Die vergangenen beiden Wochen habe endlich meine erste größere Reise innerhalb Ecuadors unternommen: Mit den Freiwilligen aus dem Musiker ohne Grenzen Projekt in Guayaquil bin ich nach Quito (und Umgebung) gefahren.
Quito liegt mittig im Norden Ecuadors und ist mit einer Lage von 2850 m.ü.NN. die höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Die Altstadt gilt auch als UNESCO Weltkulturerbe, weshalb ich gespannt war, was uns dort so erwarten würde.
Nach einer dreistündigen Busfahrt von Olón nach Guayaquil und weiteren acht nächtlichen Fahrstunden, sind wir Donnerstag früh in Quito angekommen.
Trotz des Schlafmangels (denn neben den auf voller Lautstärke laufenden Horror- und Actionfilmen, die in ecuadorianischen Bussen pausenlos abgespielt werden, ist an Schlaf, für mich zumindest, nicht zu denken) machten wir uns motiviert auf die Suche nach einem Hostel. Ich hatte zwar meine Zweifel, wie wir so spontan eine billige, gute und zentral gelegene Unterkunft finden würden, aber tatsächlich stellte sich das als leichter als gedacht heraus. Nach ca. zwei Stunden des Suchens, wobei wir gefühlt schon fast die Hälfte der Altstadt besichtigt hatten, wurden wir endlich fündig: Ein zentral gelegenes, sauberes Hostel mit schöner Aussicht über Quito für nur 6$ pro Nacht.
Das Gepäck schnell abgelegt, machten wir uns auf den Weg Quito zu erkunden. Wir gingen an zahlreichen Märkten vorbei, hakten nacheinander alle bekannten Kirchen und Plätze auf unserer Liste ab und bestiegen die Basilica de Voto Nacional, von wo aus sich uns eine weite Aussicht auf die ganze Hauptstadt bot.
Während man auf den schmalen Straßen abwechselnd steil bergauf und bergab läuft, sind im Lärm die Stimmen der vielen am Straßenrand sitzenden Vekäuferinnen von Avocados, Mangos und anderem Gemüse nicht zu überhören. Generell habe ich in Quito zwar nicht so ein Stresslevel wie in einigen anderen Großstädten wahrgenommen, aber es ist auf jeden Fall immer etwas los und vor allem die vielen Leuten, die auf der Straße alles Mögliche, von Kopfhörern über Eier bis hin zu Teddybären verkaufen, bringen die Stadt zum pulsieren.
Die nächsten drei Tage haben wir ebenfalls Quito und die Umgebung erkundet.
Wir sind mit einer Gondelbahn auf den „Hausvulkan“ Rucu Pichincha auf 4100 m hochgefahren und haben einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt genossen. Wir haben das Museum Guayasamín, des gleichnamigen berühmtesten ecuadorischen Künstlers besucht und sind jeden Abend müde aber glücklich in unserem Hostel angekommen.
Wir haben auch einen Ausflug zum „Mitad del mundo“, dem Äquator gemacht. Nur rund zwanzig Kilometer entfernt von Quito sind wir auf einmal zwischen der Süd-und Nordhalbkugel hinundher gesprungen. Im Rahmen einer Führung durch das Itinan Äquatorialmuseum konnten wir beobachten, wie sich das sich in einem Eimer mit Loch befindende Wasser auf der Nordhalbkugel gegen, auf der Südhalbkugel mit dem Uhrzeigersinn dreht und auf der Äquatoriallinie geradeaus nach unten fließt. Das hängt wohl irgendwie mit der Corioliskraft zusammen, aber weshalb genau diese Strudel entstehen, habe ich auf Spanisch dann leider doch nicht ganz verstanden.
Die nächsten drei Tage verbrachten wir in Otavalo, einer kleineren Stadt ca. 3 Stunden nördlich von Quito. Otavalo ist für seinen farbenfrohen Markt mit typisch ecuadorianischen Handwerksprodukten, Schmuck und Kleidung bekannt. Bevor wir unsere Shoppingtour starteten, besuchten wir die beiden Tage zuvor zum einen den Peguche Wasserfall, zum anderen den Cuicocha Kratersee, um den wir eine vierstündige Wanderung mit vielen schönen Aussichten machten.
