Spanisch

Wie ich schonmal erwähnt hatte, bin ich hier her gekommen ohne davor wirklich Spanisch gelernt zu haben. Ich hatte mir zwei Bücher gekauft und paarmal reingelesen (auf jeden Fall nicht oft genug) und hatte grundlegende Phrasen und Wörter wie „Danke“ und „Wie heißt du“ auf dem Schirm, aber nicht mehr.

Ich habe mich im Voraus immer damit beruhigt, das MoG meinte, man könne auch ohne Spanischkenntnisse herkommen. Und abgesehen davon, dass ich nach dem ganzen Abistress einfach faul war und keine Lust hatte zu Hause selber zu lernen, hatte ich schon lange diese Idee bzw. diesen Wunsch, Mal eine Fremdsprache nicht nach der Struktur wie aus der Schule bekannt, sondern mit dem Ansatz, wie es Kinder in jungen Jahren mit ihrer Muttersprache tun, zu lernen. Also einfach ohne jegliche Kenntnisse, nur durch Hören und die Notwendigkeit sich irgendwie ausdrücken zu müssen eine neue Sprache lernen. Ich habe mich entschieden dieses Experiment zu wagen (und es war natürlich auch ein willkommene Ausrede um nicht lernen zu müssen).

Tja, damit habe ich mich selbst ziemlich ins kalte Wasser geworfen.
Wie ich schon im ersten Eintrag geschrieben habe, hatte ich zu einem großen Teil auch wegen meiner mangelnden Spanischkenntnisse keinen super tollen Start hier. Es war einfach ein beschissenes Gefühl, nicht zu verstehen, was mir andere sagen wollen und mich nicht ausdrücken zu können.
Ziemlich schnell habe ich das Vertrauen in mein tolles Experiment verloren und die ersten drei Wochen war Google Übersetzer mein ständiger Begleiter und bester Freund. Fast immer bevor ich was gesagt habe, musste ich es erst in mein Handy eintippen um es zu übersetzen. Das war echt nervig und wenn ich unterwegs und ohne Internet war, hat sich die Kommunikation meinerseits überwiegend auf „no entiendo“ („Ich verstehe nicht“), „si“, „no“ und höfliches Lächeln beschränkt. Natürlich habe ich jeden Tag was dazu gelernt und wurde besser, aber bis Anfang Dezember konnte ich nicht wirklich viel Fortschritt bemerken.

Vor dem Unterrichten auf Spanisch hatte ich auch ziemlich Angst, wo ich mich doch nicht einmal im Alltag ausdrücken konnte. Überraschenderweise lief das aber eigentlich ganz gut, nach ein paar Stunden hatte ich die wichtigsten Begriffe drauf und konnte mit meinen Schülern, zu einem großen Teil auch durch Gestik, kommunizieren.

Mitte Dezember, als ich alleine nach Guayaquil gefahren bin um von dort ein neue Freiwillige abzuholen, habe ich das erste Mal bemerkt, dass ich mich mittlerweile irgendwie zurecht finden kann. Ich habe alleine mein Busticket gekauft, habe mich kurz mit dem Busfahrer unterhalten, mein Essen bestellt und bezahlt und habe sogar in Guayaquil den Preis des Taxis verhandelt. Das waren kleine Erfolge, die mich aber sehr glücklich gemacht haben.
Seitdem ich mehr Vertrauen in mein Spanisch gewonnen habe, merke ich, dass es schon viel besser läuft. Jetzt nach zwei Monaten kann ich auf jeden Fall schon einiges verstehen. Meine Gastfamilie und Freunde verstehe ich zum Großteil und wenn ich nochmal nachfragen muss, dann ist das auch gar kein Problem. Bei Fremden und Leuten, die schnell oder undeutlich reden, tue ich mir noch schwer, aber es macht mir mittlerweile nichts mehr aus, sie dann einfach zu bitten es nochmal langsamer zu wiederholen oder lächelnd zuzugeben, dass ich das gerade leider nicht verstanden habe.
Reden fällt mir noch ein bisschen schwerer. Über Sachen, die ich schon oft gehört habe und die viel im Alltag vorkommen (Zum Beispiel rund ums Thema Essen, Strand, Musik, Ausflüge etc.) kann ich mich mittlerweile schon unterhalten. Meine Gefühle kann ich halbwegs ausdrücken und ich spreche es auch an, wenn es irgendwelche Probleme gibt.
Der nächste Schritt zur Verbesserung wäre jetzt Verbzeiten zu lernen, denn ich bemerke sehr oft, dass mir das fehlt. Sobald ich die Motivation dazu finde, werde ich das auf jeden Fall machen (das sage ich mir jedenfalls seit drei Wochen).

Fazit: Es wäre besser gewesen mit etwas mehr Spanischkenntnissen herzukommen, schon allein um mich anfangs bisschen weniger fremd zu fühlen. Aber so langsam kommt alles in Fahrt, nach zwei Monaten, ohne währenddessen zusätzlich gelernt zu haben, kann ich mich über die meisten Themen unterhalten, wenn auch manchmal etwas stockend. Im Moment fühle ich mich wohl mit meinem Spanisch und bin sehr gespannt, wie es sich in den nächsten Monaten entwickeln wird.