über 30, leben auch in anderen Ecken von Ecuador. Mein Gastvater Leopoldo ist nur ab und zu daheim, alle drei bis vier Wochen, da er auf Schiffen arbeitet und sie repariert, meistens in Kolumbien oder Peru. Meine Gastmutter heißt Laura und betreibt am Wochenende eine Cabaña am Strand, das ist eine kleine Strandhütte mit Hängematten, wo Mittagessen verkauft wird. Dorthin gehe ich auch immer zum Essen am Wochenende.

Mit meinen Gastschwestern und dem Freund bei einem Strandspaziergang
Bei meinem Geburtstag
Die Cabaña mit den Hängematten


Neben meiner Gastfamilie hier hab ich zusätzlich noch meine MoG Familie, die ich auch sehr lieb habe, da wir uns alle super verstehen und durch verschiedene Reisen schon total zusammengewachsen sind. Mittlerweile sind wir 6 Deutsche in Playas- Sophia, Julia, Antonia, Mats, Aaron und ich.

Wir nach einem erfolgreichen Konzert:)
Beim Adventskaffee mit selbstgebackenen Plätzchen

Da kann es natürlich auch mal eng werden im Cacique. Das Cacique ist das Kulturzentrum in Playas, in dem wir unseren Unterricht geben. Es gibt dort auch Bastel- und Malkurse, die von den dortigen Lehrern angeboten werden. Ich muss meinen Geigenunterricht im Freien geben, da es nicht genug verfügbare Räume gibt. Das finde ich jedoch nicht schlimm, da es draußen nicht so stickig ist und meistens ein Wind weht, den ich jetzt, wo es wärmer wird, willkommen entgegen nehme. Im Cacique ist immer Betrieb. Wenn auch noch Tanzunterricht für kleine Mädchen auf der Bühne mit voller Musiklautstärke stattfindet, auf dem Hof die Trompetenschüler mit lautem Krach über den Hof laufen und gleichzeitg noch Saxophon- und Schlagzeugunterricht gegeben wird (das sind so die lautesten Instrumente) kann es auch mal anstrengend sein, sich zu konzentrieren und meinen Geigenunterricht „in Ruhe“ zu geben… Jedoch finde ich es sehr schön anzusehen, dass die Leute hier daran interessiert sind, etwas Neues zu lernen und immer was los ist.

Unterricht mit Franky
Im Hintergrund die Bastelkurse

Ich habe sehr viele erwachsene Schüler von meinen insgesamt circa 18 Schülern. Das Altersspektrum geht von den Jüngsten mit 13 Jahren bis zu Ältesten mit 64 Jahren. Es sind sogar zwei Bratschenschülerinnen und ein Celloschüler neben den ganzen Geigen dabei, was ich als Bratscherin natürlich sehr toll finde 🙂 Für mich war es bei meiner Ankunft sehr praktisch, da die alte Geigenlehrerin Lea noch hier war und mir alles gezeigt hat und mich den Schülern vorgestellt hat. Unsere Zeit hier hat sich eine Woche überschnitten und die Übergabe hat gut geklappt, ich konnte auch ihren Stundenplan übernehmen, worüber ich sehr froh war, denn so musste ich mir nicht meine Schüler „suchen“ oder Werbung machen. Jedoch musste ich mittlerweile hier schon viele, die Unterricht wollten, enttäuschen und ihnen sagen, dass ich keinen Platz mehr für neue Schüler in meinen Stundenplan habe, die Nachfrage ist wirklich groß.
Instrumente haben wir im Cacique, die ich jeden Tag für den Unterricht aus dem Schrank hole. Im Unterricht fange ich meistens mit einer Tonleiter an, bevor wir die Stücke spielen. Abgesehen von den Altersunterschieden sind die Unterschiede der Niveaus auch groß- von Neuanfängern, die keine Ahnung von Musik haben (und trotzdem total Lust darauf haben) bis zu Schülern, die schon mehrere Jahre lang Unterricht hatten und mit mir Bach Violinkonzerte spielen.
Konzerte haben wir auch regelmäßig. Eins war direkt in der ersten Woche, in der ich angekommen bin, dann im November und jetzt im Dezember verschiedene Weihnachtskonzerte. Es gibt also immer genug zu tun im Unterricht und Stücke, die eingeübt werden müssen.

Beim Weihnachtskonzert vor 2 Tagen
Mit meinem Celloschüler Gabriel bei seinem Klassentreffen


Aber neben der Arbeit im Cacique war natürlich auch mal Zeit zum Reisen da. Ein Freund von uns hat uns mit auf das Campo von seiner Familie genommen. Das ist das Hinterland mit Plantagen, wo Obst angebaut wird. Dort haben wir Avocados, Kakaobohnen, Mandarinen, Papayas und Guabas geerntet.

Hier pflückt man keine Äpfel, sondern Kakaobohnen
Elias beim Papaya ernten

Des Weiteren fuhren wir im Oktober nach Puerto López, um Buckelwale zu sehen. Das war total beeindruckend, da wir auch sehr nah an die Wale herangekommen sind.

Pelikane auf den bunten Fischerbooten

Danach ging es weiter nach Olón, das ist eine kleine, süße Stadt mit wunderschönem Strand, wo auch ein MoG Projekt existiert. Dort sind wir abends mit den Freiwilligen aus Olón nach Montañita gegangen- Montañita ist DIE Partystadt von ganz Ecuador. „Willst du feiern, dann geh nach Montañita“, sagen die Leute. Das war auch sehr lustig dort, vor allem als große Gruppe.

Der Strand von Olón
Montañita


Cuenca, eine Stadt in der Sierra, war bis jetzt mein letztes Reiseziel. Dort scheint alles viel europäischer und touristischer, ist aber trotzdem eine sehr schöne Stadt. Von dort aus sind wir in den nahegelegenen Nationalpark Cajas und haben eine Wanderung gemacht bis zu 4000 Höhenmetern. Hier habe ich einen weiteren mir unbekannten Teil Ecuadors kennengelernt- die Sierra der Anden.

Ein Platz mit der Kathedrale im Hintergrund
Im Nationalpark Cajas