Inselhopping auf Galápagos – Santa Cruz die zweite und Floreana

Die Frisbee fliegt, ich hetze über den Sand der Scheibe nach, hechte über die Linie und fange die Fris kurz bevor ich auf dem weichen Sandboden strande. Golden Goal. Das Spiel ist aus – Deutschland ist Weltmeister. Dieses heiße Ultimate-Frisbee-Battle trugen wir auf der Isla Floreana, die wir als nächste Insel mit der WG-Truppe besuchten, aus.

 

Von San Cristóbal zurückkommend erwartete uns Puerto Ayora das tiefenentspannte WG-Feeling. Ich ging mit Flo und Alexandra, kurz Alex, in Las Grietas, einer mit Meerwasser überfluteten Felsspalte schnorcheln und hatte mächtig Spaß dabei. Die kleinen Unterwasserhöhlen in diesem sehr engen aber doch recht tiefen Swimmingpool forderten meine Tauchkünste heraus.

Später gingen wir Empanadas, gefüllte Teigtaschen – der Lateinamerika-Snack zu Abend essen. Der Spot machte unserer Empanada-Frau vorm Krankenhaus im Guasmo, wo wir Mitternachts-Stammkunden sind, Konkurrenz. Und für $ 1 das Stück waren diese für Galápagos-Verhältnisse ziemlich preiswert. Aber ich bleibe den Guasmo-Empanadas treu.

Anschließend verzogen wir uns recht rasch in das Reich der Träume, am nächsten Tag begann nämlich das Geburtstags-Wochenende für Theresa, zu dessen Ehren wir zusammen auf die Isla Floreana fuhren. Mit von der Partie waren neben den WG-Bewohnern auch Lauren, die Britin von der Wanderung auf Santa Cruz und Phoebe, auch eine Britin aus Oxfordshire, die auf Santa Cruz als Englisch- und Musiklehrerin arbeitet und gut mit Teresa befreundet ist. 


Die Überfahrt im Morgengrauen gestaltete sich, bis auf, dass sich Lauren übergeben musste, unspektakulär. Ich las in einem rauschhaften Lesewahn „Münsters Fall“, den schwedischen Krimi von Håkan Nesser, in einem Zug fertig. Das Buch hatte ich schnellstmöglich gegen den sülzigen Schinken von der Urwald-Tour ausgetauscht. Sonst bin ich eher so der Typ, der für zwei Zeilen drei Monate braucht, aber die Spannung dieses Buchs hatte mich mitgenommen – süperbeste Empfehlung vom Autor himself.

Schließlich kamen wir auf dieser ruhigen, weniger touristischen und mehr einsamen, daher idyllischeren Insel an. Die Vorhersagen eines Freundes unseren Gastgebern, dass die Reise dorthin auch eine viaje de tiempo (Zeitreise) sei, bewahrheitete sich. Kein Mobilnetz, kein W-LAN, dafür verschlafene Nester und gemütliches Flair. Auch diese Insel weist, wie die meisten anderen auch grob gesagt drei Vegetationszonen auf:

  • Die Küste fällt recht karg aus, kann dafür aber mit traumhaften Stränden mit superfeinem weißen oder auch durch das Vulkangestein schwarzen Sand auftrumpfen.
  • Anschließend folgt das Hinterland, welches Lava-Mondlandschaften, gespickt mit den typischen Opunita-Baumkakteen aufzuweisen hat. Oft hat die Umgebung auch etwas Steppenhaftes. Hier finden sich meist die Städte, die mal dörflicher und gemütlicher oder hektischer und touristischer daherkommen.
  • Je weiter man ins Innere der Insel vordringt, desto höher kommt man, da alle Inseln ja Vulkankegel sind. Die sogenannten Highlands weisen eine feuchtere Vegetation auf, es wachsen größere Bäume und alles wird grün. Man fühlt sich schon fast an die Sierra (Gebirge auf dem Festland) erinnert.

Zunächst suchten wir eine Bleibe. Die Preise waren mal wieder horrend und die Auswahl im 120-Seelen-Dorf Puerto Velasco Ibarra nicht besonders groß und so landeten wir schließlich im Hotel Wittmer, einem geschichtsträchtigen Familienbetrieb mit Palmen, Privatstrand und Fußdusche. Ungläubig, dass dieses Hotel unserer Preisklasse entsprach, riefen wir ein zaghaftes „Hola!“ in die Besucherhalle. Daraufhin erschien eine Frau mittleren Alters, die auch deutsch sprach. Eine Wittmer. Nachdem wir ihr klargemacht hatten, dass wir wenig Geld haben und ihren Verwandten Edu auf Santa Cruz kennen, machte sie uns wie von selbst das unschlagbare Angebot von $ 20. Wir schlugen baff zu.

Die Familie Wittmer verließen 1932 ihre Heimatstadt Köln, um auf Floreana eine neue Existenz aufzubauen. Damals war die Insel noch unbewohnter, genau genommen war sie von zwei anderen Parteien, einem esoterischen Ehepaar, das im Einklang mit der Natur nackt bis 200 Jahre auf dieser Insel leben wollte und einer selbsternannten Baronin, die sich als Kaiserin von Floreana erklärte. Auf ungewisse Weise verschwanden früher oder später, genügend Stoff für die Weltpresse also, die diese Story mit Bärenhunger als „Affäre Galápagos“ verschlang. Einige Jahre später wird das Hotel Wittmer, die erste Unterkunft auf Floreana, eröffnet. Hier ein gut recherchierter ZEIT-Artikel über den ganzen Stoff und eine Theaterbearbeitung davon. Und in diesem Laden sollten wir also pennen.

