Kurzurlaub, Klavierunterricht und Kaffee

Hallo ihr Lieben!

Schon wieder ist es so weit und mir stellt sich die Frage: Was ist in der Woche seit dem letzten Blogeintrag so alles passiert? Eigentlich gar nicht so viel denke ich mir und wundere mich, dass es schon wieder Donnerstag ist, die Zeit fliegt hier wirklich geradezu an mir vorbei… Letztendlich ist natürlich doch einiges passiert, das versuche ich jetzt mal hier zusammenzufassen.

Dämmerung im Guasmo: Von der Musikschule hat man einen phänomenalen Blick

Dämmerung im Guasmo: Von der Musikschule hat man einen phänomenalen Blick

Also, am Wochenende war ich zusammen mit anderen Freiwilligen und meinem Gastbruder in dem kleinen Städtchen Playas am Pazifik und traf dort wieder auf meinen Cousin und seine Freundin. Die Stadt ist ziemlich touristisch und eher weniger schön – man sieht vor allem Guayaquiler, die den nahegelegenen Strand für einen Kurzurlaub besuchen. Der volle Strand und die vielen touristischen Mägen haben aber den Vorteil, dass es am Strand ein breites Angebot an leckeren ecuadorianischen und südamerikanischen Leckereien gibt: Empenadas (gefüllte frittierte Teigtaschen), Bollo de pescado (Fischpampe, gekocht in Bananenblättern mit Reis), Corviche (auch Fischpampe, dieses mal aber frittiert und gefüllt mit Salat) und noch dies und dann noch das… Satt und zufrieden wird man also immer und das zu relativ humanen Preisen.

Sehr lustig anzuschauen war am Strand das Ballspiel einer ecuadorianischen Familie, bei dem alle Familienmitglieder, von groß bis klein mitmachten. Einziges Ziel des Spieles war es, den Ball so lange wie möglich im eigenen Team zu behalten und mit beeindruckendem Ehrgeiz und Einsatz wurden dafür nicht selten auch der Tante oder dem Opa die Beine weggezogen. Spätestens wenn man sieht, wie eine ganze Familie einen Heidenspaß dabei hat, im Sand rumzutoben und sich mit Sand zu bewerfen, weiß man, dass man sich in Ecuador befindet!

Wir wiederum hatten viel Spaß mit den großen Wellen des Pazifik und ich habe mir fest vorgenommen, mich beim nächsten Wochenendausflug mal im Surfen zu probieren.

Während die Guayaquil-Crew abends wieder nach Hause fuhr, verbrachte ich den Abend und den folgenden Sonntag noch zusammen mit meinem Cousin. Wir konnten freundlicherweise bei Carlos, einem Ecuadorianer mit Wohnungen im Guasmo und in Playas übernachten, der mitbekommen hatte, dass wir den Kurzurlaub in Playas machen und uns kurzfristig eingeladen hatte. Obwohl seine Wohnung in Playas sehr einladend war und Carlos zu uns sehr freundlich war, hatten wir bei ihm aber immer ein etwas mulmiges Gefühl. Es fühlte sich so an, als sei er der Lehnsherr der Familien, an die er seine Häuser vermietet. So war die winzige ein-Zimmer-Baracke gegenüber das Zuhause einer 15-köpfigen Familie und die Mutter kam zum Kochen und Putzen in das riesige Haus von Carlos, in dem bis auf ihn niemand lebt. Es war das erste Mal, dass ich hier so direkt mit der Armut konfrontiert wurde und es hat mich sehr überrascht, wie herzlich und offen die Familienmitglieder auf uns „reiche“ Deutsche eingegangen sind. Es schien sie gar nicht großartig zu stören, unter für uns so unvorstellbaren Lebensumständen zu leben – im Gegenteil, sie schienen fröhlicher und zufriedener als mancher Deutsche. Das hat mich dann schon etwas zum Nachdenken gebracht…

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Krasser Gegensatz – Im Haus in der Mitte wohnen 15 Menschen, im zweistöckigen Haus links einer

Naja, den Sonntag haben wir jedenfalls noch sehr entspannt an einem etwas abgelegeneren, menschenleeren Strand mit Chifles (ein sehr leckerer Snack aus frittierten Kochbananen, den es hier überall gibt), dem Kartenspiel „Cambio“ und dem Beobachten von Krebsen verbracht. Es war alles in allem ein sehr schönes, entspanntes Wochenende zusammen mit meinem Cousin und seiner Freundin, von denen ich mich am Sonntag Abend dann in Guayaquil wieder verabschieden musste.

Bewegt man sich nur ein winziges Stück, so verschwinden die scheuen Krebs wieder in ihrem Loch

Bewegt man sich nur ein winziges Stück, so verschwinden die scheuen Krebse wieder in ihrem Loch

Die folgende Woche war geprägt von viel Unterricht und Vorbereitungen für ein weiteres kleines Konzert und gemeinsames Essen diesen Samstag zum Geburtstag der Musikschule. Mir macht es sehr viel Spaß, hier Unterricht zu geben und etwas zum Projekt von MoG beizutragen. Anders als in Deutschland müssen hier meist die Kinder ihre Eltern dazu überreden, sie zur Musikschule zu bringen und nicht andersherum, wodurch die meisten Schüler sehr motiviert sind und es viel Spaß macht, mit ihnen zu arbeiten.

Ich schließe den heutigen Eintrag noch mit einem echten Highlight meiner bisherigen Zeit in Ecuador und den am besten investierten 2$ seit langem ab: Ein frisch gemahlener und mit einer echten Kaffeemaschine zubereiteter Cappucino heute bei „Sweet & Coffee“! Noch nie habe ich einen Kaffee so genießen können wie hier, denn kurioserweise bekommt man hier, wo die Bohnen angebaut werden, sonst nirgends einen ordentlichen Kaffee.

So viel also zu meinen vielfältigen Erlebnissen der letzten Tage! Am Sonntag fahren wir mit ein paar Freiwilligen nach Quito, ich bin schon gespannt, was mich dort erwartet. Über meine Erlebnisse dort könnt ihr dann nächste Woche hier lesen!

Liebe Grüße,

Nicklas

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