Ein kleiner Exkurs über das Schulsystem in Ecuador, da sich dieses doch ziemlich vom deutschen unterscheidet:
Bis zum Alter von 4 Jahren gehen die Kinder in eine Art Kindergarten.
Bereits mit 4 Jahren kommen sie dann in die „escuela“, also quasi in die Grundschule. Dort schreiben auch die kleinsten Kinder schon Prüfungen, in denen sie dann z.B. ankreuzen müssen, ob sie ein Junge oder ein Mädchen sind und müssen dann die Figuren möglichst noch in blau bzw. rosa ausmalen. Auch als Hausaufgabe gibt es solche Dinge, die aber eigentlich immer die Eltern für ihre Kinder erledigen. Wenn die Schüler dann schreiben können, behandeln sie in der Schule meist verschiedene Fragen, die sie vor Prüfungen auswendig lernen müssen und die genau so auch gestellt werden. Als Hausaufgabe gibt es meistens irgendwelche Texte zum Abschreiben. Auch wenn Fächer wie Sport, Kunst und Musik auf dem Stundenplan stehen, wird dies nur gemacht, wenn der Lehrer gerade Lust dazu hat, also manche Kinder haben dann auch mal 2 Jahre keinen Sportunterricht in der Schule. Was ganz witzig anzusehen ist, ist die Mittagszeit in der escuela: dann kommen immer Eltern, Geschwister oder Großeltern der Kinder vor das Tor der Grundschule, um ihren Kindern am gegenüberliegenden Essenstand eine Mahlzeit (oder auch mal nur eine Cola) zu kaufen. Diese wird den Kindern dann durch das verschlossene Tor gereicht (errinnert ein bisschen an eine Raubtierfütterung im Zoo) und die Eltern gehen danach wieder nach Hause.
Ab der 7. Klasse beginnt dann das „colegio“, also die weiterführende Schule. Schulbeginn ist um 7:30 Uhr, Ende meist um 13 Uhr. Die verschiedenen Colegio-Arten unterscheiden sich nicht wie bei uns nach Bildungsstand (Hauptschule, Realschule und Gymnasium) sondern sind nach Zweigen geordnet, also es gibt z.B. ein technisches, ein wirtschaftliches und ein touristisches Colegio. Außerdem eine extra Schule zur Ausbildung als Fischer, die dem Colegio gleichgestellt ist. Das Unterrichtsniveau ist dabei teilweise sehr erschreckend – in den Englischbüchern haben wir schon so viele Rechtschreib- und Grammatikfehler gefunden, dass es manchmal kaum möglich ist, die Sätze zu entziffern. Auch die englische Aussprache der Lehrer ist kaum als englisch zu verstehen. Also kein Wunder, dass die Kinder nach ihrem Schulabschluss (mit ca. 17 Jahren) nicht viel mehr englisch können als „Hello, how are you?“.
Nach dem Colegio besteht dann (je nach finanziellen Möglichkeiten der Familie) die Möglichkeit zu studieren. Universitäten und Hochschulen gibt schon in vielen größeren Städten und auch diese sind wie das Colegio nach Zweigen geordnet.
Am Bildungssystem gäbe es hier noch einiges zu arbeiten. Vor allem die Grundausbildung der Kinder ist teilweise einfach nur sinnlose Beschäftigungstherapie und auch die Lehrer sind leider meistes nicht viel mehr gebildet als das „normale Volk“. Dennoch gibt es zum Glück immerhin schon in fast jedem Dorf escuela und colegio, was vor allem auch ärmeren Familien die Bildung ermöglicht. Generell wird die Grundausbildung auch vom Staat bezahlt (samt Schuluniform und Pausensnacks), allerdings muss die Familie selbst für Bücher- und Prüfungskosten (1 Dollar pro Kopie!) aufkommen.
In den letzten Wochen hatten die Schüler noch jeden Tag Prüfungen, ab heute beginnen die 2-monatigen Sommerferien 😉