Nachdem wir eine Runde am Privatstrand geschnorchelt und gebadet hatten, erwanderten auf Anraten von Frau Wittmer wir die Laguna Pulpo, eine Lagune, die allerdings ziemlich ausgetrocknet dalag. Dafür war der Weg dorthin durch die bizarren Mondlandschaften des Hinterlands umso toller. Dort gab es auch zahlreiche Muscheln, Leguane, sowie Krabben und Seelöwen zu sehen.

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Gegen Nachmittag machten wir uns noch zur Lobería, einem Seelöwenstrand, auf, der fantastisch war. Die Farben waren unfassbar stark, vor allem gegen Abend als die Sonne unterging. Hier schnorchelten wir, spielten wir die erste Runde Ultimate Frisbee.

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Mit großem Hunger kehrten wir zum Hotel zurück und kochten den mitgebrachten Reis mit Tomaten und Thunfisch (Wir hatten uns sagen lassen, dass man auf Floreana kaum etwas kaufen kann und wenn, dass es überaus teuer wird) auf einem Elektrokocher, den uns Frau Wittmer netterweise zur Verfügung gestellt hatte. Dann fiel uns auf, dass wir weder Besteck noch Teller hatten und die Küche zu und Frau Wittmer weg waren.  Also tigerte ich in der Dunkelheit zum benachbarten Ferienhaus, wo uns eine Australierin, die wir auf dem Boot kennengelernt hatten, aushelfen konnte. Anschließend verzehrten wir unsere Leckereien und gönnten uns noch das ein oder andere Gläschen Caña (Zuckerrohr-Schnaps). Alles was fehlte, war eine Gitarre…


Am nächsten Tag erwarteten uns zwei Ananas vor unserer Tür, die Heinzelmännchen Wittmer wohl vorbeigebracht haben musste und die unser Frühstück, bestehend aus Brot mit Frischkäse, bedeutend bereicherten. Nach dem Frühstück begaben wir uns in die Highlands, um dort eine kleine Rundwanderung zu unternehmen, die uns an einigen Landschildkröten, einem durch Erosion entstandenes Stein-Labyrinth und kleinen Höhlen, der erste Unterschlupf der Familie Wittmer, vorbeiführte. Daraufhin folgte eine weitere Wanderung, diesmal zu einem Vulkankrater-Halbrund, das sehr beeindruckend in der Landschaft lag.

 

Am Nachmittag begnügten wir uns mit demselben Programm des Vortags, Schnorcheln an der Lobería mit Frisbee, was aber alles andere als langweilig war. Daraufhin bereiteten wir das Geburtstagsessen für Theresa zu, das leider nicht wirklich berauschend ausfiel. Wieder gab es Reis mit Thunfisch und Tomate. Diesmal hatten wir nur den Teller von der Ananas am Morgen, so mussten wir improvisieren und aßen mit Pringles-Deckeln on der Frisbee. Danach gaben wir uns mit Caña und anillo de fuego (Ring of Fire) noch die Kante. Zur Feier des Tages gingen wir zum Abschluss noch im Pazifik baden. Fast wie damals in Olón.

Am letzten Tag schliefen wir erstmal gehörig aus. Wieder lagen zwei piñas (Ananas) vor unserer Tür. Heinzelmännchen Wittmer meinte es wirklich zu gut mit uns! So konnten wir unsere trockenen Brötchen wenigstens noch mit Ananasscheiben aufstocken. Daraus wurde dann so eine Art Toast Hawaii – der Toast Floreana war geboren!

Nach einer letzten Schnorchelrunde mussten wir es leider schon packen – die Fähre fährt zweimal pro Tag, um sieben oder vierzehn Uhr. Wir verließen die Insel jedoch nicht, ohne eine Postkarte in das Postfass geworfen zu haben. Das legendäre Postfass wurde von Piraten installiert, die in selbigem ihre Post fürs Festland aufbewahrten bis der nächste Festlandreisende diese mitnehmen konnte. Bis heute wird die Tradition fortgeführt und so können Touristen wie ich (Na gut, ich zähle mich ja auch zu dieser Spezies) noch heutzutage darauf hoffen, dass die Postkarte von einem aus einer ähnlichen Gegend stammenden Artgenossen mitgenommen und überbracht wird.

Auf der Rückfahrt, auf der ich sehr mein leergelesenes Buch vermisste, sahen wir sogar einige Delfine. Verrückt, dass sich diese Meeressäuger so nah an die Boote annähern! Wo der Ozean doch groß genug ist, um sich sonstwo aufzuhalten. Flo zückte geistesgegenwärtig die Kamera und konnte dieses tolle Bild von einem dieser eleganten und verspielten Tieren für die Ewigkeit festhalten:

Autor: Cons

Cons ist ein neunzehnjähriger Weltenbummler mit musikalischen Neigungen. Diese beiden Aspekte sieht er bei dem Verein Musiker ohne Grenzen (MoG) vereint und deshalb macht er jetzt für ein halbes Jahr einen musikalischen Freiwilligendienst in Ecuador, genauer Guayaquil. Er gibt dort in einem ärmlichen Viertel, Guasmo Sur, in der Musikschule Clave de Sur Unterricht für Klavier, Horn bzw. Trompete (da muss er sich an die Nachfrage anpassen) und Gesang.

7 Kommentare

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