Endlich kam der langersehnte Tag und wir stürzten uns in den Morgenstunden in das Meer von kauffreudigen Touristen, aufdringlichen Verkäufern und ein Überangebot an der schönsten und farbenfrohsten Kleidung die ich je gesehen habe. Schon nach rund einer Stunde Handeln, Entscheidungsunfähigkeit und allseitigen Aufforderungen dieses und jenes Produkt zu kaufen, waren wir alle echt fertig. Für manche ist es vielleicht das Paradies, denn es häufen sich wirklich die schönsten Klamotten und Handwerkskunst übereinander, aber ein stressfreier Zeitvertreib ist es jedenfalls nicht.
Wie auch immer, nach ca. vier Stunden Feilschen und Kaufen, machten wir uns erschöpft, zufrieden und jeder mit einer Tasche mehr im Gepäck auf nach Latacunga.
Von dort aus starteten wir am nächsten Tag nämlich unsere dreitägige Wandertour zur Quilotoa Lagune. Das ist ein auf 3800 m in dem Hochgebirge der Anden gelegener Kratersee, welcher in den Wintermonaten in dunklem Smaragdgrün und im Sommer in stechendem Türkis schillert. Die ersten beiden Tage sind wir den sogenannten Quilotoa Loop zu Fuß gewandert. Zuerst viele Höhenmeter runter, bis zum Fluss im Tal und dann, der weniger entspannte Teil, mindestens genauso viele Höhenmeter an den steilen Hängen der Anden wieder hoch (laufen/kriechen – wie auch immer).
Für die vielen steilen Pfade bergauf wurden wir aber mit schönen Aussichten und insgesamt relativ kurzen Strecken belohnt, sodass wir nicht mehr als 5 Stunden pro Tag unterwegs waren. In unseren Hostels in idyllischen kleinen Bergdörfern kamen wir am Ende des Tages aber doch immer müde an .
Die letzte Tagesetappe entschieden wir reitend zurückzulegen. Für 25$ für eine vierstündige Tour (die uns vermutlich acht Stunden qualfollen Ausftieg zu Fuß erspart hat) mit Führer, ist das für Pferdeliebhaber ein Angebot, das man schlicht nicht ablehnen kann. Ein Kindheitstraum erfüllte sich, als ich auf dem Rücken meiner weißen Stute durch die Anden galoppierte.
An die Schmerzen, die ich dadurch am nächsten Tag in Oberschenkel und Po haben würde, habe ich da noch nicht gedacht und so waren das echt ein paar Stunden purer Freud, die am Ende auch noch mit der Ankunft am wunderschönen Quilotoa See gekrönt wurden. Was uns dort außer dem schillernden grün und der Klarheit des Wassers sofort auffiel, war die Temperatur. Auf fast 4000 Metern, ohne Sonnenschein, dafür mit eisigen Winden wurde es zum Nachmittag/Abend verdammt kalt. Das wir bei der Auswahl unseres Hostels für die Nacht nicht auf Bequemlichkeit und gute Isolation, sondern nur auf einen guten Preis geachtet hatten, hatte die seit langem ungemütlichste Nacht zur Folge, in der es wahrscheinlich keine Minute gab, in der nicht irgendwer wegen der Kälte wachgewesen wäre.
Als wir am nächsten Tag wieder in unserer Unterkunft in Latacunga, wo wir den Großteil unseres Gepäcks gelassen hatten, ankamen, waren wir alle sehr froh über die angenehme Temperatur, große Betten und eine ausgiebige und sehr leckere Reispfanne beim Chinesen für 2$.
Und so, wieder aufgewärmt, mit neuen Freundschaften, einer vollen Kamera Speicherkarte und vor allem tollen Erlebnissen und Erinnerungen ging es wieder zurück nach Guayaquil, bzw. für mich nach Olón.
Im Menü unter „Galerie > Quito“ findest du meine Lieblingsbilder von der Reise 🙂